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Konzert-Bericht
 
Durch das Telephone

Joyce Jonathan

Paris, La Cigale
27.10.2010
Joyce Jonathan
Ein Auftritt im Pariser La Cigale ist für französische Musiker(innen) so etwas, wie es der Wiener Opernball für Debütant(inn)en der besseren Gesellschaft ist: Dort präsentiert man sich offiziell der Allgemeinheit, wenn man es als Musiker zu etwas gebracht hat. Der nächste Schritt ist dann ein Konzert im Olympia, mittels dessen man dann eben auch sprichwörtlich am Olymp angekommen ist. Letztes Jahr um diese Zeit gelang dieses Kunststückchen Béatrice Martin alias Coeur de Pirate und dieses Jahr ist es Joyce Jonathan, der diese Ehre zu Teil wurde. Trotz des eher atypischen Namens ist Joyce dabei im Gegensatz zu der Kanadierin Martin eine waschechte Pariserin, der die Bedeutung dieses Events schon klar ist. Und so bedankte sie sich dann auch mehr als überschwänglich beim Publikum im restlos ausverkauften La Cigale für diesen gelungenen Einstand als Headliner in der ersten Reihe.
Dass Joyce Jonathan bei uns vollkommen unbekannt ist, hat einen soliden Hintergrund, denn ihre Karriere begann auf der Internet-Plattform "MyMajor Company", bei der sich Musiker mit ihrer Musik vorstellen und dann darum werben, sich von Fans, die somit als Produzenten agieren, in der Art von Aktionären unterstützen zu lassen und so die Produktion ihrer CD zu finanzieren - ganz im Sinne eines Start-Up-Unternehmens. Und so gelang es Joyce innerhalb weniger Monate, ihre Scheibe zigtausende Male zu verkaufen - wobei sie auch selbst tüchtig die Werbetrommel rührte, unermüdlich auftrat, Videos ins Netz stellte und die Fans ermutigte, gleiches zu tun, über ihre Facebook-Seite ständig aktuelle Termine bekannt gab und über den Verlauf ihrer Aktivitäten auf dem Laufenden hielt. Als letzte Aktion startete sie eine Umfrage, bei der die Fans die nächste Single-Nummer auswählen konnten. Inzwischen zählt Joyce Jonathan zu den Top Acts der jungen Songwriter-Szene an der Seine und hat Goldstatus erreicht. Musikalisch unterstützt wurde sie bei diesem Unternehmen von Lous Bertignac, einer französischen Musikerlegende. Bertignac gründete in den 80ern die erste französische Rockgruppe der Neuzeit, Telephone, und arbeitet seit Jahren als gesuchter Produzent - zum Beispiel für Carla Bruni. "Zufällig" war Louis bei diesem denkwürdigen Ereignis auch selbst zugehen und gab Joyce als Duett Partner bei dem Telephone-Stück "Cendrillon" bzw. als Gitarrist Nummern quasi den Ritterschlag. Nötig wäre das freilich nicht gewesen, denn das begeisterungsfähige Pariser Publikum - traditionellerweise generationenübergreifend besetzt mit einer unerklärlichen Betonung auf ganzen Familien mit ihren Kleinkindern - ließ das Ganze natürlich zu einer ausgewachsenen Party ausufern.
Joyce Jonathan
Etwa indem die Musiker mit einem spontan inszenierten "Seven Nation Army"-Chor auf die Bühne gerufen wurden oder indem quasi jeder einzelne Song - auch die Coverversionen und neue Stücke, die nicht auf der CD sind - Zeile für Zeile mitgesungen wurden. "Das ist ja wie in der Küche", kommentierte dies Joyce, die das Publikum mit rührenden Bewegungen dementsprechend dirigierte. Für ein Ereignis dieser Art hatte das Konzert einen recht ungewöhnlichen Aufbau. Anstatt einfach die aktuelle CD runterzuspielen (wie das CdP z.B. macht), gab es gleich zu Beginn Cover-Versionen ("Sexy Bitch" von David Guetta in einer Folkpop-Disco-Version und "Fireflies" von Owl City) und ein Akustik-Set, bei dem Joyce für einige Nummern am Klavier Platz nahm. Auf ihrer CD erklärt Joyce, dass sie zuweilen Klavier und Piano gleichzeitig spiel - darauf verzichtete sie hier indes zum Glück. Dann gab es einen neuen Song namens "Tutududu Tutu", der offensichtlich gleich zum Mitsingen konzipiert war. Letzteres führte auch dazu, dass die aktuellen "Hits" des Debüt-Albums "Sur mes gardes" zu ordentlichen Live-Versionen ausarteten, die zuweilen fast epischen Charakter annahmen. Ganz nebenbei gab es dann natürlich auch noch die komplette CD. "L'heure avait sonné", die erste Single "Je ne sais pas", "Pas besoin de toi" oder der Titeltrack, bei dem das Publikum den Part des obligatorischen Duett-Partners übernahm - da fehle wirklich nix. Da die Songs auf der CD recht zurückhaltend inszeniert sind (und damit durchaus vergleichbar mit dem, was Louis Bertignac für Carla Bruni macht), war es sicherlich eine gute Idee, eine junge Rockband als Backing-Truppe einzusetzen - bei der besonders der Drummer für einige druckvolle Momente sorgte, denn ansonsten geht es bei Joyce Jonathan eher folky zu. Die E-Gitarre wird z.B. nur punktuell eingesetzt - und eine kräftige Stimme hat die Dame auch nicht wirklich, so dass ein wenig "Füllmaterial" hier durchaus angebracht war. Insgesamt ist anzunehmen, dass Joyce Jonathan auch irgendwann bei uns aufschlagen wird - das kann jedoch noch einen Moment dauern, denn momentan ist sie in Frankreich vollkommen ausgelastet. Wer übrigens wissen möchte, wie das alles klang, der möge nach den Suchbegriffen "La Cigale" und "Joyce Jonathan" googeln. Quasi das ganze Konzert ist dort in Form von Handy-Videos zu finden...
Surfempfehlung:
fr.wikipedia.org/wiki/Joyce_Jonathan
www.myspace.com/joycejonathan
www.facebook.com/joycejonathan
www.lastfm.de/music/Joyce+Jonathan
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigabe / Ullrich Maurer-


 
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