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The Kills
Weekend

Köln, E-Werk
27.11.2011
The Kills
Ganz ehrlich, vom The Kills-Auftritt in Berlin im April waren wir ziemlich enttäuscht. Müde wirkten Jamie Hince und Alison Mosshart damals, ausgebrannt nach dem wochen- bzw. monatelangen Promomarathon, der dem ersten Tourneeabschnitt der "Blood Pressures"-Tour unmittelbar vorausgegangen war. Außerdem transportierten sie damals praktisch "nur" ihre phänomenale Clubshow auf eine ungleich größere Bühne und fielen damit ein wenig auf die Nase. Kalkuliert wirkte der Auftritt in Berlin, all der Unberechenbarkeit der frühen Konzerte des Duos beraubt. Sieben Monate später war nun alles anders. Einstudiert war sicherlich auch die Show in Köln, dieses Mal allerdings präsentierten sich The Kills als Band, die die sich ihnen bietenden Möglichkeiten voll ausnutzte und, anders als in der Hauptstadt, sichtlich Spaß dabei hatte.
The Kills
Als Anheizer standen zunächst Weekend auf der Bühne. Drei Kalifornier, die so aussahen und sich so anhörten, als hätten sie sich 1992 auf der legendären "Rollercoaster"-Tournee kennengelernt. Ein Bassist mit William Reid-Gedächtnisfrisur, der seine Stimme Mary Chain-mäßig unter viel, viel Hall versteckte, ein Gitarrist, der ein bisweilen MBV-affines Soundgewitter beisteuerte, und ein langhaariger Drummer mit einem Faible für J Mascis bewiesen, dass uns das 90er-Jahre-Revival endgültig eingeholt hat und konnten damit (nicht nur) die zu spät Geborenen im Publikum durchaus begeistern.

Danach reichte es Blick auf den Bühnenaufbau für The Kills, dass sich das Duo in Köln anders präsentieren würde als in Berlin. Sorgte im Frühjahr lediglich ein einziges Minimal-Drumkit dafür, dass die vergleichsweise riesige Bühne nicht vollkommen leer wirkte, waren es dieses Mal - vor einem gigantischen Leopardenfell-Backdrop - drei Drumkits und riesige Scheinwerfer, die dafür sorgten, dass sich Jamie und Alison nicht allzu verloren auf der großen Bühne vorkommen mussten, denn das viele Equipment verkleinerte ihren Aktionsradius geradezu wieder auf die Dimensionen einer kleiner Clubbühne. Die Scheinwerfer sorgten außerdem dafür, dass man die beiden dieses Mal auch richtig sehen konnte, nachdem sie sich in der Hauptstadt noch weitestgehend in rotem Schummerlicht versteckt hatten. Doch das war längst noch nicht die größte Überraschung, die die beiden für uns parat hatten.

Zwar stürmten Jamie und Alison die Bühne zunächst zu zweit, um wie gewohnt mit "No Wow" zu starten, doch plötzlich tauchten an den Drumkits rechts und links noch vier uniform in Lederjacken gehüllte Gestalten auf, die Gesichter mit roten Halstüchern vermummt, um robotergleich den Beat mitzuhämmern! Da waren sie also, die angedrohten zusätzlichen Musiker! Doch schnell wurde klar, dass dies weniger das Ende einer Ära als der Beginn einer neuen war. Mehr noch als musikalisch leisteten die vier Schlagzeuger nämlich mit ihrer Kraftwerk'schen Performance einen großartigen Beitrag zu diesem Konzert. Das wiederum gab Jamie und Alison - seit Neuestem übrigens mit roten Haaren - gerade bei den vertrackteren Nummern von "Blood Pressures" die Möglichkeit, sich mehr auf die Songs zu konzentrieren, ohne dass man deshalb das Gefühl bekam, die Show würde fehlen.

Hatte man sich in Berlin zumindest einbilden können, dass sich die beiden auf der Bühne etwas unwohl fühlten, stand ihnen in Köln die Freude geradezu ins Gesicht geschrieben. Als Jamie zum Beispiel am Ende eines Songs, es muss wohl "Baby Says" gewesen sein, beim Outro noch ein paar Spirenzchen auf der Gitarre fabrizierte, schaute er grinsend zu Alison hinüber, die auf dem Drumriser kauerte, als wollte er sagen: "Hättest du vor zehn Jahren gedacht, dass ich so etwas mal auf solch einer Bühne machen würde?", und seine Partnerin "antwortete" mit nichts als einem strahlenden Lächeln...

The Kills
Das Programm war gar nicht so anders als im Frühjahr, aber es waren die viel selbstsichereren Performances der neuen Stücke, der Wille, die Songs mehr zu drehen, zu wenden und zu dehnen, und nicht zuletzt auch die drei, vier zusätzlichen Nummern, den Unterschied ausmachten: Der pochende Ohrwurms "Cheap And Cheerful" sorgte für ordentlich Bewegung im Publikum, "Black Balloon", sexy'n'slow, entpuppte sich als geradezu unerwartetes Highlight, und bei "Fuck The People" (angekündigt als "sehr, sehr alter Song") durften Band und Publikum ein paar aufgestaute Aggressionen herausschreien. Das auf dieser Tour an manchen Abenden gespielte Velvets-Cover "Pale Blue Eyes" fehlte in Köln zwar, aber mit "Monkey 23" haben The Kills schließlich auch einen eigenen Runterbringer im Programm, der nach rund 80 energiegeladenen Minuten für einen geradezu sanften Übergang in die kalte Winternacht sorgte. Groß, ganz groß!
Surfempfehlung:
www.thekills.tv
www.myspace.com/thekills
www.facebook.com/TheKills
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
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