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Konzert-Bericht
 
Ein lachendes und ein weinendes Auge

Evening Hymns

Münster, Pension Schmidt
19.09.2016
Evening Hymns
Kummer ist ein nicht zu unterschätzender kreativer Motor. Jonas Bonnetta alias Evening Hymns kann ein Lied davon singen: Seinen künstlerischen wie kommerziellen Durchbruch erlebte der 35-jährige Kanadier, als er gleich auf mehreren Alben in leisen, tieftraurigen Liedern den Tod seines Vaters verarbeitete. Auch bei seinem feinen Gastspiel in der auch an einem Montagabend gut gefüllten Pension Schmidt kommt er mit seinen Songs und seinen oft sehr ausführlichen, betont persönlichen Ansagen immer wieder auf dieses Thema zurück, dabei ist er doch eigentlich in der Stadt, um sein aktuelles Album "Quiet Energies" vorzustellen, das ebenso abwechslungsreich wie lebensbejahend ausfällt.
Evening Hymns
Auch wenn Evening Hymns inzwischen längst nicht mehr nur für traurige Lieder und Geschichten stehen, die aufs Nötigste reduziert sind, beginnt Bonnetta sein Konzert geradezu klassisch. Wie hingetupft klingt die erste leise Nummer, ganz konzentriert auf die Stimme des Sängers, der völlig in sich gekehrt kaum wahrzunehmen scheint, dass mit Caylie Runciman (Schlagzeug und Gesang, sonst mit Boyhood aktiv) und Scattered Clouds-Frontmann Phil Charbonneau (Keyboards, Loops und Effekte) noch zwei weitere Musiker neben ihm auf der Bühne sitzen.

Bei seinen Ansagen merkt man dagegen schnell, dass sich zwischen all der Traurigkeit auch ein fröhlicher Mensch versteckt, der seine Geschichten mit Bedacht erzählt, aber auch gerne einmal Anekdoten von den endlosen Fahrten auf den schnurgeraden kanadischen Highways oder Abenteuern in den Serpentinen der Pyrenäen einstreut und sich einfach über die so perfekt zu seiner Musik passende Wohnzimmer-Atmosphäre in der Pension Schmidt freut: "Nette Menschen, Hunde, Kerzen - das ist wirklich toll!" Bisweilen gelingt es ihm sogar, das Publikum nicht nur anzurühren, sondern sogar zum Lachen zu bringen, etwa mit dem Geständnis, dass das Lied "Dead Deer" gar nicht wie oft vermutet von seinem Vater, sondern von seiner Ex-Freundin handelt, oder er verrät: "Ich kenne so viele unanständige Witze, aber die erzähle ich erst nach der Show, um mein Netter-Junge-Image nicht zu zerstören!" Auch mit den kraftvollen Liedern von "Quiet Energies" setzt Bonnetta Kontrapunkte zu seinen alten Leisetreter-Runterbringer-Nummern, wenn er bisweilen eine Brücke von Tom Petty zu Neil Young schlägt und es bei aller Liebe zu anspruchsvoller Popmusik bei "Connect The Lines" oder "All My Life I Have Been Running" auch mal richtig laut werden darf.

Evening Hymns
Herzstück des Auftritts sind allerdings dennoch die Erinnerungen Bonnettas an seinen Vater, denn auch einige der brandneuen, noch gar nicht aufgenommenen Songs, die er an diesem Abend spielt, handeln davon. "Ich dachte eigentlich, dass ich nach dem letzten Album den Kopf für andere Themen frei hätte, aber wie sich zeigt, gibt es da noch mehr, was zu sagen ist!", erklärt er. Das unterstreicht auch seine Reaktion auf seine eigenen Stücke: Mehr als einmal hat man das Gefühl, dass er am Ende der Lieder mit den Tränen kämpfen muss und froh ist über den lang anhaltenden Applaus, der ihm mehr Zeit gibt, sich wieder zu sammeln. Doch nicht nur der Protagonist ist ergriffen. Auch das Publikum will mehr hören, als Bonnetta und die Seinen nach 75 Minuten die Bühne verlassen, und deshalb setzt sich der Kanadier ganz am Ende für die emotionale, aber musikalisch ganz und gar nicht traurige Ballade "Hold On" noch allein ans hauseigene Klavier und verabschiedet sich so mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Surfempfehlung:
www.eveninghymns.com
facebook.com/eveninghymns
eveninghymns.bandcamp.com
en.wikipedia.org/wiki/Evening_Hymns
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
 

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