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Konzert-Bericht
 
Superstar in Wartestellung

Dan Owen

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
03.03.2017
Dan Owen
Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als einem Künstler auf der Bühne dabei zuzusehen, wie er groß rauskommt: zu sehen, wie er noch vor der Veröffentlichung seiner ersten LP die Zuschauer mit jedem neuen Song mehr fesselt, wie er vielleicht selbst überrascht ist vom eigenen Erfolg, zu erleben, wie er alles in seine Performance steckt, um am Ende das Konzert mit dem Gefühl zu verlassen, das Publikum und Künstler gleichermaßen mehr bekommen haben, als sie erwartet hatten. Wer sich all das vom Auftritt Dan Owens in Haldern erhofft hatte, kommt allerdings bereits zu spät. Da hätte man den jungen Troubadour vor 18 Monaten nur ein paar Kilometer entfernt beim holländischen Zwarte Cross-Festival sehen müssen, vor einem Jahr im Vorprogramm von Birdy oder letzten Herbst als Support von Kaleo. In Haldern dagegen erleben wir einen grundsympathischen, aber auch schon spürbar abgeklärten Superstar in Wartestellung.
Dan Owen
Dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Owen ganz groß rauskommt, kann man an diesem Abend auch an den Besuchern ablesen. Nicht nur, dass es brechendvoll ist in der Haldern Pop Bar, das Publikum ist auch ein merklich anderes als sonst bei den Singer/Songwriter-Konzerten hier. Da sind die mitgereisten Fans, die in der ersten Reihe mit verträumten Blicken jedes Wort mitsingen, die zwei Freundinnen, die nur wegen des Hypes da sind und sich selbst bei den ruhigen Liedern lautstark unterhalten, und der betrunkene Typ in den besten Jahren, der alle Frauen um sich herum angräbt, weil er glaubt, es zu dürfen, denn: "Ich bin Baggerführer"...

Doch auch wenn schon vor dem ersten Ton klar ist, dass der Drops für Owen bereits vor der Veröffentlichung seines ersten Albums gelutscht ist - der 25-Jährige aus einer Kleinstadt in der Nähe von Birmingham kann bei seinem Besuch am Niederrhein musikalisch fraglos mitreißen. Mit nicht mehr als einer Akustikgitarre und seiner willkommen rauen, aber dennoch vielseitigen Stimme haben seine zumeist in gemäßigtem Tempo gespielten Lieder live eine Emotionalität, die in den Studioversionen so offen nicht immer zutage tritt. Das zeigt sich gleich beim ersten Song, "Splinter", bei dem man den Schmerz des Protagonisten praktisch mit jedem Ton spüren kann und der vielen im Saal den ersten Gänsehaut-Moment beschert. In seinen besten Stücken vereint Owen Melodiösiät und Melancholie, seine Texte strotzen vor massenkompatibler Poesie ("Die Würfel waren von Anfang an gezinkt"), mit der er auf die Herzen seiner Zuhörer zielt. Auch wenn er bisweilen anders verkauft wird: Indie ist an ihm vor allem seine wuschelige Frisur, musikalisch dagegen ist er James Morrison näher als Conor Oberst.

Dan Owen
Gefühlige Balladen ("Moonlight") hat der Sunnyboy genauso zu bieten wie wilde Uptempo-Nummern ("Bad For Me"), bei denen er sogar selbst zum Mitklatschen und Mitsingen auffordert. Beeindruckend lässig drückt er dazu mit seinen Ansagen bei den Zuschauern genau die richtigen Knöpfe, ohne viel zu sagen. Lediglich vor "Made To Love You" wird er einmal ausführlich und ernst, dreht sich der Song doch um häusliche Gewalt. Bei der stürmisch geforderten Zugabe beweist er - nun im Sitzen, mit Gitarre, Mundharmonika und Stompbox -, dass er trotz aller pflegeleichter poppiger Zugänglichkeit, die er zuvor offenbart hat, auch anders kann, und haut dem Publikum als Rausschmeißer noch eine wüste Version des Blues-Klassikers "Little Red Rooster" um die Ohren.

Nach 45 Minuten ist dann weder Owens Repertoire erschöpft noch die Curfew der Haldern Pop Bar erreicht, dennoch glaubt der junge Mann, seine Schuldigkeit getan zu haben. In einer kleinen Bar am Niederrhein gegen Hutspende wirklich alles zu geben - das hat Dan Owen schon nicht mehr nötig.

Surfempfehlung:
www.danowen.com
Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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