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...und dann kommen die Bullen!

Campusfest Universität Essen

Essen, Universität
20.06.2003

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Mia
Es gibt Festivals, da treffen so unterschiedliche Charaktere (auf der Bühne wie im Publikum) aufeinander, dass es ohne Polizeieinsatz nicht geht. Dann wieder gibt es Festivals, bei denen deutsche HipHopper wie ASD auftreten, die statt in der Provinz lieber in der Bronx spielen würden und deshalb nicht ohne Sprüche wie "Wir können nur noch zwei Songs spielen, da hinten stehen schon die Bullen" auskommen können - auch wenn weit und breit kein Ordnungshüter zu sehen ist. In Essen gab's glücklicherweise nichts von alledem, denn die wirklich schrägen Vögel waren vermutlich zeitgleich beim Hurricane Festival, und abgesehen davon, dass sich Virginia Jetzt! genüsslich über den ASD-Ausspruch ausließen, gab's auch keinen Ruf nach Law & Order.
Dass das Campusfest der Essener Uni seit Jahren mit guter Stimmung und musikalischer Qualität zu glänzen weiß, dürfte bekannt sein. Und nachdem in den letzten Jahren einige - von Veranstalterseite unverschuldete - kurzfristige Absagen das Programm ein wenig durcheinander gewürfelt hatten, lief dieses Mal alles nach Plan: Tolle Stimmung, super Wetter, 1A Musik. Nachdem Gaesteliste.de am Nachmittag noch Robert Turner von BRMC ein paar Antworten aus der Nase ziehen musste, kamen wir leider erst in Essen an, als Desesperado und Angelika Express fertig waren. Letztere sollen super gewesen sein - wir glauben das gerne.

Danach war es Zeit für Tele, die einen Bombenauftritt hinlegten, der allerdings trotz der sommerlich luftigen Klänge des Sextetts aus Berlin und Freiburg nicht so richtig zünden wollte. Anscheinend genügte es den Zuschauern, in den Umbaupausen zu schmusen, ansonsten wollten sie allem Anschein nach rocken, und da waren Tele leider nicht die Richtigen. Dass "Now Now Now" von ihrer aktuellen EP "Tele" ein schlimmer Ohrwurm ist, bekamen dennoch auch auf der Uniwiese einige mit.

Dann war es bereits Zeit für die beste Band des Abends, unsere Berliner Lieblinge von Virginia Jetzt! Die waren so gut, dass selbst die schlechten Sprüche gut waren. Zum Beispiel, als Nino besser als die paar Tausend Studenten vor ihm zu wissen glaubte, dass gerade Semesterferien sind. Mathias rettete die Situation allerdings gekonnt, indem er schnell hinzufügte, die Band habe das ganze Leben lang Semesterferien. Musik haben sie auch noch gemacht, und die war top (aber das wussten wir ja schon). Vor der Bühne träumten reihenweise kleine Mädchen davon, irgendwann auch mal an der Uni Essen zu studieren (oder träumten sie doch eher von einem Abend mit Nino, Thomas, Mathias oder Angelo?).

Der folgende Auftritt von Blackmail wurde von vielen auf dem Gelände mit Spannung erwartet, hielt allerdings nicht ganz das, was er versprach. Ihr neues Album "Friend Or Foe?" ist ganz ohne Frage eine der besten Platten aus unseren Breiten in diesem Jahr, live lebt die Band allerdings in erster Linie von ihrer unbändigen Power, und auch wenn sich Aydo und Co. auf der Bühne alle Mühe gaben, ein echter Genuss war es nur für die wenigsten Zuschauer. Während in den hinteren Reihen der Immeraufdiezwölf-Sound Blackmails völlig verpuffte und statt Rockbrett nur noch ein Soundbrei ankam, war der Wall Of Sound der Koblenzer in den ersten Reihen so unmenschlich laut, dass es kaum jemandem außer ein paar Hartgesottenen beim Pogen richtig Spaß machen konnte. Schade!

Kettcar hatten danach leichtes Spiel und hatten die Meute von Anfang an auf ihrer Seite, obwohl sich Sänger Marcus gleich zu Beginn die Bemerkung "Ihr habt ne echt hässliche Uni" nicht verkneifen konnte. Aber wer Songs wie "Landungsbrücken raus", "Wäre er echt" oder "Ich danke der Academy" hat, kann eben nichts falsch machen. Wer bisher nicht wusste, was "Studentenmusik" bedeutet, der hätte sich die tobende Menge vor der Bühne anschauen müssen - Kettcar kamen nicht umhin, sogar noch eine Zugabe zu spielen.

Als Headliner waren Mia geladen, die das Publikum einmal mehr in zwei Lager spalteten. Wer zu später Stunde und unter nicht unerheblichem Alkohol-Einfluss noch hopsen und springen wollte, war bei den vier hieb- und stichfesten Hauptstädtern natürlich genau richtig. Dass Mia vor Energie geradezu übersprühen und das Buch "Wie lege ich eine 1A Rockshow hin?" garantiert auswendig können, steht bekanntlich außer Frage, dennoch war auch der Auftritt in Essen einmal mehr vorhersehbar und eindimensional.

Für richtig gute Laune hatte dagegen den ganzen Abend über der Zeremonienmeister der Veranstaltung gesorgt. Der hieß Mambo Kurt und durfte mit seiner Heimorgel zwischen den Acts ran (außer bei Kettcar, weil die unglaublicherweise alle 96 Kanäle des Mischpults in Beschlag genommen hatten). Und er machte seine Sache einmal mehr ganz ausgezeichnet, nicht nur, weil er uns glaubhaft demonstrierte, dass Techno nichts anderes als Polka ohne die Paradetrommel ist. Dazu gab's massig Hits, die extra für die Heimorgel geschrieben worden sind, "Paradise City", "Nothing Compares 2 U" oder "Thunderstruck", die allesamt ihren Zweck erfüllten: Die Leute zum "partnerschaftlichen Tanzen anzuregen", wie der Orgelmann meinte, um "mal ganz unverbindlich abzuchecken, was so geht". Letzteres musste jeder für sich alleine erkunden, musikalisch jedenfalls ging einiges, und wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung im kommenden Jahr!

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Surfempfehlung:
www.miarockt.de
www.kettcar.net
www.blackmail-music.com
www.virginia-jetzt.de
www.mixdiemotions.de
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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