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Moonriver

Luna

New York, South Street Seaport
21.08.2002
Luna
Auch wenn man in New York grundsätzlich 50% seines Einkommens für die Kaltmiete abzudrücken hat: Dort zu leben hat auch gewisse Vorteile. Ein Mal im Jahr setzt z.B. die Stadtverwaltung für ein paar Tage die Mehrwertsteuer aus. Und - gerade zur Sommerzeit - finden allerlei Konzertereignisse für umsonst und draußen statt. Neben den Auftaktkonzerten für die MTV-Music Awards sind dies diverse Reihen zum Thema Blues, Jazz und auch Rock. Nachdem der Central Park für Veranstaltungen dieser Art geschlossen wurde, und auch das World Trade Center - bis letztes Jahr Heimat für der sogenannten Center Stage - ausgefallen ist, werden indes die Locations knapp. Und so verfiel man dann darauf, an den Hafenpiers neue Standorte aufzuziehen. Einer davon findet sich auf der östlichen Seite, direkt neben dem dort in Rente gegangenen und zum Museum umgebauten Flugzeugträger "Intrepid", und ein anderes, besagte Center Stage, auf der westlichen Seite im historischen South Street Seaport, direkt beim als Postkartenmotiv bekannten Pier 17. Von den Piers selbst laufen stündlich Besichtigungsfahrten durch das Hafengebiet aus und im Pier 17 ist eine Mall untergebracht - für Publikumsverkehr ist also gesorgt. Dennoch ist der New Yorker (und mehr noch der amerikanische Tourist) wählerisch - unter anderem gerade deshalb, weil so viel umsonst angeboten wird. Insofern überraschte es denn auch nicht, dass vor der Bühne am Pier 17, an dem an diesem Abend Luna aufspielen sollten, eine überschaubare Anzahl von Stühlen aufgebaut waren. Dabei unterschätzten die Veranstalter allerdings den Bonus, den Luna als New Yorker Band und damit Lokalmatadoren besitzen.
Der Beginn der Show war für 18 Uhr angesetzt - und so füllte sich der Platz vor der Bühne ab 17.30 allmählich aber stetig. Hastig herbeigeschaffte weitere Stühle konnten hier keine Abhilfe schaffen. Dean Wareham und seine Jungs und Mädels konnten sich also auf eine angenehme Atmosphäre freuen. (Die Band wird für Live-Konzerte seid einiger Zeit durch die Keyboarderin Lara Meyerratken (Ben Lee Band) verstärkt.) Allerdings merkt man Dean ja nicht unbedingt an, wenn er gut gelaunt ist, da er stets ein wenig "weird and woozy" dreinblickt - etwa wie drei Tage Sauerbier. So auch an diesem Tag. Kurz vor der Show konnte er immerhin noch bekanntgeben, dass die Tour für Deutschland jetzt steht - und bestätigen, dass er sich in der Tat gut fühlte. Während sich Luna für die Show umzogen, wurde das Ereignis von der irischen Band Las Vegas Basement eröffnet. Angekündigt wurden die Jungs als "Band mit den besten Schuhen". So ähnlich klang die Sache dann auch. Zwar erweckte die Gruppe rein optisch den Eindruck einer Bande junger Hippies, allerdings durfte man die gespielte Musik getrost einige Generationen später anzusetzen. Las Vegas Basement bedienten sich ausgiebig beim Gitarrenpop der letzten 20 Jahre. Es gab viele großartig aufgebauschte Mid-Tempo Stücke mit effektiven Breitwandakkorden und effektgeladenen Gitarrenläufen - allerdings ziemlich ganz ohne Herz und Seele. Bezeichnenderweise klang die Band auch nicht besonders irisch - was wohl unter anderem ein Grund dafür sein mag, dass sie in den USA einiges an Popularität genießen. Gegen 19 Uhr war der Spuk dann auch vorbei.

