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Madonna... und sonst gar nichts!

Madonna

Düsseldorf, LTU Arena
20.08.2006
Madonna
Stadionkonzerte sind ja eigentlich ein Auslaufmodell. Immer mehr Großveranstaltungen werden letzten Endes in kleinere Säle verlegt, selbst die Rolling Stones spielen nicht mehr vor ausverkauftem Haus, und wenn man nicht gerade Robbie Williams heißt, sollte man, was die Größe der Konzertvenues angeht, dieser Tage besser kleine Brötchen backen. Die Ausnahme von der Regel: Madonna. Natürlich. Okay, auf ihrer "Confessions"-Tournee gönnt sie dem deutschen Publikum gerade einmal zwei Auftritte, doch rund 50 000 Tickets für die LTU-Arena wollen erst einmal verkauft sein.
Zumal Madonna kaum Zugeständnisse macht, was das Programm betrifft: Wo die bereits erwähnten Rolling Stones praktisch überhaupt keine neuen Songs spielen, um das Publikum mit den alten Heulern zu ködern, und selbst Depeche Mode einen ausgiebigen Block mit mehr als einem halben Dutzend alter Megahits ans Ende ihrer Show stellen, ist Madonna gekommen, um ihr aktuelles Album zu präsentieren. Nun gut, die Vorabsingle ist einer der größten Hits ihrer Karriere und Madonna-Platten verkaufen sich auch heute noch wie geschnitten Brot, aber trotzdem: Allein für das Konzept des Abends verdient Madonna Respekt.

Schon vor dem Auftritt ist die Stimmung in der Halle fantastisch: Die 50 000 machen die La Ola, tanzen und feiern sich selbst, obwohl Paul Oakenfold im Vorprogramm eigentlich alles dafür tut, das Gegenteil zu bewirken. Schwamm drüber, hier ist keiner, um Oakie zu sehen, wir sind wegen Maddie gekommen. Die macht's zunächst einmal spannend: Um 21.15, statt wie angekündigt um 21.00 Uhr, geht das Licht aus, und nach einem ausgewalzten Intro schwebt die Hauptperson heran - und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn Madonna entsteigt einer gigantischen Discokugel. Disco ist dann auch das Motto des Abends: Wie schon das "Confessions On A Dancefloor"-Album haben an diesem Abend praktisch alle, auch die wenigen alten Songs, angenehmes 70s Retro-Discoflair. Und als gälte es, das noch zu unterstreichen, geht die Eröffnungsnummer "Future Lovers" nahtlos in Donna Summers Hymne "I Feel Love" über. Zunächst beeindruckt Maddie allerdings nur mit ihren Tanzkünsten. Der Gesang klingt verdächtig nach Playback. Allerdings wirklich nur bei der ersten Nummer, danach sind genug Unsauberkeiten drin, um ihr nichts Böses unterstellen zu können, aber auch keineswegs so viele, um ihr eine schlechte Leistung als Sängerin bescheinigen zu können.

Die erste völlige Ekstase dann beim dritten Song: Maddie schwebt als "elektrische Reiterin" samt Tanzstange über die Bühne und trällert dazu "Like A Virgin". Auch bei anderen Songs gefällt sich Madonna in der Rolle der Provokateurin: Mehr oder minder offensichtliche Anspielungen auf den Nahost-Konflikt gibt es ebenso wie Einspieler zur AIDS-Epidemie in Afrika auf den riesigen Leinwänden. Letzteres ist auch der Aufhänger für die vorab schon viel diskutierte Szene mit Madonna am (Disco)-Kreuz: Was einige, ohne die Hintergründe zu kennen, als blasphemisch auslegen wollten, war wohl eher als Seitenhieb auf die Einstellung der (katholischen) Kirche gemeint, zumal der Song dazu "Live To Tell" (übrigens eines der absoluten Highlights des Abends) ist.

Dass Madonna - den ganzen Abend in eher simple, aber sehr effektive Outfits gekleidet, die sie des Öfteren auf der Bühne und während der perfekt durchdachten Show wechselt - auch ihrer Vorliebe für Ethno-Pop freien Lauf lässt (und damit das Publikum - kurzzeitig! - eher langweilt als begeistert), unterstreicht nur das, was eingangs bereits gesagt wurde: Sie schert sich nicht darum, was das Publikum will - und kann sich das auch leisten. Nach dem kleinen Durchhänger gegen Ende der ersten Hälfte dann das nächste Highlight bei "I Love New York": Madonna hochgeschlossen ganz in Schwarz, mit Stromgitarre (!) und Velvet Underground-Charme: Einfach großartig! Dass sie sich damit an der Grenze zur Parodie bewegt, ist der Hälfte des Publikums vermutlich egal, und die andere Hälfte bewundert sie gerade dafür, dass sie sich vier Tage nach ihrem 48. Geburtstag offensichtlich selbst nicht immer ganz ernst nimmt.

Mit "Music" (als Medley mit "Disco Inferno") und "Ray Of Light" gibt's dann auch endlich ein paar handfeste Hits zu hören, und selbst dass danach ein, zwei Nummern wieder etwas durchhängen, macht nur wenig: Wenn sich Madonna samt Stuhl auf dem Laufsteg räkelt, ist es nun wirklich nebensächlich, ob sie auch noch singt. (Unfreiwillig) komisch auch ihr Dialog mit dem Publikum, der schon allein daran scheitert, dass die meisten anscheinend nicht genug Englisch sprechen, um Maddie zu verstehen. Ihr "Do you speak English?" ist dagegen Gold wert.

Das große Finale beginnt dann mit dem etwas deplatziert wirkenden "La Isla Bonita" (wenn man bedenkt, dass Knüller wie "Frozen", "Secret" und überhaupt Songs aus "Like A Prayer" komplett fehlen, sicherlich eine seltsame Wahl). "Lucky Star" gibt's gleich hinterher, und das leitet, etwas linkisch, der einzige Patzer in der ansonsten perfekten Show, zu "Hung Up" über. Und nicht nur, dass der Song auch auf zehn Minuten ausgewalzt noch absolut phantastisch ist und man von Madonna in ihrem "Dancing Queen"-Glitzerumhang gar nicht genug bekommen kann - welcher Künstler kann es sich nach 25 Jahren im Business schon leisten, ein Stadionkonzert mit der Single des aktuellen Albums zu beenden und trotzdem niemanden zu enttäuschen? Eben auch nur Madonna. Nach genau zwei Stunden sieht sie sich dann auch nicht genötigt, eine Zugabe zu spielen. Ein rauschendes Fest und allerbeste Unterhaltung ist der Abend aber auch so: Die vielleicht größte Großraumdisco der Welt.

Surfempfehlung:
www.madonna.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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