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Konzert-Bericht
 
Ein Bier ohne Samba

Coralie Clément
Kitty Hoff

Köln, Gebäude 9
24.05.2005

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Coralie Clément
Da waren die Augen wohl größer als der Bauch: Wegen einer zu geringen Nachfrage im Vorverkauf war das Konzert der kleinen Französin kurzfristig vom gediegeneren Stollwerck ins eher erdige Gebäude 9 verlegt worden. Für viele der dann doch sehr zahlreich eintrudelnden Gäste dürfte dieses ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein, ist doch das Gebäude 9 ein rechter Rock N Roll-Schuppen mit Mirrorball, Rock-PA und punkigem Flair - denkbar ungeeignet also für luftige Feuilleton-Unterhaltung, wie sie Coralie noch auf ihrer letzten Tour geboten hatte. Aber: Coralie wollte ja gerne gerne Krach machen - was sie auf ihrer aktuellen CD "Bye Bye Beauté" - zumindest streckenweise - auch eindrucksvoll demonstrierte. Insofern wurden sicher all die enttäuscht, die etwa eine Fortsetzung des Samba-Prinzips erwartet hatten.
Aufgrund des begeisterten Zuspruches dürften dies allerdings die Allerwenigsten gewesen sein. Zumal der leichte Jazz auch nicht ganz außen vor blieb. Denn als Support spielte Kitty Hoff aus Berlin mit ihrer Band Forêt Noir. Diese hat sich nun dem jazzigen, indes deutschssprachigen Chanson verschrieben. Und hier gab es denn jede Menge Samba, Bossa und Swing-Rhythmen und sogar einen Reggae (als Einleitung) sowie eine Art ungarischen Polka. Dazu sang Kitty - in ihrer Ausstrahlung ein wenig vergleichbar mit Lisa Bassenge - von einsamen Seeleuten, kleinen Hunden, die Melodien bellen oder dem Weg, der das Ziel ist, wenn die Wahrheit ihr Versprechen nicht hält (oder so ähnlich). Dazu spielte die bemerkenswert junge und gutgekleidete Band makellos, perfekt - aber auch vielleicht ein klein wenig zu glatt; man könnte gar sagen "seelenlos", weil distanziert. Die dazu passende CD erscheint dann im Sommer. Insgesamt dürfte Kitty Hoff mit ihrer pflegeleichten, gediegenen und anspruchsvollen Unterhaltung aber durchaus Pluspunkte gesammelt haben. Zumindest bei Coralie, die sich eine Kitty Hoff-Postkarte auf ihre Jacke geklebt hatte und obendrein noch mal ausdrücklich um Applaus für "Kitty 'off" bat.

Bei Coralies Auftritt gab's dann quasi Tabula Rasa: Die gesamte Bühne wurde freigeräumt, bis bloß noch ein Schlagzeug links hinten und ein Keyboard rechts hinten übrig blieb. Coralies Band machte dann auch nicht viel Aufhebens um die Songs, die natürlich vorwiegend von "Bye Bye Beauté" stammten. Diese wurden kurz, knapp und ohne Schnörkel umgesetzt. Punkt. Was dort laut ist, wurde noch lauter dargeboten und was Ballade ist wurde bis auf die Grundelemente reduziert und Muße etwa für ausufernde Experimente gab's auch keine. Das machte aber alles Sinn. Denn wenn Coralie auf der Bühne nix zum singen hat, hat sie auch nix zu tun - und das sieht dann auch nicht so toll aus. Auf diese Weise ließen sich obendrein mehr Stücke ins Set quetschen. Und: Das ganze Rezept funktionierte auch einwandfrei. Das Musikantentrio überzeugte nämlich als ruppige Rock-Kapelle, bei der jedwede Finesse mit Druck weggebügelt wurde. Das bekam natürlich insbesondere Stücken wie "Un beau jour pour mourier", "L'enfer" oder "L'impasse" besonders gut, die ja von Bruder Benjamin Biolay und Hubby Daniel Lorca (der dieses Mal nicht dabei war, weil er wohl gerade an der neuen Nada Surf-CD herumschraubt, die ja bis zur Festival-Saison fertig werden muss) auf Coralies Wunsch genau für diesen Zweck konzipiert worden waren. Dabei durfte dann auch der übereifrige Gitarrist, der das Publikum mit seinen technischen Problemen dermaßen überschwenglich unterhielt, dass Coralie schlicht meinte, er sei verrückt, einmal ein paar schnelle Soli einschießen und den Verstärker so richtig aufdrehen. Aber auch die ruhigen Stücke gefielen durchaus im reduzierten Ambiente. So gab es z.B. bei "Gloria" zwar keine Flötentöne, dafür aber Harmonie-Gesang und auch die wenigen Stücke des Debüt-Albums, die den Weg ins Set fanden, wurden - bis auf den Titeltrack - auf diese sparsame Weise abgearbeitet.

Wie auf der letzten Tour, so spielte Coralie auch dieses Mal das Stück "Billy Bob a raison" ihres Bruders Benjamin Biolay - allerdings auf eine eigenartige Weise. Wurde das letzte Mal noch eine lockeres Band-Arrangement gewählt, so orientierte sich Coralie dieses Mal an seiner Version auf dem "Negatif"-Album, bis der Drummer schließlich das Publikum klatschenderweise animierte mitzumachen und als das Stück dann praktisch schon zu Ende war, kam die ganze Band noch hinzu, um es mit einer Jam-Session zu beenden. Hm. Gelungener war da schon die Version von Vanessa Paradis' "Pourtant" (auch wenn der Drummer zunächst spaßeshalber "Joe le Taxi" anzählte). Hier agierte die Band nämlich komplett, aber etwas zurückhaltender, so dass die Struktur des Stückes sehr schön herausgearbeitet wurde. Ansonsten gab es bemerkenswerterweise keinerlei Probleme mit Coralies eher dünnen Stimme und den rauhen Arrangements: Die Positionierung der Musikanten auf der Bühne sorgte hier für genau das richtige Gleichgewicht. Und überhaupt: Die Texte kennt man ja als Fan eh auswendig. Und wenn Coralie mal etwas zu sagen hatte, bat sie Leute aus dem Publikum auf die Bühne, das dann zu übersetzen. Wie zum Beispiel im Falle der akustischen Zugabe "Lou", anlässlich derer das Publikum angelernt werden musste, den Refrain zu singen - was nach einigen Versuchen auch sehr schön gelang. Alles in allem war dies aber tatsächlich eher so etwas wie ein Rock-Konzert (einen Samba gab's nur ein Mal und auch nicht wirklich richtig). Und auch wenn die Zielrichtung im Detail dann doch eine andere war - irgendwo machte es schon Sinn, dass Coralie im Led Zeppelin T-Shirt auftrat. Ach ja: "Ein Bier" waren außer "Ich schpresche kein Deutsch" und "Danke" - die einzigen deutschen Worte, die Coralie beherrschte.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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