Da die Open Air Konzerte in Manhattan gegen 22 Uhr beendet sein müssen, ist ein früher Beginn unumgänglich. In dem speziellen Fall machte das allerdings nichts, da Luna so in den malerischen Sonnenuntergang hineinspielen konnten. Das Publikum war mittlerweile auf einige hundert Fans angewachsen so dass es für die Band natürlich kein Problem war, von der ersten Sekunde an gelöst aufzuspielen. Luna sind ja in guten Momenten eine der wenigen Bands, die sich mit simpler Gitarrenmusik und minutenlangen Solo-Passagen ungestraft austoben können, ohne auch nur ansatzweise langweilig zu werden. Dieses war so ein Moment. Vielleicht liegt es daran, dass Dean seine Stücke bewusst und gerne simpel aufbaut - was natürlich alle Möglichkeiten offen lässt - vielleicht liegt es daran, dass Gitarrist und Co-Autor Sean Eden einfach tierische Freude daran hat, sich auf der Gitarre gehen zu lassen oder aber es liegt daran, dass sich Luna einfach besser als manch andere überlegen, wie man ein Gitarrensolo interessant gestalten kann - jedenfalls reicht ihnen, was die unterhaltsame Bearbeitung der Saiten betrifft, so schnell keiner das Wasser. So ließen sie es sich auch nicht nehmen, auch bei einem so einem "außerplanmäßigen Konzert" 10-minütige Versionen ihrer Klassiker "23 Minutes in Brussels" oder "Pup Tent" zu spielen. Interessanterweise lugten dabei Velvet Underground kaum noch um die Ecke. Statt dessen verstanden es Dean und Sean darauf, mittels simpler Effekte (Tremolo, E-Bow, Feedback etc,) und einfacher, melodischer Soli, die im Wechsel vorgetragen wurden auf's angenehmste zu unterhalten.

Luna
Das Besondere an dieser Show war nun, dass sie daneben auch die knackig kurzen "Rausschmeißer" ihres aktuellen Albums "Romantica" zur Verfügung hatten. Und siehe da: Stücke wie "Lovedust", "1995" oder "Black Champagne" fügten sich ganz hervorragend in die Setlist ein. Gerade zum Mitsingen geeignete Stücke wie "Lovedust" kamen dabei gut an. "I see a million, a billion, a trillion stars" sang Dean. Und auch wenn er immer noch nicht lächelte, merkte man, dass ihm das Spaß machte. So gab es also quasi für jeden etwas: Poppige Rocksongs UND tranceartige Psychedelia-Orgien. Allerdings gewinnt man nie den Eindruck, dass Luna irgendwann abheben werden. Hier haben wir gewiss eine der bodenständigsten Bands überhaupt. Einen großen Anteil am Gelingen der Show hatte zweifelsohne die Rhythmusgruppe. Drummer Lee Wall scheint mit der neuen Bassistin Britta Phillips noch besser zurechtzukommen, als mit ihrem langjährigen Vorgänger Justin Harwood und Britta selbst ist die perfekte Bassistin schlechthin. Obwohl sie schätzungsweise gerade mal 1,60 m Luftlinie misst, besitzt sie eine selbstverständlich-charmante Bühnenpräsenz und haut höchst effektive, pulsierende Grooves raus, die die Gitarrenarbeit stets unterstützen und nicht mit dieser konkurrieren - wie so oft bei Rockbands üblich. Daneben ist ihr Gesang genau das Element, welches Luna bislang stets abging. Das im Duett mit Dean vorgetragene "Mermaid Eyes" von "Romantica" geriet deshalb erwartungsgemäß zu einem der Höhepunkte der Show. (Dafür musste man dann auf "Bonnie & Clyde" verzichten - aber irgendwas fehlt ja immer). Obendrein raucht sie noch Zigarillos - was will man mehr? Die Keyboards hätten jetzt nun nicht wirklich sein müssen - waren jedoch bei Stücken wie z.B. "Black Champagne" eine dann doch willkommene Zugabe. A propos Zugabe: Die Veranstalter ließen sich breitschlagen und so durften Luna nach der offiziellen Show dann doch noch mal für eine Zugabe auf die Bühne. Mit dem friedfertigen "Moon Palace" klang der Abend dann bezeichnenderweise in malerisches Mondlicht getaucht - aus. Luna sind momentan in der Form ihres Bestehens. Freuen wir uns also auf die anstehende Tour in unseren Breiten.
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Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
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