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Leidenschaftlich!

Amber Rubarth

Köln, Barinton
13.05.2013

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Amber Rubarth
Auf den ersten Blick könnte man Amber Rubarth fälschlicherweise als Teil des anhaltenden Folk-Revivals betrachten, auf den zweiten Blick entpuppt sich die 29-jährige Amerikanerin allerdings schnell als unentdeckter Popstar - und als ganz und gar einzigartig. In Köln spielt sie mit auf Folk-Bühnen selten gesehenem Verve anderthalb Stunden lang Songs, die mit detailverliebtem, aber dennoch geradlinigem, unverblümtem Storytelling bestechen, und erobert dabei mit ihrem hinreißend trockenen, bisweilen sarkastischen Humor das an diesem nasskalten Montagabend leider recht überschaubare Publikum im Handumdrehen.
Schon vor Jahren schrieb Amber Songs gemeinsam mit Norah Jones- und Tracy Chapman-Gitarrist Adam Levy, Jacquire King (Tom Waits, Kings Of Leon, Norah Jones), produzierte eines ihrer inzwischen sechs Alben, zudem tingelte sie beständig durch die amerikanischen Cafés und Bars und lernte bei vielen, vielen Hauskonzerten, wie man Arena-taugliches Entertainment auch in intimer Runde zelebrieren kann, ohne dabei in billige Klischees zu verfallen. In Köln gelingt es ihr deshalb nicht nur mit Leichtigkeit, die ständigen, vollkommen sinnfreien Zwischenrufen einer etwas derangierten rheinischen Frohnatur im Publikum gut gelaunt zu parieren, nein, sie baut sie kurzerhand als Running Gag in ihr Programm ein.

Schnell ist an diesem Abend klar: Amber hat das, was den meisten ihrer ähnlich inspirierten Zeitgenossen fehlt - Leidenschaft! Sie ist mit Leib und Seele Musikerin und hat dafür sogar einen vielversprechenden Job als Bildhauerin in Nevada aufgegeben, bei dem sie mit der Motorsäge Kunst aus Holz fertigte ("Glaubt mir, das ist selbst für Nevada ziemlich schräg", gibt sie lachend zu). Jetzt lebt sie den Traum von einer "Karriere" im Musikbusiness, "und siehe da, heute verdiene ich mit der Musik Hunderte von Dollars jedes Jahr!"

Auch in ihren Songs geht es zumeist um die Tiefschläge, die das Leben für die Singer/Songwriterin bereitgehalten hat. Doch auch hier blickt Amber stets auf das Positive. So sind ihre Lieder bei aller unterschwelligen Traurigkeit ungemein aufmunternd, erhebend, ja geradezu fröhlich. Außerdem gelingt es ihr immer wieder, typische Situationen aus unerwartetem Blickwinkel zu beschreiben. Anstatt von der Liebe zu singen, singt sie zum Beispiel lieber davon, warum sie keine Songs schreibt, wenn sie verliebt ist ("Song To Thank The Stars"), oder wenn sie doch mal ein Lied schreibt, um einen Angebeteten für sich zu gewinnen, dann gibt sie im Text umgehend zu, dass sie es sich einfach gemacht hätte, indem sie in der Nummer all das untergebracht hätte, was er besonders mag ("You Will Love This Song"). Niedlich auch die Entstehungsgeschichte von "Washing Day". Ihr Songwriting-Partner Adam Levy hatte fatalerweise sein Notizbuch mit all seinen Ideen für neue Lieder samt Hose in die Waschmaschine gesteckt, doch anstatt den Verlust zu betrauen, sagte Amber nur: "Das ist doch eine tolle Idee für einen Song", und schon war ihr nächstes ungewöhnliches Lied geboren.

Obwohl sie lediglich eine halbakustische Gitarre und ein Keyboard als Begleiter hat, deckt sie auch musikalisch eine erfreulich große Bandbreite ab. Von zerbrechlichem Fingerpicking-Folk über eingängigen Soft-Pop bis hin zu Swing-Jazz-angehauchten Stücken ist alles vertreten. Auch das Tempo variiert sie immer wieder geschickt, und obwohl die Uptempo-Nummern die Ausnahme bleiben, bilden Songs wie das hinreißende "The Maiden And The Ram" immer wieder tolle Kontraste. Im Zentrum aber steht stets Ambers erfreulich "echte" Stimme, die nicht durch natürliche Schönheit, sondern durch Charakter besticht.

Ähnlich wie etwa bei Karen Dalton bilden Gesang und Musik bei Amber nicht immer eine exakte Einheit. Vielmehr ist die Musik reine Begleitung für die Worte, die ihr einfach aus dem Mund zu purzeln scheinen. In Köln gelingt es der Sängerin damit sogar, Bob Dylans "Just Like A Woman" neue Seiten abzugewinnen. Langsam ist ihre Version, doch das betont die Inbrunst, mit der sie jede Zeile singt, nur noch zusätzlich. Am Ende muss sie deshalb gleich eine Handvoll Zugaben spielen und ist danach so begeistert vom Publikum, dass sie die Zuschauer am liebsten überall mit hinnehmen möchte: "Ich hab ein Auto mit vier Sitzen, die ersten drei, die sich melden, sind dabei!", sagt sie im Scherz. Nach diesem tollen Auftritt hätten wir sie allerdings allzu gern beim Wort genommen!

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Surfempfehlung:
www.amberrubarth.com
en.wikipedia.org/wiki/Amber_Rubarth
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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