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Konzert-Bericht
 
This Is Not A Peep Show

Arthur Beatrice
Precious Few

Köln, Studio 672
31.05.2016

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Arthur Beatrice
Es kommt ja selten genug vor, dass junge, aufstrebende Bands sich bereits mit der zweiten Scheibe einer grundlegenden Richtungsänderung unterziehen und dann auch noch die richtigen bandpolitischen Entscheidungen treffen. Die Idee, die bisherige Keyboarderin und Co-Sängerin Ellie Giradot für das aktuelle Album "Keeping The Peace" als alleinige Frontfrau zu etablieren, lag eigentlich auf der Hand und war mit Sicherheit auch die richtige Entscheidung - ebenso wie die Bemühung, sich musikalisch konsequent zum Pop zu bekennen. Denn so bemüht und technisch versiert sich die für die Tour zum Quintett erweiterte Band auf ihrer Headliner-Club-Tour auch gebärdete: Gegen ihre mystisch schillernde Front-Ikone wirkten die jungen Herren dann im Vergleich bestenfalls blass.
Aber der Reihe nach: Als Support war das Lokalmatadoren-Duo Precious Few aus der Domstadt eingeladen worden. Schon seit einiger Zeit bemühen sich die Szene-Veteranen Barbara & Chris mit ihrem bewusst reduzierten Akustik-Duo-Setting die Traditionen einer anderen großen Kölnerin - Nico Päffgen - hochzuhalten. Das liegt nicht nur daran, dass die Sängerin & Melodica-Spielerin Barbara einen ähnlich geradlinig/montonen Gesangsansatz und ein ähnliches Timbre wie die große Vorreiterin aufzuweisen hat, sondern auch daran, dass die Stücke ähnlich uniform ausgelegt sind, wie die von Nico. Das betrifft nicht nur die flachen Melodiebögen, sondern vor allen Dingen das Gitarrenspiel Chris', das aufgrund eines unglücklich gewählten Soundsettings und vor allen Dingen aufgrund der viel zu nah beieinanderliegenden Akkordfolgen geradezu unerbittlich monoton aus den Boxen quillt. Irgendwie schafft es Chris jedenfalls, sein Instrument wie einen Dudelsack zu spielen - in dem Sinn, dass jeweils ein sonorer Grundton jegliche Varianz im Keime erstickt. Zum lebhaften Pop von Arthur Beatrice passte das Ganze dann auch nicht so recht. Insofern - und aufgrund dessen, dass der Support Act mit 40 Minuten deutlich zu lang angelegt war - stellten die Precious Few das Publikum ganz schön auf eine Geduldsprobe.
Als dann endlich die Band, um die es eigentlich ging, auf die Bühne kletterte, ging ein erleichtertes Aufatmen durch das Auditorium. Als Live-Band verfolgen die Londoner offensichtlich ein ziemlich auskalkuliertes No-Nonsense-Konzept. Alle Tracks wurden in einer effektiv reduzierten, knackigen Live-Version im vorbestimmten Drei-Minuten-Format dargeboten. Nur punktuell - etwa bei dem Track "Midland" vom Debüt-Album "Working Out" oder bei dem Abschließenden "Every Cell" vom neuen Album - leistete man sich so etwas wie Extase. (Und auch diese war kalkuliert, denn auf der Setlist war für "Midland" eigens eine "Jam-Section" eingetragen.) Dabei blieben Arthur Beatrice dem neuen Konzept konsequent treu: Obwohl einige Tracks vom ersten Album - u.a. auch die Single "Grand Union" - den Weg auf die Setlist fanden, überließ der ehemalige Bandleader Orlando Leopard den Lead-Gesang vollständig Ellie Giradot. Und das war - wie bereits angedeutet - sicherlich die richtige Entscheidung. Ellie hat nämlich eine faszinierende Art gefunden, ihre Gesangsbeiträge mit ausdrucksstarken, zuweilen sogar dramatischen Gesten zu illustrieren. Das erinnert durchaus an die Performances klassischer Jazz-Sängerinnen - wobei sich Ellie als Engländerin erfreulicherweise der US-üblichen, diesbezüglichen Manierismen enthält. Im Gegensatz zu den CD-Produktionen kommen ihre Vocals - besonders in den sirenenartig übersteigerten, hohen Partien - deutlich präsenter und druckvoller rüber und auch der gelegentliche R'n'B-Touch erwies sich als adäquates und originelles Stil-Element. Auch war es sicherlich eine gute Idee, die Orchesterpassagen der CD-Produktionen nicht etwa zu emulieren, sondern ersatzlos zu streichen. Tatsächlich zählte der reduzierteste Track des Abends, die Ballade "Healing", zu den Highlights der Performance.

Das war denn also alles recht ansprechend ausgearbeitet und es war dank Ellies theatralischer Performance auch interessant, das zu beobachten - allerdings mit einem unbestimmten Unbehagen im Hintergrund. Denn die ganze Performance war dergestalt introvertiert ausgelegt, dass man sich als Zuschauer zuweilen sozusagen als Eindringling oder gar Voyeur fühlte. Nicht nur, dass kaum ein Versuch unternommen wurde, mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen, dass es keine Zugabe gab und dass die Band darauf verzichtete, sich mit den Fans zu unterhalten - auch die Performance selbst fand sozusagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn die Musiker beschäftigten sich mehr mit sich selbst als mit dem Auditorium - bis hin zu dem Umstand, dass etwa Ellie und Orlando - zwar durchaus empathisch und auch emotional - mit geschlossenen Augen und mit dem Rücken zum Publikum vor sich hin agierten. Musikalisch hinterließ das - nicht zuletzt aufgrund des geschickt konstruierten, effektiv für das Live-Setting umarrangierten Songmaterials - zwar keinerlei Spuren, aber etwas mehr Publikumsbezug wäre dann ja nun doch ganz schön gewesen - denn eine Live-Show ist ja schließlich keine Peep Show. Davon mal abgesehen bedarf es keiner großen prophetischen Fähigkeiten um vorauszusagen, dass man Arthur Beatrice wohl zum letzten Mal in einem solch intimen Rahmen erlebt haben dürfte.

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Surfempfehlung:
www.facebook.com/arthurbeatrice
www.facebook.com/preciousfewband
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Arthur Beatrice:
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Mehr über Precious Few:
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