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Metro-Metal

Lostprophets

Hamburg, Markthalle
03.11.2004
Lostprophets
Anfang des Jahres waren die Lostprophets schon einmal auf Tour durch Deutschland und stellten in kleinen und größtenteils ausverkauften Clubs ihr Album "Start Something" vor. Nach ein paar Festival-Auftritten kamen die walisischen Durchstarter nun erneut auf das europäische Festland. Diesmal in größere Hallen. Und die waren - jedenfalls in Hamburg - noch eine Nummer zu groß. Die Markthalle war zu zwei Dritteln gefüllt. Höchstens.
Der Begeisterung taten die lichten hinteren Reihen aber keinen Abbruch. Von Anfang an ("We Still Kill The Old Way" und "To Hell We Ride") an war mächtig Stimmung in der Bude und die Kids feierten vor der Bühne alte und neue Nummern. Nummern von der vielleicht ersten metrosexuellen Metal-Band. Ein paar Waliser auf den Spuren von David Beckham. Die Frisuren saßen perfekt, die Krawatten waren gekonnt gebunden und die Schuhe passten zum Hemd. Die Band hat Stil, die Band achtet auf ihr Aussehen und hält nicht viel von roten Cäppis und weiten Hosen. Und alleine deshalb ragen sie aus der Masse heraus. Doch auch die Musik der Lostprophets hat inzwischen einen gewisse Einzigartigkeit. Inzwischen.

"Die klingen ja irgendwie doch wie P.O.D. oder?", sagte ein Mädel weiter hinten. "Völlig austauschbar." Die Lostprophets spielten gerade ein Stück ihres Debüts "The Fake Sound Of Progress" und so unrecht hatte sie daher gar nicht. Denn damals klangen sie wirklich austauschbar. Doch mit "Start Something" wurde alles anders. Die Songs bekamen eine Struktur, die anfangs offensichtlichen Einflüsse verschwanden und aus den Lostprophets wurde eine der Überraschungen des Jahres. Songs wie "Make A Move", "Last Train Home" oder "Burn Burn" sind kleine Hits und genau die fanden den größten Anklang. Die meist jungen Zuschauer sangen begeistert mit, reckten die Fäuste in die Höhe und waren mehr als zufrieden. Die Band bedankte sich mit einer energetischen Show, da wurde gehüpft und gesprungen, geschrien und gesungen und mit Ausnahme von Drummer Mike Chiplin blieb keiner lange auf dem selben Fleck. Das Konzert machte Spaß und auch wenn die Lostprophets noch nicht die selbe Aura versprühen, wie es Machine Head am Tag zuvor an selber Stelle taten, sind sie dem Newcomer-Status längst entwachsen, können in eine vermutlich rosige Zukunft blicken und gehören sicher zu den besseren Live-Bands. Und zwar weder trotz noch wegen der Sache mit dem Metro...


Lostprophets
NACHGEHAKT BEI: LOSTPROPHETS

Ein paar Tage nach der Show klingelte das Telefon und Jamie Oliver von den Lostprophets meldete sich aus Frankfurt. Gaesteliste.de sprach mit dem zweiten Sänger und Mann hinter den Turntables, der es sich im Tourbus zwar gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatte, aber unglaublich sympathisch über die Show in Hamburg, Festivals, die Zukunft und vieles mehr plauderte. Von Star-Allüren keine Spur. Jamie ist ein Musiker, der sich noch über jeden einzelnen Fan freuen kann.

GL: Die Zuschauer in Hamburg waren allesamt begeistert, wie fandest du die Show denn?

Jamie: Es war großartig! Wir sind selbst überrascht, wie gut es läuft. Vor kurzem haben wir noch in den kleinen Clubs gespielt und nun sind die Venues meistens doppelt so groß. Das ist toll!

GL: Aber wieso seid ihr überrascht? Eure letzte Tour war ausverkauft und ihr habt mit "Start Something" massig Erfolg.

