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Konzert-Bericht
 
Power-Lunch

Blues Traveler

New York, City Hall Park
05.08.2003

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Blues Traveler
"Davon habe ich immer geträumt, als wir in all den dunklen kleinen Clubs gespielt haben", meinte Blues Traveler Sänger und Mundharmonika-Spieler John Popper bei einem Fernsehinterview vor dem Konzert. Worauf er anspielte, war eine besondere Art von "Power Lunch". Es handelte sich um ein Free Concert im Park der City Hall (des Rathauses) von New York, mitten im Financial District und direkt an der seit dem 11. September gesperrten Park Row - die wiederum direkt zum Ground Zero führt. Und das zur Mittagszeit! Das hatte zur Folge, dass jede Menge beschlipster Büro-Angestellter ihre Mittagspause nutzten, bei dem von einer großen Elektronikfachandelskette veranstalteten Konzert vorbeizuschauen (und sich bei der anschließenden Autogrammstunde die Krawatte signieren zu lassen?).
Egal: Mit einer für diese Tageszeit und für diesen Ort erstaunlichen Lautstärke stürzten sich Popper & Co. in das Unterfangen, ihr soeben erschienenes aktuelles Album "Truth Be Told" vorzustellen. Diese erste Show mit dem neuen Material war auch eine Art Showcase für die beiden neuen Mitglieder Tad Kinchla am Bass und Ben Wilson an den Keyboards. Um es gleich vorweg zu nehmen: Letzterer spielte eine eher untergeordnete Rolle. Das Set wurde ganz eindeutig dominiert von Chan Kinchlas kristallklarer Dampfhammer-Gitarre und natürlich von Poppers virtuosem Mundharmonika-Spiel. Da konnte Wilson selbst mit seiner mächtigen Hammongd-Orgel nicht viel ausrichten. Denn zumindest live haben sich Blues Traveler mittlerweile eher zu einer Cross-Over-Heavy-Metal Kapelle entwickelt. Die aus der Anfangsphase der Band bekannten Anleihen bei Blues und Folk sind auf ein absolut notwendiges Minimum zurückgefahren worden. Sicher: Poppers z.T. aberwitzige Soli haben immer noch einen gewissen Blues Touch - ganz zu schweigen von seiner gewaltig röhrenden Brummelbär Stimme, die er mit weit zurückgebeugtem Kopf tief aus seiner Kehle hervorzukitzeln scheint. Und auch Kinchas Gitarrenlicks haben noch die eine oder andere Blue-Note aufzuweisen. Immer öfter aber sucht die Band ihr Heil in verstiegenen Arrangements, wie z.B. bei Tracks wie "Unable To Get Free" oder "Thinnest Air" des neuen Albums - die allzuoft in die Nähe dessen geraten, was man als Prog-Rock bezeichnen könnte. Die Band pflügt dabei messerscharf und beinhart durch ein Mischmasch aus Heavy-Riffs und Funk-Rhythmen, die eine Basis für ausgedehnte Instrumental-Passagen bilden, bei denen sowohl Popper wie auch Kincha sich ablösenderweise komplementieren (und dabei - wie gesagt - Wilson ziemlich zubuttern). Das entfernt sich nun doch etwas von der These, die Popper auf der Website bezüglich des neuen Albums aufstellte: Dass man sich dort mehr der Songwriterkunst widmen wolle, nämlich.
Hier zumindest gab es zuvorderst wieder einen Showcase für die zweifelsohne vorhandenen virtuosen Fähigkeiten der Musikanten. Obwohl die Chose - wohl aufgrund der geballten Form des Dargebotenen - zuweilen doch recht auf muskelgestählten Autopilot hinauslief, das Publikum goutierte dies unterschiedlich. Der New Yorker ist ja mit Veranstaltungen dieser Art verwöhnt und von Haus aus skeptisch und schwer zu begeistern. Und so sah man dann zwar viele aufmerksame, aber auch kritische Zuschauer und nur wenige eingefleischte Fans, die vor der Bühne vor sich hintanzten oder gar alle Texte mitsangen. Andererseits setzte aber auch keine Massenflucht ein, so dass man davon ausgehen konnte, dass das neue Konzept im großen und ganzen akzeptiert wurde. Dennoch: Richtige Höhepunkte ließen sich in diesem Dauerfeuerwerk an Power und Schweiß nicht direkt ausmachen, einmal abgesehen von den Stellen, wo Blues Traveler einen Ganz zurückschalteten und entweder tatsächlich einen Blues einstreuten oder einmal Hits von der Couleur des Grammy-gekürten "Run Around" spielten, wobei dann die Massen tatsächlich in Wallungen gerieten. Im Prinzip war dieser Showcase wohl als Aufwärmgig für die anstehende US-Tour von Blues-Traveler zu werten. Und wer weiß: Vielleicht erschließt die Hinwendung zu härterem Material der Band ja auch neue, jüngere Fangemeinden...

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Surfempfehlung:
www.bluestraveler.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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