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Last Of The Rockstars

Elliott Murphy Trio

Solingen, Cobra
06.06.2002
Elliott Murphy Trio
"Schön endlich mal hier zu sein, wenn es mal nicht regnet", meinte Elliott Gitarrero Olivier Durand vor dem Konzert. Denn in Solingen ist der amerikanische Songwriter mit Wohnsitz in Frankreich und sein frankophiler Compagnion ein gerngesehener Dauergast. Allerdings sollte dieser Besuch der letzte in diesem Jahr sein: Nach der Deutschland-Tour wird Elliott in Frankreich für seine aktuelle CD "Soul Surfing" touren, danach in Spanien eine Duo-Tour mit Olivier absolvieren und danach geht es dann in Studio für die nächste CD, die im späten Frühjahr erwartet werden darf. Was aus der geplanten, zweiten "La Terre Commune"-CD werden wird, wurde nicht so konkret klar, denn momentan stehen Elliott und Iain Matthews nicht in direktem Kontakt. (Vermutlich wird es irgendwann wieder zu einer Session zwischen Tür und Angel kommen - was ja, laut Elliott, die Kreativität fördert).
Elliott Murphy Trio
An diesem Abend hatten sich Elliott und Olivier übrigens Unterstützung in Form eines weiteren Exil-Amerikaners mitgebracht: Danny Montgomery ist ein schokoladensüchtiger Vollblut-Rock-Drummer mit einer Abneigung gegen amerikanisches Bier und dem Herz auf dem rechten Fleck, der auf Umwegen ebenfalls in Frankreich gestrandet ist. Zunächst mal schien das Konzept zwei akustische Gitarren plus Schlagzeug ohne Baß ein wenig abenteuerlich. Doch der Zwitter zwischen Band und Duo machte aus vielerlei Hinsicht Sinn: Die Kosten waren geringer als mit Band, der Sound hingegen geriet vielseitiger als ohne Drummer, und das Setup war variabel genug, um sowohl Clubs wie auch Kneipen oder In-Store Gigs spielen zu können. So erzählte Danny, daß er in einem FNAC-Store in Paris lediglich mit Besen auf einem Stuhl als Drum-Ersatz gespielt habe, weil der Platz für sein komplettes Drumkit zu klein gewesen sei. Danny - der unter anderem mit Concrete Blonde / Johnette Napolitano zusammenarbeitete - erwies sich dann auch als besonders vielseitiger Trommelkünstler. Da sein Hauptaugenmerk stets auf dem Rock lag, sorgte er für den gewissen Backbeat. So machte es denn auch Sinn, wenn die Stücke - z.B. "Come Back Louann" oder "Dragon" zunächst mal alle ungefähr doppelt so schnell gespielt wurden, wie gewohnt. Nur: Warum nutzte Elliott diese Gelegenheit nicht, endlich auch mal etwa "Black Crow" von "Soul Surfing" zu spielen? Danny war aber andererseits auch in der Lage, etwa mittels der erwähnten Besen, dynamische Entwicklungen zu unterstützen. So gerieten dann besonders Tracks, die sich langsam entwickeln - wie z.B. "Elvis Presley's Birthday" - zu echten Knüllern. Das Erstaunliche war eigentlich, daß Dannys vielseitiges Drumming eher den folkigen Tracks zugute kam, als den ohnehin schon straighteren Nummern. So geriet denn z.B. "Little Red Rooster" - das Elliott so gerne mag, weil es "so schön schmutzig ist, und weil Olivier die Lead-Gitarre spielt" - eher zu plakativ und eindimensional. Dafür war das Highlight des Abends - eine ausufernde, und immer wieder aufflammende, fast 10-minütige Version von "Blind Willie McTell" - aber ein wirkliches Erlebnis. Hier zeigte sich auch, daß es Danny mühelos gelang, Elliotts Ideen zu folgen (was Olivier ja mittlerweile im Schlaf zu beherrschen scheint), so daß ein echtes Band-Feeling aufkam. Das ging dann allerdings zu Lasten der Kommunikation mit dem Publikum. Das Cobra ist eine Kneipe (mittlerweile aber mit einer "echten" Bühne), bei der das Publikum auf Armeslänge den Künstlern gegenüber steht. Da wunderte es schon, daß Elliott - so ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten - auf die kleinen Stories zwischen den Songs und den Dialog mit den Leuten fast vollständig verzichtete. Aber vielleicht lag das ja einfach an der Tagesform. Kommen wir zu Olivier: Als dieser vor ein paar Jahren zum ersten Mal mit Elliott unterwegs war, schien er eher schüchtern und zurückhaltend. Mittlerweile ist er zu einem selbstsicheren und vielseitigen Gitarristen geworden, der auch die große Pose nicht scheut und auch immer öfter gesangstechnisch ins Geschehen eingreift. Elliott selbst meint, daß Olivier - unter seiner väterlichen Fürsorge - zu einem großartigen Gitarrero herangereift sei, der vor allen Dingen das Wesentliche beachte. Er widmete ihm bei dieser Show "Eiffeltower Blue". Dennoch läßt sich Olivier hin und wieder dazu hinreißen, den Verzerrer einzuschalten und ein wildes Solo hinzulegen; was - ehrlich gesagt - nicht unbedingt notwendig erscheint. Aber auch hier gibt es keinen entwicklungstechnischen Stillstand: Neben dem Overdrive, wartete Olivier zusätzlich mit einem Tremolo auf, das jedoch nur punktuell zum Einsatz kam.
Elliott Murphy Trio
Elliott selbst erwies sich bei dieser Show eher als Gentleman, der seinen beiden Mitmusikanten gebührenden Raum gab und mehr als einmal musikalisch ins zweite Glied zurück trat. Obwohl die Songs der aktuellen CD natürlich besonders gefeatured wurden, gab es doch immer wieder schöne Überraschungen die Songwauswahl betreffend. So wurde z.B. die übliche, ausufernde Zugabenorgie mit "Norwegian Wood" von den Beatles eingeleitet. Alles in allem zeigte Elliott wieder einmal, daß er zu einem der unterhaltsamsten Singer-/Songwritern überhaupt zählt. Daß ein Mann seiner Statur auf einem solchen Level spielen muß (wobei das nicht gegen das Cobra gemünzt ist!) ist zwar schade, aber letztlich nicht zu ändern. Und: Elliott hat sich mit diesem Umstand arrangiert und ist wohl auch glücklich dabei.
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
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