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Konzert-Bericht
 
Nichts als (gemischte) Gefühle

Maximilian Hecker
Jona Steinbach

Essen, Grend
09.04.2010
Maximilian Hecker
Zwei deutsche Singer-Songwriter, eine Mission: Das Publikum im Essener Grend an diesem Abend mit Soloperformances in ihren Bann zu ziehen. Dabei war den beiden Auftritten eigentlich nur die melancholische Grundfärbung gemein. Denn während der Kölner Jona - mehr noch als in der Vergangenheit - auf musikalische Abwechslung setzte, um sein gerade erschienenes drittes Album "Alles negieren" auf die Bühne zu bringen, beschränkte sich Maximilian beim letzten Deutschland-Konzert vor seiner rund zweiwöchigen Gastspielreise durch China in puncto Stimmung und Instrumentierung auf das absolute Minimum, um sein neues, treffend "I Am Nothing But Emotion" betiteltes sechstes Album vorzustellen.
Jona Steinbach
Jona - etwas geplagt vom Mitt-Tour-Blues, wie er uns nach dem Konzert gestand - hatte dagegen im Vergleich mit früheren Jahren deutlich aufgerüstet. Wo ihm früher bisweilen ein an der Gitarre befestigter MiniDisc-Player genügte, wurde das Saiteninstrument dieses Mal durch Laptop, Mini-Keyboard und Waldhorn (!) ergänzt. Das erlaubte dem Domstädter ungeahnte Kombinationsmöglichkeiten. Nachdem das prophetische "Es wird böse enden" den Anfang gemacht hatte, durfte beim ausgezeichneten "Kugel" der Laptop Jona begleiten, bevor "Seite" als wunderschöne Keyboard-Nummer begann und mit einem Waldhorn-Solo endete und "Du sagst immer nur dass du mich liebst wenn du betrunken auf dem Boden neben Kajtek liegst" beweisen durfte, dass wirklich gute Songs nicht mehr brauchen als Gitarre und Stimme. Dennoch war das unbestrittene Highlight des kurzen Sets die Nummer mit der größten "Hilfestellung" aus der Konserve: Der ultra-eingängige Electro-Pop-Song "Alles negieren" würde in einer gerechten Welt nämlich mit den Hits von New Order (oder zumindest The Postal Service) konkurrieren! "In den Gedanken", bei dem erneut das Waldhorn zum Einsatz kam, leitete dann zum auch musikalisch melancholischen Teil des Abends über. Nicht ganz freiwillig übrigens, doch Jona ließ sich vom Versagen der Technik nicht sonderlich beirren und bewies so, dass er auch als wahrer Soloperformer immer noch eine Wucht ist: Wenn "Alles negieren" der offensichtliche Hit seines Programms war, dann war "Souvenirs" der heimliche Höhepunkt seines Auftritts. Die Nummer aus dem unveröffentlichten Album "Wir schließen" rief an diesem Abend fast schon Erinnerungen an Billy Bragg wach, bevor "Mario" Jona - wie schon auf dem Album - auf dem Heimweg begleitete. Vielleicht war das Finale etwas anders geplant, ein guter musikalischer Übergang zu Maximilian waren die letzten drei Nummern allemal.
Maximilian Hecker
Wie schon "I Am Nothing But Emotion" bot auch der Auftritt im Grend Maximilian Hecker pur. Hatte der Wahl-Berliner bei seinen Bandkonzerten in der Vergangenheit durchaus versucht, auf Abwechslung zu setzen, glänzte er dieses Mal mit der Konzentration auf atmosphärische Schwermut. Sich eine Stunde allein ans Klavier zu setzen und in fast unverändertem Tempo - der Übergang zwischen den Balladen und den Up-Tempo-Nummern war an diesem Abend bisweilen fließend - und mit der immer gleichen musikalischen Grundfärbung intime Songs zu spielen und trotzdem das Publikum dazu zu bringen, sich still zu verhalten, verdient fraglos Respekt. Was jedoch für eingefleischte Fans zweifelsohne ein Hochgenuss war, erwies sich für manch anderen als Geduldsprobe. Vermutlich im Bemühen, seinen atmosphärischen Level nicht zu verlassen, verzichtete Maximilian bisweilen auf allzu große Akzentuierungen seines Gesangs. Wollte man ihm etwas Böses, könnte man auch sagen, er nuschelte. Feinen Songs wie "The Greatest Love Of All" und dem zum Schluss gespielten "You'll Come Home Again" - die Großtaten seines unerreichten ersten Albums "Infinite Love Songs" hatten es nicht auf den am Klavier befestigten Spickzettel geschafft - konnte auch das nichts anhaben, Stücken wie "No One's Child" raubte es allerdings etwas ihre Intensität. Dass das Konzert etwas unvermittelt und ohne Zugabe zu Ende ging, passte irgendwie dazu. Ein Auftritt, der gemischte Gefühle hinterließ.
Surfempfehlung:
www.maximilian-hecker.com
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Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
 

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