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Konzert-Bericht
 
Männer und Technik

Chris Cacavas

Solingen, Steinenhaus
05.09.2002
Chris Cacavas
"Ich weiß nicht, ob ihr mir das glaubt, aber als ich das in meiner Küche probiert habe, hatte ich keine Probleme", meinte Chris Cacavas halb witzelnd und halb mit sich selbst hadernd, als er gerade einen seiner Songs mit einer pyschedelischen Feedback-Orgie gegen die Wand gefahren hatte. Warum der gute beschlossen hatte, gerade auf seiner ersten Solo-Tour als Wahl-Deutscher (Chris lebt jetzt bei Karlsruhe) mit einem ganzen Arsenal an Effektgeräten herumzufuhrwerken, wurde jedenfalls nicht so ganz klar. Chris war nämlich mit der Bahn unterwegs und hatte demzufolge eh Mühe, sein ganzes Equipment UND die Klamotten UND die CDs zu transportieren.
Was war passiert? Chris hatte sein Konzert ganz normal begonnen - mit akustischen Versionen von Stücken wie "Sucker" oder "AWOL" - hauptsächlich von der aktuellen CD "Bumbling Home From The Stars" sowie der "Schwester-CD", "Kneel", die auf der Return-To-Sender Reihe erschien, die beim Glitterhouse Mailorder zu beziehen ist. Von dieser CD spielte er z.B. das Stück "Matador". Dass Chris dann aber auch ältere Sachen aus dem Hut zauberte, hatte einen besonderen Grund: "Nicht das wir uns falsch verstehen, Junkyard Love waren eine tolle Band und es hat auch Spaß gemacht, mit denen zu spielen. Heutzutage fühlt sich das aber nicht richtig an, wenn ich die Sachen mit der neuen Band spiele." Und so nutzte er denn die Gelegenheit, bei diesem Konzert Stücke wie "Pale Blond Hell" solo vorzuführen. Dabei gab es nun gleich mehrere Probleme: "Pale Blond Hell" ist nun mal ein Rock-Stück, welches von der Dynamik lebt. Es ist - wie so viele von Chris' Stücken - auch deshalb nicht sehr geeignet, im Solo-Mode vorgetragen zu werden, weil es kaum Akkorde enthält, sondern statt dessen vertrackte Gitarrenlicks, die Chris auch noch 1:1 nachzuempfinden suchte. Dabei verhakelte er sich nicht nur des häufigeren - was bei der schwieriger zu spielenden akustischen Gitarre kein rechtes Wunder war - sondern beschloß obendrein noch, seine Effektgeräte einzusetzen. Diese bestanden aus einem Echo, einem Hall-Gerät, dem Line-6 Delay-Modul mit Sampler (und fünf Fußschaltern) und einem Lautstärkepedal. Nun hatte Chris aber mittlerweile keineswegs mehr Füße bekommen und so zappelte er denn ziemlich hektisch mit den Beinen, um die Pedale in der richtigen Reihenfolge zu bedienen. Hinzu kam, dass er ausgerechnet auf ein Stimmgerät verzichtet hatte und somit nach Gehör spielte. Des weiteren waren die Schaltgeräusche der Effektgeräte im akustischen Setting dermaßen laut, das es schon störend wirkte, es gab einen Wackelkontakt im Gitarrenkabel und zumindest einem der Fußschalter. Das Ergebnis waren dann demzufolge recht demontierte Experimente, die eher interessant als gelungen erschienen.
Chris Cacavas
Um der Wahrheit aber mal die Ehre zu geben und auch den guten Chris ein wenig in Schutz zu nehmen: An dieser Aufgabe wäre vermutlich auch andere gescheitert. Wenn man nicht - wie z.B. Joseph Arthur - sein halbes Leben im stillen Kämmerlein verbringt, wo man so was dann übt bis zum Abwinken, dann kommt eben so was von so was. Immerhin spielte Chris auch noch ein neues Stück, welches er ebenfalls in der Küche geübt hatte - ein "Work in Progress", wie er es nannte, und bat dann um Zurufe aus dem Publikum und läutete damit das Wunschkonzert des Abends ein. So kam man dann auch in den Genuß von Perlen wie dem eher selten gespielten "I Like Lyle Lovett" - allerdings nur, wenn Chris sein Teufelszeug nicht bemühte. Immerhin konnte niemand behaupten, dass sich Chris von diesen widrigen Umständen beeindrucken ließ. Unbeirrbar stimmte er Song auf Song an, bis es dann nach über zwei Stunden dem Ende entgegen ging. "Wie, ihr seid noch da?" frug er, als er zur Zugabe ansetzte, "ich seid aber wirklich ein geduldiges Publikum." Auch an diesem Abend wurde es deutlich, dass Chris Cacavas alleine mit seiner akustischen Gitarre nicht DER Entertainer schlechthin ist. Schade, dass er im Vorfeld darauf verzichtet hatte, als ihm der Veranstalter ein Keyboard zur Nutzung anbot. Dennoch sollte man auch bei der nächsten Runde mit Chris Cacavas wieder hereinschauen - und sei es auch nur um den Fortschritt mit den Effektgeräten zu checken. Außerdem - so versprach er an diesem Abend dem Publikum in die Hand - werde er kräftig Deutsch üben...
Surfempfehlung:
www.uah.de/cacavas/
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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