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Shit-Kickers for Country-Fans

Chuck Prophet

New York, The Fez
06.08.2003

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Chuck Prophet
Das Konzert von Chuck Prophet & The Mission Express war angesetzt als sogenannte Late-Show und der Einlass für 21.30 angesetzt - weil vorher noch Joan Rivers mit ihrer Stand-Up-Routine dran war. Dass dann aber der Bandbus erst kurz nach 21 Uhr vor dem Club auflief, musste als eher schlechtes Omen gewertet werden, das sich auch umgehend bestätigte. "Wir sind gerade erst angekommen, Bro'!", meinte Chuck, als er desorientiert und zerzauselt aus dem Gefährt kletterte und dann auf seine unerschütterlich coole Art den Gaesteliste.de-Korrespondenten fragte, ob denn irgendwo ein Parkplatz frei wäre. Das war ein guter Witz: Ein Parkplatz in der Lower Eastside zur besten Ausgeh-Zeit!
Nun ja. Wie nicht anders zu erwarten, zog sich die Suche nach einem solchen und die notwendige Aufbau-und Soundcheck-Phase noch ein wenig hin. Als Chuck dann schließlich gegen halb 12 auf der Bühne des eher intimen Fez-Clubs auftauchte, gab's auch gleich Senge vom Publikum. "Du bist spät dran, Mann, nun mach mal hinne!", wurde die Band von den in der Beziehung ganz unverblümten New Yorkern begrüßt. "Da muss ich mich wohl entschuldigen", meinte Chuck dann auch gleich, "aber Joan Rivers muss so eine Art Axl Rose sein, denn man hat uns nicht eher auf die Bühne gelassen." Bei Chuck Prophet gilt nach wie vor: Unverfrorenheit siegt. Auch wenn das der musikalischen Präsentation keinerlei Abruch tut. "Here are some shit-kickers for all you country lovers" kündigte er sein Programm an und dann ging es Schlag auf Schlag: Mit Songs wie "What You Tell Me", "Til You Came Along" oder "Rise" hatte er das Publikum dann schnell auf seiner Seite. Im Vergleich zu den Konzerten, die er kürzlich hierzulande durchzog, gab es im Fez Club - wohl auch wegen der angespannten Situation - eine eher konzentriertere Variante, bei der besonders energische Rocker wie "Diamond Jim", "Run Primo Run" oder "Textbook Case" im Vordergrund standen. Mit einer für diesen Club ungewohnten Lautstärke und jeder Menge Feuer unter dem Hintern turnte Chuck grimassenschneidend mit gewohnt spastischer Energie über die Bühne und nutzte dabei jeden Effekt seines Pedal-Boards weidlich aus. Natürlich gab es zwischendrin auch immer wieder die schön lamentösen Chuck Prophet Balladen - vorwiegend vom aktuellen Album: z.B. "After The Rain", "No Other Love" und besonders "Old Friends" - aber selbst diese fielen eher energetisch aus.
Chuck steigerte sich in seine unterhaltsamen Soli als gäbe es Preise zu gewinnen und Stephanie Finch, die Frau, die "seinen Haushalt mit eiserner Faust regiert" wie er sich auch hier nicht verkneifen konnte einfließen zu lassen, sang sich gar in zuweilen in Rage. (Nun, dafür trug sie - anders als auf der europäischen Tour - aber auch keinen Solo-Song vor). Eine Tragödie bahnte sich noch an, als Chuck unüberlegt und wie gewohnt zu einer Zigarette griff. "Du weißt, dass du hier verhaftet werden kannst, wenn du rauchst", warnte jemand aus dem Publikum (in ganz New York gibt es überall ein striktes Rauchverbot, das mit drakonischen Maßnahmen durchgesetzt wird). Die Situation rettete dann Bassist Rob Douglas, der meinte, das sei keine Zigarette, sondern ein "Stage-Prop" und das gehöre zur Bühnenshow. Trotzdem ließ Chuck den Glimmstengel erstaunlich schnell verschwinden, nachdem sein Versuch, diesen ans Publikum weiterzureichen, erwartungsgemäß misslang. Zur Zugabe stieg dann noch Überraschungsgast Mark Spence mit seiner Lap-Steel Gitarre auf die Bühne und veredelte dann noch einige Tracks wie z.B. "Elouise" mit vergleichsweise spacigen Sounds. Ein Wort noch zum Publikum: Obwohl in dem als Bar ausgelegten Fez Club ein zwei Getränke Verzehr-Minimum angesetzt war, zeigte sich der oft verschmähte und verwöhnte New Yorker als solches durchaus als begeisterungsfähig. So hielt sich also das von vielen Musikern gefürchtete und durch ständiges Geplapper dokumentierte Desinteresse in Grenzen und einige Damen fanden es sogar notwendig, sich im angetrunkenen Zustand tanzenderweise auf der Bühne auszuleben. Im Prinzip war diese Show also wesentlich straighter und rockiger, als das, was uns Chuck auf unseren Bühnen präsentierte - wobei der Unterhaltungsfaktor aber wenigstens gleich groß erschien. Auch, wenn die meisten Gags dieses Abends auf Kosten von Joan Rivers gingen...

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Surfempfehlung:
www.chuckprophet.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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