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Licht am Ende des Tunnels

Sophia

Köln, Stadtgarten
29.10.2016

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Sophia
"Wer von euch war denn hier, als wir vor ein paar Monaten das letzte Mal in Köln spielten?", fragte Robin Proper-Sheppard das Publikum im Kölner Stadtgarten in Anspielung auf das Konzert im April - allerdings erst nachdem die aktuelle Sophia CD "As We Make Our Way" nochmals in Gänze aufgeführt worden war. "Wie alle?", meinte er dann erstaunt, nachdem ein zustimmendes Raunen aus dem Auditorium gequollen war, "nun, dann sollten wir besser die Setlist ändern und ein paar Stücke spielen, die wir das letzte Mal nicht gespielt haben." Es kommt ja selten genug vor, dass eine Band gleich zwei Mal innerhalb einer Saison mit einer CD-Präsentation in derselben Stadt halt macht - aber Robin wäre ja schön doof, wenn er diese Gelegenheit auslassen würde, denn in Köln darf der Mann auf eine besonders treue, eingeschworene Gemeinschaft zählen.
Wie im April das artheater, so war auch dieses Mal der Stadtgarten recht gut gefüllt - wenn auch offensichtlich großteils mit denselben Leuten... Nun hätte man ja fast davon ausgehen können, dass Robin und Sophia auf diesem Bein der Tour einfach die Show vom April wiederholen würden - doch weit gefehlt, denn zum einen lief der erste Teil (also die Präsentation der CD) auf einem ganz anderen Energie-Level ab, als jener im April und zum anderen gab es dann im zweiten Teil tatsächlich erhebliche Abweichungen vom Programm des ersten Tour-Abschnittes. Der wesentliche Unterschied war der, dass dieses Konzert - selbst in den rockigsten Momenten (und davon gab es immer noch jede Menge) - von einer fast heiteren Gelassenheit war, wie man sie von Robin Proper-Sheppard nun wirklich nicht gewohnt ist. War die letzte Show noch geprägt von einer nervösen Intensität und Anspannung, so surfte Robin dieses Mal eher entspannt auf seinen Waves Of Depression daher. Die Stücke waren arrangementstechnisch nochmals überarbeitet worden und türmten sich nun - soweit das strukturell möglich ist - jeweils vom entspannten Säuseln zum tobenden Tsunami, den Robin als Silver Surfer (mit weißen, silbrig glitzernden Lackschuhen) dann elegant ausritt. Und spielte er zuletzt noch 70 % der Show unter Vermeidung jeglicher Frontbeleuchtung mit dem Rücken zum Publikum, so reduzierte er diesen Anteil nun auf ungefähr 20 % und gestattete es sogar, dass die Lichtanlage des Stadtgartens zum Einsatz kommen durfte (was auch eher untypisch für Robins Verhältnisse ist, der ansonsten gerne im Dunkeln munkelt). Es scheint so, dass sich der Mann nun mit dem neuen, nach wie vor sehr düsteren, brutal aufrichtigen und selbstzerfleischerischem Material zumindest musikalisch arrangiert hat und so kamen die Tracks - natürlich immer noch melancholisch - aber weniger aggressiv und sogar versöhnlicher daher. Außerdem hat man bei einem Sophia-Konzert schon lange nicht mehr so viele zumindest mitwippende Besucher gesehen. Die positiven Vibes überwogen hier definitiv.
Das galt natürlich nicht für die Lyrics. Zwar machte Robin Witze, dass er die Texte alter Tracks - z.B. "Another Friend" - überarbeitet habe und sang bei seinem Song "Razorblades" versehentlich "I rock myself in my room" anstatt "I lock myself in my room" - das war aber natürlich nur seine Art von Humor. Was er überarbeitet hatte, waren dann eher die Arrangements. Während es im April dann noch den großen Sophia-Hit "Oh My Love" gegeben hatte (der zur damaligen Stimmung auch passte), gab es dann dieses Mal eine betont lyrische Version von "Ships In The Sand", wobei Robin hier eine Strophe gar a cappella zum Besten gab und Gitarrist Jasper Piano spielen durfte. Danach war dann Schluss mit lustig und Sophia spielten (wie Robin witzelte) die "Lords Of The Rings Trilogie" - bestehend aus dem "Desert Song", "Darkness" und dem "River Song". Bei dieser ziemlich unverhohlenen Led Zeppelin-Hommage steigerte sich die Band (mit gleich drei Gitarren) dann noch mal in einen richtigen Spielrausch, sodaß der Song einfach nicht enden wollte. "Das wird aber auch immer intensiver", meine Robin noch und verabschiedete sich vom Publikum. Es gab dann aber noch zwei Zugaben: Zunächst spielte die Band den Sophia-Klassiker "Bastards" und schließlich durfte auch noch Robins Bassist Vincent zum Piano greifen und zwar bei dem wundervoll zurückhaltenden "Directionless", das Robin - wie er sagte - für seine Tochter geschrieben habe, als diese einen Monat alt war. "Im Januar nächsten Jahres wird sie 20", meinte er abschließend und machte damit deutlich, dass auch für Misanthropen die Zeit nicht stehen bleibt. Was ein Glück also, dass er - zumindest offenbar bei dieser Tour - das Licht am Ende des Tunnels endlich mal gefunden hat.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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