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Konzert-Bericht
 
Der Beginn von etwas Großem

Sophie Jamieson
The Precious Few

Köln, Die Wohngemeinschaft
08.02.2014

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Sophie Jamieson
Nein, ein Album kann Sophie Jamieson noch nicht vorweisen. Lediglich eine EP namens "Where" hat die zierliche britische Folk-Sängerin bislang veröffentlicht. Doch seitdem sie in der englischen Presse bereits wohlwollend mit Daughter (Musik) und Sharon Van Etten (Stimme) verglichen wurde, umweht die schüchterne junge Dame aus London ein Hauch von "next big thing". Kein Wunder also, dass sie auch auf ihrer ersten Deutschland-Tournee - genauer gesagt, ihrer ersten Konzertreise überhaupt - offene Türen einrannte und keine Mühe hatte, selbst an einem Samstagabend das Theater der Kölner Wohngemeinschaft praktisch bis auf den letzten Platz auszuverkaufen. Mit The Precious Few gab es zudem einen prima Supportact, bei dem Barbara Hoefgen (Gesang, Melodica) und Christoph Wiegelmann (Akustikgitarre) persönliche Geschichten wie Barbaras Kündigung per Telefon in reduzierte Americana-getränkte Songs verpackten.
Sophie Jamiesons Auftritt in Köln stand am Ende einer rund zweiwöchigen Tournee durch den deutschsprachigen Raum, und es hätte wohl keinen besseren Zeitpunkt gegeben, um sich Sophie und ihre Mitstreiter Liam Hoflay, Alex Betancourt und Amos Memon zum ersten Mal anzuschauen. Die Mischung aus einer im positivsten Sinne nervösen Sängerin (der die Aufregung des Moments im wahrsten Sinne ins Gesicht geschrieben stand und die sich charmant gleich mehrfach um Kopf und Kragen redete) und traumhaft harmonierenden Begleitern, die so punktgenau spielten, wie es eigentlich nur studierte Musiker tun, war wirklich beeindruckend und ist so auf der dritten oder vierten Gastspielreise sicher nicht mehr zu erleben. "Dies ist das letzte Konzert unserer Tournee, deshalb muss alles perfekt werden", erklärte Sophie dem Publikum direkt zu Beginn - und das wurde es dann auch. So fragil und grazil Sophie auf der Bühne auch aussah, so stark und eindringlich war doch ihre Performance. Den Löwenanteil des Sets machten natürlich die fünf Songs der "Where"-EP aus, allerdings hörten sich die Stücke allesamt anders an als auf dem ohne Schlagzeug und dafür mit viel Cello aufgenommenen Tonträger. Live klangen die Songs mit Akustik- und Stromgitarre, Bass und behutsamem Schlagzeugeinsatz (Drummer Amos fiel eher wegen seines schönen Wollpullis denn wegen übermäßiger Beschäftigung auf) weniger nach zerbrechlichem Folk der Marke Sibylle Baier, sondern wesentlich atmosphärischer, was an anderer Stelle bereits treffend als Urban Dream Folk bezeichnet wurde. Besonders beim mit geisterhaftem Mazzy Star-Twang versetzten "Dinah" verschmolzen Sophies angenehm dunkles Timbre, die akustische Gitarre, die eindringliche, aber nie aufdringliche, schön verhallte Stromgitarre Liams, der sanfte Basslauf von Alex und der zaghafte Schlagzeugeinsatz von Amos auf perfekte Weise und ersetzten das prägnante Cello der Studioversion vollkommen mühelos. Mit "Stain" und "Other" stellten die vier auch ihre in Bälde erscheinende neue Doppel-A-Seiten-Single vor. Dabei entfernten sie sich noch ein Stück weiter vom Folk-Kerngeschäft und stießen zumindest mit Liams Gitarre fast schon in post-rockige Sphären vor, doch auch diese Ausreißer waren ausgezeichnet. Der (un)heimliche Hit des Abends war allerdings ohne Zweifel das letzte Stück des Mainsets, "Ode To The East", bei dem ein extrem ohrwurmiger Refrain auf ein sich langsam steigerndes Arrangement traf, für das Liam auf einen E-Bow zurückgriff, während Alex den Bass mit einem Geigenbogen spielte.
Da war es kein Wunder, dass das schwer begeisterte Publikum Sophie und Co. danach schnell wieder zurück auf die kleine Bühne der Wohngemeinschaft klatschte. "In London passiert uns das nie", meinte die Sängerin lächelnd, allerdings war sie dennoch vorbereitet: "Genau ein Stück haben wir noch!" Doch auch wenn das betont gedämpfte "Give" eigentlich wie dafür gemacht war, jegliche Euphorie im Keim zu ersticken, musste danach noch eine zweite, ungeplante Zugabe her. Dafür kam Sophie allein auf die Bühne und beendete mit dem brandneuen "Chase" den Abend doch noch auf klassischem Folk-Terrain - mit einer beeindruckend selbstsicheren Darbietung, bei der die anfängliche Nervosität wie weggeblasen war. Dass sie dazu erklärte, der Song würde sich bald in der Band-Version vollkommen anders anhören, unterstrich ein letztes Mal die Flexibilität der Britin, von der wir in Zukunft noch einiges erwarten dürfen. Ein Auftritt, der klang wie der Beginn von etwas Großem.

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Surfempfehlung:
www.sophiejamieson.co.uk
www.facebook.com/sophiejamiesonmusic
www.facebook.com/preciousfewband
myspace.com/preciousfewmusic
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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