Jamie: Schon, aber damit, dass es so schnell geht, hätten wir niemals gerechnet. Es ist ja erst ein paar Monate her.

GL: Dann seid ihr nicht enttäuscht, dass die Hallen diesmal nicht ausverkauft sind?

Jamie: Nein, überhaupt nicht! Wir haben niemals große Erwartungen. Wir kommen nach Deutschland, geben unser Bestes und schauen, was passiert. Und wenn es so gut wie derzeit läuft, freuen wir uns um so mehr.

GL: Wie laufen denn die anderen Shows?

Jamie: Ähnlich wie in Hamburg. Es kommen ähnlich viele Leute und wir haben jeden Abend Spaß.

GL: Spielt ihr denn auch jeden Abend die gleichen Songs?

Jamie: Im Grunde genommen schon. Wir mischen sie nur ab und zu mal etwas durch. Aber wir spielen demnächst unsere erste Arena-Show in UK und da werden wir dann auch ein paar ältere Songs und B-Seiten spielen. Eben Zeug, was wir bisher nur wenig oder gar nicht live gespielt haben.

GL: Machen die alten denn mehr Spaß?

Jamie: Wenn ich ehrlich bin, favorisiere ich die neuen. Aber wenn wir einen alten lange nicht mehr gespielt haben, macht es auch wieder Laune. Weißt du, wir sind drei Jahre mit dem letzten Album getourt und spielten drei Jahre die gleichen Songs. Das ist natürlich ermüdend. Außerdem zeigen die neuen Songs mehr, wo wir jetzt stehen. Schließlich haben wir nicht mehr 1999. Aber die Fans wollen natürlich auch die Nummern von damals hören. Metallica tun mir etwas leid. Die müssen 15 Jahre alte Stücke spielen (lacht).

GL: Ihr habt dieses Jahr bei Rock am Ring gespielt (Gaesteliste.de berichtete) und euer Auftritt war ein Riesen-Erfolg. Kannst du das Gefühl beschreiben, wenn man am Samstag als erste Band spielt und die Massen flippen völlig aus?

Jamie: Es war überwältigend! Wir waren volkommen weggeblasen! Und wir haben uns danach vorgenommen, dass wenn wir unser nächstes Album fertig haben, wir so viele Festivals wie möglich spielen wollen. Denn Festivals sind einfach super! Tausend Leute aus aller Welt kommen zusammen und feiern Bands ab, die sie vorher gar nicht kannten. Für Musiker ist das unbeschreiblich. Als wir im Vorprogramm von Metallica spielten, waren da zwar ähnlich viele Menschen, aber die wollten eben alle den Headliner sehen. Das ist kein Vergleich.

GL: Euer Album ist nun schon etwas länger auf dem Markt. Was hälst du mit etwas Abstand von "Start Something"?

Jamie: Ich mag es immer noch und bin überzeugt, dass es das beste Album geworden ist, was wir letztes Jahr hätten aufnehmen können. Es repräsentiert ganz gut, was wir jetzt sind und es ist noch immer nicht langweilig, die Songs zu spielen. Das ist doch ein gutes Zeichen (lacht).

GL: Was war denn eure beste Entscheidung seit dem Release?

Jamie: Ich glaube, da gibt es nicht nur eine. Es ist die Summe der verschiedenen Entscheidungen. Wir wollten die Fehler vom letzten Album nicht wiederholen [die Band wurde als Boygroup und gierig beschimpft, d. Verf.], die Sache stattdessen ruhig angehen kontinuierlich wachsen. Wir sehen uns als eine Career-Band, nicht als Eintagsfliege. Andere Bands haben sofort riesigen Erfolg und wissen dann nicht mehr, wie es weiter gehen soll und zerbrechen daran. Das wollten wir auf jeden Fall verhindern. Und bisher sieht es zum Glück so aus, dass wir es schaffen.

GL: Schreibt ihr schon an neuen Songs?

