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Konzert-Bericht
 
Nostalgie in all ihren Facetten

Michael Nau

Köln, King Georg
16.12.2016

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Michael Nau
Nein, ein großer Entertainer ist an Michael Nau sicher nicht verloren gegangen. Bei seinem Auftritt im Kölner King Georg kommt dem schüchtern wirkenden Cotten Jones-Mastermind außer einem knappen Dank ans Publikum und die wiederholte Frage, wie viel Zeit noch bis zur Curfew bleibt, nicht viel über die Lippen. Ganz versunken in die eigene Musik sitzt (!) der Amerikaner aus dem Bundesstaat Maryland da fast regungslos auf seinem kleinen Hocker - seine beiden nicht namentlich vorgestellten Mitstreiter an Bass und Schlagzeug kaum mehr als eine Armlänge von ihm entfernt - und taucht ab, um mit seiner betont weiten Auslegung von Indie-Folk nostalgische Gefühle in wohlig-warme Töne zu verpacken.
So stoffelig die drei bemützten Bartgesichter an diesem Abend auch wirken - musikalisch können sie voll überzeugen. Mit leichter Hand führt Nau durch ein Programm in willkommenem Vintage-Sound, das auf alten Americana-Tugenden aufbaut, aber dabei nicht nur abwechslungsreich, sondern auch schräg genug ist, um nie Gefahr zu laufen, mit der Stangenware des Genres verwechselt zu werden, die einem sonst allenthalben begegnet. So streift das Trio herrlich abgehangenen Folk-Pop, kokettiert mit eigenwilligen 70s-Psychedelic-Pop-Anleihen, stößt auf klassisches Country-Rock-Terrain vor, schlägt die Brücke vom Barock-Pop zum Indie-Jangle-Pop der 80er und geizt hier und da auch nicht mit samtweichem Soul-Sound. Dabei unterstreicht der Auftritt vor allem, wie gut Naus Songs sind. Denn all die Keyboards, Streicher, Glockenspiele und Backing Vocals, die es auf seinem kürzlich erschienenen Solo-Erstling "Mowing" zu hören gibt, vermisst man in der Live-Umsetzung überhaupt nicht. Ein wenig erdiger ist der Konzertsound schon, aber trotzdem fehlt es auch auf der Bühne nicht an den verträumt-verklärten Momenten, mit denen Nau auf seiner Platte punktet und hier und da an die Beatles zu "Rubber Soul"-Zeiten erinnert.
Seine Lieder klingen, als hätte er sie sich gerade erst aus dem Ärmel geschüttelt, und auch auf der Bühne scheint es improvisatorische Freiheiten zu geben. Immer wieder instruiert der Gitarrist und Sänger seine Musiker vor (und manchmal auch während) den Songs neu - und das, obwohl der Auftritt in Köln einer der letzten ihrer gemeinsamen Tournee ist. Nur einmal hakt's, als Nau bei der ungeplanten Zugabe ein Stück nach wenigen Sekunden abbricht und zu einem anderen Song wechselt. "Gleich als wir anfingen, wurde mir klar, dass ich das Lied gar nicht spielen will", erklärt er entschuldigend - sehr zur Erleichterung seines Bassmannes übrigens, der offenbar mit dem Song überhaupt nicht vertraut ist! Stattdessen gibt es ganz am Ende die Bossa-Nova-Nummer "Smooth Aisles" - und einen letzten Beweis dafür, wie wandelbar Michael Nau ist.

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Surfempfehlung:
facebook.com/michaelnaucottonjones
suicidesqueezerecords.tumblr.com/artists/michaelnau
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
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