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Konzert-Bericht
 
Warten auf das Mutterschiff

The Besnard Lakes

Köln, Blue Shell
08.06.2013
Besnard Lakes
Für gewöhnlich gilt bei Livemusik das Motto "Je kleiner, desto besser". Wer träumt nicht davon, seine Lieblingsband auf einer kleinen, niedrigen Bühne, im wahrsten Sinne des Wortes zum Greifen nah vor sich stehen zu haben? Im Falle der Kanadier The Besnard Lakes, die mit ihrem psychedelisch umwehten, melodiösen Shoegazer-Sound imposante atmosphärische Klanglandschaften zu malen verstehen, war das Blue Shell an diesem Abend allerdings definitiv eine Nummer zu klein. Das Zuschaueraufkommen - vielleicht waren es am Ende 50 Interessierte - rechtfertigte die Wahl des Auftrittsorts zwar zweifelsohne, für den ambitionierten, oft geheimnisvoll anmutenden Breitwandsound des Quartetts war die Kölner Eckkneipe dagegen fraglos eine Nummer zu klein. So war das Konzert trotz beachtlicher musikalischer Glanzlichter ein eher zwiespältiges Vergnügen.
Einerseits waren zum Beispiel die Bühnennebelschwaden, die schon vor dem Auftritt durch das Blue Shell zogen, und die eigens mitgebrachten Tablet-großen Screens für die Stroboskop-artige Lightshow sicherlich das richtige Mittel, das Publikum in die richtige Stimmung zu versetzen, andererseits: Bühnennebel in einer kaum mehr als Wohnzimmer-großen Location? Und warum kam die von der Band selbst gesteuerte Lightshow nur punktuell bei zwei, drei Songs zum Einsatz, während die Musiker für den Rest der Show in eintöniges, diffuses blaues Licht der Venue-Scheinwerfer getaucht wurden?

Zugegeben, zu sehen gab es eh nicht viel: Weil die Bühne bis zum Rand mit riesigen Verstärkern, Synth- und Keyboards-Türmen, Gitarren, Drums und natürlich den obligatorischen riesigen Effekt- und-Pedal-Boards zugestellt war, blieb kaum Bewegungsspielraum für die vier Musiker, geschweige denn Platz für die Landung des im aktuellen Albumtitel beschworenen UFOs. Dass die Band das Konzert eher für sich als für das Publikum zu spielen schien, bewies allerdings auch der Verzicht auf Ansagen mit mehr als einer Handvoll Wörtern und die Tatsache, dass sich Sänger und Gitarrist Jace Lasek hinter schulterlangen, ihm immer wieder ins Gesicht fallenden Locken versteckte und zur Sicherheit auch noch eine große tränenförmige Brille aufhatte, die zu tragen ansonsten nur Pornostars der 70er und Bundeskanzlern der 80er erlaubt ist.

Musikalisch entführten uns The Besnard Lakes mit beeindruckender Falsettstimme, zuckersüßem Harmoniegesang, wabernden Gitarrensounds, Synthesizer-Wänden und vom Psychedelic-Rock geküssten Gitarrensoli vor allem in die verhallte, schwebende Midtempo-Parallelwelt ihres aktuellen Albums. Vor allem die immer wieder aufblitzenden Pop-Momente sorgten dabei dafür, dass das knapp einstündige Mainset nicht zu monochromatisch geriet. So erinnerte der Ohrwurm "Colour Yr Lights In" beim von allen vier (!) Musikern gesungenen Refrain fast ein wenig an den verwaschenen US-Westcoast-Folk von Crosby, Stills & Nash, das von Bassistin Olga Goreas gesungene "People Of The Sticks", für das Jacek zur 12-saitigen Gitarre griff, mischte Jangle-Pop und Fleetwood Mac-Wohlklang. Mit der obskuren 2007er-Single "Casino Nanaimo" hatte sich überdies nicht nur eine echte Rarität ins Programm geschlichen, sondern auch ein Song, der mit seinen versteckten, Tortoise-würdigen Krautrock-Keyboard-Avancen auch musikalisch Abwechslung brachte, bevor das ellenlange "At Midnight" für ein furioses Finale sorgte.

Klar, dass die ungemein aufmerksamen, begeisterten Zuschauer - praktisch allesamt alt genug, um die erste Shoegazer-Welle in den frühen 90ern bereits miterlebt zu haben - da eine Zugabe haben wollten, die das Quartett aus Montreal nach einer kurzen Zwangspause - Olga musste erst einmal ihr Instrument reparieren - auch gewährten. Man mag sich kaum ausmalen, wie eindrucksvoll dieses Konzert in einem schönen alten Theater mit hohen Decken, großer Bühne und entsprechendem Licht hätte sein können.

Surfempfehlung:
www.thebesnardlakes.com
de.wikipedia.org/wiki/The_Besnard_Lakes‎
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Richmond Lam-


 
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