Auch Union Youth hätten jedem Besucher persönlich begrüßen können. Doch die vier Jungs hatten keine Lust zum Reden, sie beschränkten sich auf die Musik. Nirvana lassen grüßen, "Bleach" wird geschrotet, Rock'n'Roll. Die Songs sind klasse, ihre Platte ist eine der Überraschungen des Jahres. Und jeder Union Youther machte heute auch optisch einen kleinen Nirvana. Sänger Maze mit Cap und Klischee-Grunge-Outfit steht vorgebeugt am Mikro, schreit voller Hingabe seine Songs und ist trotzdem kein Cobain. Bassist Nosse springt, mosht, ist lang und trotzdem kein Novoselic. Dann gibt es Drummer Bowy, er prügelt, spielt hart und gut und ist trotzdem kein Grohl. Lediglich Gitarrist Jon Orion scheint eher aus der Hamburger Schule denn aus Aberdeen zu stammen. Sie übertreiben ein wenig, wirken eher wie eine Coverband, die heute mal eigene Songs spielt. Höhepunkt der Performance ist, als Maze seine Gitarre in den Verstärker rammt, versucht ihn zu zerstören oder umzukippen, es nicht schafft, sie dann in die Höhe wirft (Novoselic warf höher) und die Band die Instrumente auf den Boden legt, es brummen lässt und die Bühne verlässt. Schade, so eine alberne Vorstellung hätten Union Youth gar nicht nötig. Dafür ist ihre Musik einfach zu gut.
Bei Gluecifer, für viele der heimliche Headliner des Abends, kam dann richtig Stimmung in den Laden. Sicherlich hätten sie auch lieber in einem vollen Grünspan oder Schlachthof gespielt, doch sie machten das Beste draus. Frontman Biff Malibu erzählte weitaus weniger, als noch auf der Headlinertour im Mai, Captain Poon sprang diesmal nicht ins Publikum, sparte aber dafür nicht mit Wasser und den Alltime-Favourite "Leather Chair" spielten sie auch heute nicht. Und trotzdem, es war Rock'n'Roll deluxe. Ohne unnötige Posen (siehe oben) oder Showeinlagen wurde ein bunter Gluecifer-Querschnitt mit dem Schwerpunkt "Basement Apes" gespielt. Sehr schön und niemals langweilig.
A konnten einem dann wirklich leid tun. Sie hatten sich so auf die Hamburg-Show gefreut, schwärmten in Interviews vom Konzert im April und dann kam das. Tristesse, Kälte, ungemütlich war es. Doch A wären nicht A, wenn sie sich davon wirklich beidrucken ließen. Nein, sie machten das Beste raus und boten eine richtig feine, sehr unterhaltsame Show. Die Security vor der Bühne konnte in Ruhe rauchen, ein kleiner Pulk von Fans tanzte zu "I Like Lake Tahoe" und "Starbucks" und auch die anderen hatten Spaß und ließen die sympathischen Briten ohne die Zugabe "Nothing" nicht von der Bühne. Ja, es hätte ein ganz großer Abend werden können. Doch er wurde es nicht. Leider.