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Almost Famous

Lindi Ortega

Köln, Underground
18.10.2011

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Lindi Ortega
Dass nur eine Handvoll informierter Fans den Weg zum Deutschland-Debüt der Kanadierin Lindi Ortega fand, mag daran gelegen haben, dass die Veröffentlichung des aktuellen Albums "Little Red Boots" hierzulande kurzfristig auf November verlegt wurde und das Konzert statt im angekündigten Barinton nun doch im Underground stattfand. Lindi ließ sich davon aber nicht beirren und zog ihr Ding durch, als sei der Saal gut gefüllt und ihre Scheibe bereits ein Millionenseller.
Das lag daran, dass die Gute eine ungebremste Frohnatur ist und zwar ihre Musik, nicht aber ihre Person wichtig nimmt. Case in Point der Song "I’m No Elvis Presley", in dem sie die Story verarbeitete, die ihr anlässlich eines Showcases vor Labelchefs in den USA passiert war. Einer der Executives vor Ort hatte das Urteil gefällt, dass Lindi zwar Potential habe, er sie sich aber nicht als legendär vorstellen könne. Dass, so Lindi, sei aber doch gar nicht der Sinn der Sache, da sie doch einfach ein paar Songs, die sie gut findet, auf der Gitarre vortragen wolle. Ein Elvis könne und wolle sie gar nicht sein. Was dann andererseits aber nicht bedeutet, dass sie nicht theoretisch das Potential dazu hätte. Denn was sie da - nur mit einer akustischen Gitarre und ihrer Stimme bewaffnet - präsentierte, hatte schon irgendwie ein gewisses Kult-Potential (was ja die erste Stufe zur Legende darstellt). Lindi Ortega ist musikalisch in dem Genre zu Hause, das man gemeinhin als Americana bezeichnen darf. In dem Fall hat sie sich die klassische Variante ausgesucht - also basierend auf Country, Rock’n’Roll, Rockabilly und Retro-Pop. Im Live-Kontext kam noch eine Prise Blues hinzu. Nicht zuletzt deswegen, weil sie so viele Stücke über den Tod im Programm habe - wie sie erklärte - und was dann auch ihre Trauerkleidung erkläre. Das war allerdings eher ironisch zu verstehen, denn so richtig traurig wirkte Lindi Ortega keineswegs. Mit ihrem Schleier-Häübchen, Rüschenhemdchen, Kurzröckchen, den quasi namensgebenden roten Stiefelchen, Mega-Wimpern und viel zu viel Schminke wirkte sie eher larger than Life. Was eine Art Angriffsverteidigung sein mag, denn Lindi gehört zu der typischen Kategorie scheingroßer Songwriterinnen - eher schmächtige Persönchen, die nur auf der Bühne groß wirken. Der Zuschauer fragte sich zuweilen, wo Lindi überhaupt die mächtige Röhre herholte, mit der sie ihre Songs dahinschmetterte. Besagte Röhre ist ein Markenzeichen und hat ihr als Backing-Sängerin (zuletzt für Brandon Flowers) bislang das Auskommen beschert. Sowohl auf der Scheibe, wie auch beim Live-Vortrag dreht sich ergo alles um diese Stimme. Dass sie nebenbei noch eine energische, effektive Gitarristin ist, ist da eher Nebensache.
Lindi spielte also die Songs ihrer (kommenden) CD, ausgewählte Coverversionen wie "Folsom Prison Blues" und Springsteens "I’m On Fire", sowie einige neue Stücke, die sie als "ziemlich düster" ankündigte und die sich tatsächlich als Blues- und Gospelträchtige Mörderballaden entpuppten. Aber: Bei Lindi Ortega darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Gerade die Stücke über sie selbst - die den Hauptteil des Programmes ausmachen - präsentierte sie mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Das nützte natürlich alles nichts, wenn etwa das zugrunde liegende Songmaterial nicht stimmte. Doch diesbezüglich gab es nichts zu meckern. "Little Red Boots", "Little Lie", "Blue Bird", "Fall Down Or Fly" - nahezu jeder Ortega-Song ist quasi eine Blaupause für die jeweils gewählte Sparte (also etwa: Folksong, Gospel, Rockabilly, Torchsong oder Pop). Gerade auch, weil Lindi Ortega große Melodiebögen und Refrains nicht scheut und diese auch im Live-Kontext entsprechend auslebt, ist das Unternehmen so erfolgreich. Dass sie darüber hinaus gute Miene zum bösen Spiel machte und das Publikum bediente, als sei es mindestens zehn Mal so groß, machte sie dann auch als Performerin sympathisch; wenngleich sie sich typisch kanadische Eigenarten, wie die etwas weltfremde Auffassung unseres Heimatlandes oder das Bestreben, das Publikum ständig zum Klatschen und Mitsingen aufzufordern, nicht verkneifen konnte. "Ich bin ein schräges Mädchen", brachte sie die Sache schließlich auf den Punkt, "aber wenn ihr mit mir redet, werdet ihr feststellen, dass ich eigentlich ganz nett bin." Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Surfempfehlung:
www.lindiortega.ca
www.myspace.com/lindimusic
www.facebook.com/lindiortegafans
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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