Jamie: Wir sammeln Ideen, aber ich kann dir noch nicht sagen, wie die neuen Sachen klingen werden. Wir haben uns vorgenommen, diesmal eine Menge zu jammen und einfach zu schauen, was passiert. Wir werden jetzt noch eine Menge in Japan spielen und uns dann wohl im Frühjahr nächsten Jahres an das neue Album machen.

GL: Auf euren Singles gibt es als Bonus immer eine Menge Coverversionen. Ihr spielt Songs von Phil Collins, Justin Timberlake, The Cure oder The Strokes. Wonach sucht ihr die Stücke aus?

Jamie: Ich finde es albern, wenn Rockbands Rockbands covern. Also nehmen wir Stücke aus anderen Genres. Aber die müssen natürlich gut sein und auch im Rockgewand funktionieren. Und ist eine Menge Fun und es zeigt, was wir privat für Musik hören. Nämlich alles mögliche.

GL: Also stehst du auf Phil Collins.

Jamie: Ja, tatsächlich finde ich einige Songs von ihm sehr gut.

GL: Aber The Strokes sind wohl eindeutig eine Rockband.

Jamie: Haha, natürlich. Wir haben gezeigt, wie man es nicht machen soll (lacht). Der Song ist Ironie, wir hatten einfach Lust die Nummer exakt so zu spielen.

GL: Welches Cover ist dein Favorit?

Jamie: Ich mag "Sweet Dreams My LA Ex" von Rachel Stevens und "A View To A Kill" von Duran Duran. Wir haben auch mal INXS gecovert, was ich sehr cool fand.

GL: Ihr solltet irgendwann mal ein Cover-Album machen.

Jamie: Absolut (lacht). Aber die ganzen Coverversionen haben auch einen relativ ernsten Hintergrund. Denn wir benötigten B-Seiten. Wir bekamen mal einen Anruf vom Label, dass sie fünf Songs von uns bräuchten. Innerhalb einer Woche. In der Zeit kann man nicht mal eben fünf Songs schreiben und aufnehmen. Also haben wir nachgespielt. Einige sind etwas schlecht aufgenommen oder gemixt, aber das macht nichts. Es sind Sketche, sie machen Spaß und den Fans gefallen sie.

GL: Spielt ihr sie auch live?

Jamie: Selten. Wenn wir genug Zeit haben, nehmen wir manchmal "Cry Me A River" von Justin Timberlake. Aber wenn wir nicht so lange spielen, bevorzugen wir unsere eigenen Nummern. Außerdem ist das ja auch nicht ganz ungefährlich, wenn sich die Aufmerksamkeit zu stark auf fremde Stücke richtet. Siehe Alien Ant Farm. Der Song ist super, aber der Band hat er nicht unbedingt geholfen.

GL: Eine große Hamburger Tageszeitung bezeichnete euch als "beste europäische NuMetal Band".

Jamie: Hahaha! Das ist witzig. Dabei weiß ich heute gar nicht mehr, was NuMetal ist. Manche bezeichnen Incubus als NuMetal und nennen im gleichen Atemzug Slipknot. Das ist doch verrückt. Ich sehe da keine Ähnlichkeiten. Wahrscheinlich liegt es an den Turntables. Genau! Die müssen NuMetal sein. Also sind wir auch NuMetal. Im Ernst, das ist doch lächerlich und ich hoffe, dass diese Vergleiche irgendwann aufhören. Denn sonst gelten auch Creed bald als NuMetal-Band (lacht). Super wäre es, wenn man irgendwann nur mit sich selbst verglichen wird. Die Red Hot Chili Peppers waren früher eine Funk-Rock-Melody-Band, heute sind es nur noch die Chili Peppers. Und das ist auch unser Ziel.

GL: Aber immerhin schrieb die Zeitung "beste europäische" - und das ist ja schon ein Kompliment.

Jamie: Absolut und das freut uns natürlich auch! Aber ich wäre lieber die beste europäische Rockband (lacht).

Surfempfehlung:
www.lostprophets.com
www.lostprophets.de
Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Mathias Frank-

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