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Konzert-Bericht
 
Happy Blues

Gabriel Gordon
Craving Hands

Wesel, Karo
13.02.2004

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Gabriel Gordon
"Weißt du noch, wie wir dieses Konzert auf der Tour in New York spielten, bei dem alle am Ende waren?", unterhielt sich Schlagzeuger Tony Mason nach der Show mit Gabriel Gordon. "Du meinst die, wo wir in dieser Polizisten-Kneipe namens 'Der Leere Krug' vor sieben Leuten auftraten?" - "Ja, genau, das war damals, als meine Mutter an Krebs erkrankt war, der Bassist seine Freundin verloren hatte und mit Tränen in den Augen zum Konzert kam und der Gitarrist sich gerade hatte scheiden lassen." Da hätte es ja gerade noch gefehlt, dass jemand im Publikum nach einem Happy Blues Stück verlangt hätte, nicht? "Das zum Glück nicht", meinte Gabe, "aber es wollte jemand was von Natalie Merchant hören [Für die Gabe als Musikant tätig ist]." - "Und dann mussten wir zu dritt in einem Hotelzimmer schlafen", erinnert sich Tony, "und ich lag auf dem Boden." - "Da war diese Show heute aber schon besser - und das, obwohl mich hier kein Mensch kennt!", resümierte Gabe. In der Tat war das Konzert im Weseler Karo mit 100 Gästen relativ gut besucht.
Gabriel Gordon hat es also tatsächlich auch ohne großen Promotion-Aufwand geschafft, sich eine Schar von Interessenten zu erspielen. Das liegt nur zum Teil daran, dass der kleine Mann mit den großen Gitarrenkünsten aussieht wie ein versandfertiger Pop-Star allergrößter Couleur, sondern auch daran, dass sich Gabe im Vorfeld der Veröffentlichung seiner CD "Gypsy Living" als emsiger Gast-Musikant und Support Act für u.a. Soullounge, Cultured Pearls und The Resentments den Allerwertesten ab- und eine gewisse Reputation erspielte. Sicher ist Wesel nicht die Metropole der Rockwelt, aber dass sich dann doch 100 Leutchen einfinden, um sich einen relativ neuen Act anzuschauen, ist erfreulich. Das alles lohnte sich dann auch - zumindest für o.a. Besucher.

Zunächst durfte die lokale Support Band Craving Hands zum Tanze aufspielen. Wie so viele lokale Support-Bands auch überzeugten Craving Hands mit einer beängstigend perfekten Spieltechnik. Und wie so viele lokale Support Bands auch ermangelte es dann dafür an anderen Qualitäten, die man an einer Live-Band schätzten könnte. So wusste Sänger Frank Ipach zwar, wie große Rock'n'Roll-Gesten aussehen, während seine Mannen ein schniekes Solo nach dem anderen raushauten - allerdings musste dies dann mit relativ generischen Songs und vor allen Dingen Songtexten über den "Snowman" oder "Download Believers" erkauft werden. So etwas ist vergleichsweise unverzeihlich, da das dann am Rande der unfreiwilligen Parodie herumlavierte. Fazit: Ein Set auf technisch einwandfreier Ebene, aber ohne X-Faktor-Zündfunken.

Den gab's dann bei Gabriels Auftritt von der ersten Sekunde an. Gabriel - im schillernden Rockstar-Hemdchen mit Glitzer-Gitarre - stürzte sich in's Set wie ein Skiflieger von der Schanze. Gleich die ersten Tracks, "Gypsy Living" und "Keys To The City", zeigten, wo der Hase langfliegen sollte. Es gab hier Rock vom Feinsten (der Pop-Faktor der CD geriet zur Nebensache) - angereichert mit einer Prise Soul und Funk. Hier erlebte man dann auch eine Band, die zugleich perfekt UND mit Seele spielte. Und das, obwohl es im Grund genommen offiziell gar keine war, da die Musiker aus verschiedensten Ecken für diese Tour zusammengekommen waren. Mit seinem Kumpel Tony Mason spielt Gabe zwar schon seit Jahren hin und wieder zusammen - nur war dieser recht kurzfristig dazu gestoßen. Der norwegische Bassist Michael Grondahl (über den sich aufgrund seines zugedröhnten Zustandes alle mehr oder minder erheiterten) war gerade an diesem Tag als Ersatz für Susanne Vogel eingesprungen und Keyboarder Kai Fischer, der alle Dates mitgespielt hatte, entpuppte sich als Vollblutmusiker, der alles so spielte, als sei dies sein letzter Auftritt. Gabe entpuppte sich bei dieser Show nicht nur als stimmstarker Rock-Sänger mit einer beachtlichen Röhre, sondern auch als gewiefter Techniker. Der Grund dafür, dass er bei jedem Stück seine Gitarren stimmte, lag keineswegs daran, dass diese VERSTIMMT waren, sondern dass sie UMGESTIMMT werden mussten - denn Gabe schreibt fast jedes seiner Stücke in ungewöhnlichen Tonlagen. Leider kann er nicht gleichzeitig Geschichten erzählen und stimmen (wohl singen und stimmen), so dass das dann für die Zuhörer zur Geduldsprobe geriet. Dass Gabe ein guter Gitarrist ist, kann man schon daran ersehen, dass er ein gesuchter Session Musiker ist. Allerdings war es schon mehr als beeindruckend, wie nonchalant er z.B. seine Soli einfließen ließ und besonders, wie fließend er zwischen Rhythmus-Gitarre und Solo-Arbeit wechselte. Nicht, dass er sich hier unbedingt in den Mittelpunkt drängen wollte: Auch seinen Musikern ließ er viel Raum, sich zu entfalten.

Als Gabe dann als erste Zugabe ein Stück solo ohne Band spielte, fühlte man sich gar tatsächlich an den seligen Jeff Buckley erinnert, der live eine ähnlich beeindruckende Mischung aus Emotion und Technik auslebte, und den Gabe ja auch sehr verehrt. Neben den Tracks von "Gypsy Living" gab es auch ein paar neue Stücke (während der Tour spielte Gabe mit der Band an einem freien Tag ein paar neue Tracks ein) - allerdings keine Cover-Versionen. Was daran lag, dass die Jungs nach einer erschöpfenden, langen Anfahrt einfach keinen Bock darauf hatten. Dafür gerieten dann einige Tracks zu kurzweiligen Jam-Sessions, wie sie halt einfach nur versierte Session-Musiker hinbekommen können. Denn die zumeist recht komplexe Struktur der Songs wurde in keinem Augenblick dem bloßen Groove geopfert. Letztlich zeichnete Gabe an diesem Abend ein äußerst positives Bild seiner selbst - indem er sich nämlich keineswegs als etwa der neue Lenny Kravitz oder Ben Harper präsentierte, sondern als der alte Gabe Gordon. Und so etwas ist ja auch wichtig, wenn man langfristig Erfolg haben möchte. Dann braucht man auch irgendwann keinen "Happy Blues" mehr zu spielen...

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Surfempfehlung:
www.gabrielgordon.com
www.cravinghands.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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