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Konzert-Bericht
 
Grandioses Mittelmaß

David Gray
Cousteau

Köln, E-Werk
26.06.2001
David Gray
Das war schon eine seltsame Kombination: Cousteau, die neue, elegante Tendresse-Kapelle des denkenden Mannes und David Gray, der breitflächige Melassen-Songwriter für die Massen. Ob das wohl gutgehen konnte? Wie man's nimmt. Das E-Werk war trotz des angenehmen Sommerwetters pünktlich gut gefüllt. Als dann Cousteau den Set eröffneten, überraschte zunächst einmal die wohltemperierte Lautstärke. Wann hat man das letzte Mal im E-Werk Leute in der ersten Reihe "Lauter!" rufen gehört? Das machte aber Sinn: Als die Tindersticks zur vorletzten Popkomm mit ähnlicher Besetzung im E-Werk auftraten, brauchten sie drei Stunden zum Soundcheck und trotzdem klang es ziemlich bescheiden. Cousteau machten da schon eine bessere Figur.
Cousteau
Inmitten der orchestralen, aber unbombastischen Arrangements nahm sich der - trotz Anzug - sichtbar ordentlich tätowierte Crooner Liam McKahey viel Raum für seinen Vortrag. Seine Stimme wurde des Öfteren mit David Bowie oder Scott Walker verglichen: Das relativierte sich im Live Kontext aber. Nicht ganz ohne aufgesetzte Dramatik schaffte es McKahey nämlich, den Songs eine eigene Note zu geben - weniger affektiert als Bowie und schon gar nicht so katatonisch wie Walker. Vielmehr kamen die Songs insgesamt einen Gutteil lockerer herüber, als das doch sehr ordentlich strukturierte CD-Werk. Das lag nicht nur an McKahey's Vortrag, sondern auch daran, daß der Rockabilly-mäßige Gitarrist ganz schön Funky ins Wah-Wah haute und Keyboarder und Songwriter Davey Ray Moor auch auf dem Flügelhorn eine gute Figur machte, daß er teilweise zeitgleich mit E-Piano oder Orgel spielte. Die zurückhaltende, aber dank der o.a. angesprochenen angenehmen Lautstärke angenehm ausbalancierte Rhytmusgruppe mit akustischem Baß und jazzigem Besen-Schlagzeug tat ein Übriges, um das Konzert zu einer runden Sache werden zu lassen. Man hätte sich einzig ein paar neue Stücke oder Cover-Versionen gewünscht - doch dafür ist dann später in der Karriere ja noch Zeit genug. Wie man hörte, war das Publikum sehr an Cousteau interessiert - und das, obwohl vor Ort kaum zu erfahren war, wer das denn war. Hier sei mal die goldene Regel für Support Acts empfohlen, wenigstens drei mal den eigenen Namen laut und deutlich auszusprechen und dafür den blöden Spruch mit den CDs am Merchandising-Table wegzulassen.
David Gray
David Gray hatte dann keinerlei Mühe, das Publikum für sich zu gewinnen. Von den ersten Tönen des Openers "Sail Away" sang das Publikum aus vollen Kehlen mit. Und das ist gar nicht so einfach, denn Gray's Songs sind uniform, simpel und beängstigend konturenlos. Jegliche Ansätze aus Folk und Rock sind in der Live-Präsentation Gray's gnadenlos dem schnöden Mainstream-Pop geopfert worden. Es sei wirklich die Frage erlaubt, wieso gerade dergestalt mittelmäßige Songwriter einen solchen Erfolg haben, während sich begabte Künstler in Kleinstkaschemmen die Finger blutig spielen müssen. Nichts gegen Gray als Performer: Seine linkische Art und der offensichtlich Draht zum Publikum funktionierten auch ohne den clownesken Schlagzeuger, der auf der rechten Seite der Bühne seinem expressionistischem Bewegungstrieb nachging. Gray hätte auch auf dem Gartenschlauch tröten können: Das Publikum wäre auch hier begeistert ausgerastet. Vielleicht lag es ja auch daran, daß dies ein Publikum war, daß rein für den Moment zu leben schien - das Interesse an der Musik überschnitt sich jedenfalls boygroup-mäßig mit dem an der Person David Gray. Das erklärte auch die zahlreichen jungen Damen im Auditorium, die man so eher auf der Tekkno-Party vermutet hätte. Insofern störte es denn auch niemanden sonderlich, daß Gray ganze Stücke mit einer um mindestens einen Ton falsch gestimmten Gitarre vortrug. Beim aktuellen Hit "Babylon" bebte jedenfalls die ganze Halle - und das, obwohl man Thema und Refrain nur mit Mühe unterscheiden kann. Als Fazit läßt sich anmerken, daß auf diese Weise wenigstens Cousteau die Möglichkeit gegeben wurde, sich einem Publikum zu präsentieren, daß ohne diese Konfrontation niemals zur Musik des Quintetts gekommen wäre. Um gleich die enstprechenden Kommentare abzufangen: David Gray ist deswegen kein guter Songwriter, weil seine Songs vollkommen ohne Spannungsbögen und Überraschungen auskommen. Wer einen David Gray Song kennt, der kennt die anderen auch.
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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