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Konzert-Bericht
 
Ein Abend mit Trumplestilzchen

She Keeps Bees
Zimmerman

Köln, Blue Shell
01.12.2016

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She Keeps Bees
Kaum zu glauben, aber wahr: Obwohl Jessica Larrabee und Andy LaPlant gar kein neues Album, sondern lediglich die Vinyl-Veröffentlichung ihres Albums "Nests" zu bewerben hatten (mit dem 2008 die Laufbahn als Duo-Act eingeläutet wurde), standen die ersten Fans schon lange vor der Öffnung Schlange, um sich die besten Plätze bei dem Blue Shell-Debüt des wahren Dynamic Duo zu sichern. Tatsächlich war das Blue Shell dann am Ende auch pickepackevoll.
Das freute natürlich auch den Belgier Simon Casier, der als Basspieler für Bands wie Balthazar oder Douglas Firs schon musikalisch für Aufhorchen sorgte, bevor er dann auf die bescheuerte Idee kam, seinem Solo-Songwriter-Projekt den Namen Zimmerman zu geben (man versuche mal, im Web das richtige Projekt zu finden!). Musikalisch freilich agiert Casier weit weniger unglücklich. Die Songs seines ersten Albums "Afterglow" gehören zur Gattung des elegischen Männerschmerz-Blues. Das ist insofern erklärlich, als dass Casier das Material zwischen zwei Beziehungen geschrieben hat - wobei wohl die Trennungssituation sich stimmungsmäßig als dominierender ausprägte, als der Silberstreif am Horizont eines Neuanfangs. Kurzum: Der Mann ist ein musikalischer Melancholiker. Dafür ist er indes bestens gerüstet und mit einer sonoren, kräftig grummelnden Basstimme ausgerüstet und mit einem beneidenswerten Sinn für immer die richten Moll-Akkordfolgen gesegnet. Insgesamt gelang es dem Mann so, den Plapperpegel des Publikums im Zaum zu halten. Dabei half ihm auch die Art, in der er seine akustische Gitarre mit selbst platzierten Pickups präpariert hatte, die für einen bemerkenswert fülligen Gitarrensound sorgten, den man in dieser Form gerne öfter mal bei Akustik-Konzerten hören würde. Casier kommt als Performer durchaus sympathisch, ein wenig schüchtern aber musikalisch souverän rüber. Und was die Qualität seines Songmaterials betrifft, so lässt sich das vielleicht insofern beschreiben: Als Zuhörer erschien das dargebotene Support-Set eher zu kurz als zu lang. Und das will schon etwas heißen.
Jessica Larrabee und Andy LaPlant sind ein ziemlich ungleiches Paar, was den Ansatz der Bühnenpräsentation betrifft. Sie kommt fahrig, hypernervös und ein wenig chaotisch daher, während Andy mit stoischer Ruhe und konsequentem Teamgeist das Ganze mit seinem erstaunlich melodischen Drumming (sofern man das so formulieren darf) zusammenhält. Das war eigentlich immer schon so - aber vielleicht noch nicht so extrem zu beobachten, wie bei dieser Show. Hier wirkte Jessica nämlich dergestalt überdreht, dass die Vermutung nahe lag, dass da chemische Prozesse irgendwelcher Art im Spiel gewesen sein könnten. Jedenfalls war der "She Keeps Bees Personality-Gap" noch nie so deutlich zu beobachten, wie hier und jetzt. Freilich: Die Dynamik des Auftrittes betreffend war dies durchaus förderlich. Wie gesagt, war es so, dass She Keeps Bees kein neues Album zu promoten hatten (das letzte namens "Eight Houses" stammt von 2014 und wurde eigentlich schon von dem Duo bespielt) - was aber nicht bedeuten sollte, dass es kein neues Material geben sollte. So hatte Jessica zum Beispiel einen frisch geschriebenes Frauenrechts-Song namens "The Burning Kind" im Gepäck, dem sie dem aktuellen Lieblingsfeind der Kreativen ihres Landes - dem Trumplestiltskin nämlich - widmete und der Zeilen wie "My Body Is My Home" enthält. Dann gab es Songs, von denen sie behauptete, dass sie noch nie live gespielt worden seien wie etwa "My Last Nerve" - was somit dann eine Premiere dargestellt hätte. "My Last Nerve" ist zum Beispiel ein Track des Nests-Albums - insofern machte dieses dann auch Sinn.

Was die musikalische Ausrichtung des Abends betraf, so war zu beobachten, dass der Blues immer dann dominierte, wenn Jessica die Gitarre zur Seite legte und stattdessen "Black Betty-mäßig" zum Tambourine griff oder sich gar ans Wurlitzer-Piano setzte und zum Beispiel Songs wie das Björk-Cover "Come To Me" darbot. Ansonsten regierte dann eher der Rock'n'Roll, der sich nicht nur durch Jessicas zum Teil gutturalen Gesang, sondern auch durch kräftige Grunge-Riffs manifestierte. Immerhin: Durch die o.a. Variationen gelingt es She Keeps Bees ein bemerkenswert kurzweiliges Programm zu präsentieren. Das sahen die Fans auch so, die es sich nicht nehmen ließen, bei geeigneter Gemengelage auch mal mitzutanzen. Zwischen den Tracks bemühte sich Jessica redlich, ihr wichtige Fragen zu diskutieren - zum Beispiel wie man Fischsauce richtig isst, ob man sich selbst die Haare schneiden solle oder wie man Jeans am rutschen hindern kann. So richtig Sinn machte das zwar nicht - aber das ist ja auch nicht die Aufgabe, die sich einer Rockband stellt, die das Publikum auf mitreißende Art bespaßen möchte. Und das gelang She Keeps Bees hier zweifelsohne.

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Surfempfehlung:
shekeepsbees.com
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www.zimmermantheband.com
www.facebook.com/zimmermantheband
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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