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Konzert-Bericht
 
Doubledate

Eera
Lucy Kruger

Berlin, Schokoladen
28.08.2023

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Eera
Einen Beleg dafür, dass die Indie-Szene gar nicht so kaputt sein müsste, wie sie oft vorgibt zu sein, legten zwei beherzte Walhlberliner Künstlerinnen mit einem weitestgehend anlasslosen Showcase-Abend im Berliner Schokoladen vor - denn der Club war schon im Vorfeld ausverkauft. Während die aus Norwegen stammende Anna Lena "Eera" Bruland nach längerer Zeit einfach mal wieder ein Konzert in Berlin angesetzt hatte, bei dem sie die Songs ihrer beiden Alben "Reflection Of Youth" und "Speak" - und als Zugabe sogar noch den Track "Undressed" von ihrer Debüt-EP - vortrug, nutzte die als Support-Act engagierte Südafrikanerin Lucy Kruger die Gelegenheit, jenseits der Tour zu ihrem aktuellen Album "Heaving" einfach mal ein Set mit neuen, unveröffentlichten Songs mit ihrer Partnerin Liu Mottes zu präsentieren.
Schon alleine daran, dass das Schokoladen schon vor Beginn von Lucys Show bis auf den letzten Platz gefüllt war, war zu erkennen, dass hier echtes Fachpublikum - und nicht etwa Laufkundschaft - am Start war. Auf ihrer LP "Heaving" hatte Lucy ein Format für sich gefunden, das für ihre Art von psychedelischem Nightmare-Kaputnik-Art-Rock eine neue Dimension eröffnete. Nämlich indem sie verstärkt auf elektronische Elemente und Loops anstelle einer konventionellen Rhythmusgruppe setzte - weswegen es auch nichts ausmachte, dass Lucy und Liu hier alleine auf der Bühne standen. Da die Stücke ja eben neu waren, gab es keine Möglichkeit festzustellen, ob diese dann auch so klangen und funktionierten, wie Lucy und Liu sich das vorgestellt hatten. Das schien aber durchaus der Fall zu sein, denn Lucy freute sich, dass das "Date" sich wohl ganz gut entwickele. Ob Lucy allerdings scherzt oder wirklich so zornig ist, wie es ihre Grimassen zuweilen anzudeuten scheinen, ob sie Spaß hat auf der Bühne oder ob das alles so ist, wie es scheint, ist dabei nach wie vor schwer abzuschätzen, denn was die Präsentation betrifft, so kann Lucy Kruger in Sachen kontrollierter Coolness so schnell niemand das Wasser reichen. Die neuen Tracks gefielen dabei subjektiv durch eine intelligente Strukturierung des Materials die von verschrobener Theatralik bis hin zum körperlich greifbaren Puls ausgerechnet der elektronischen Elemente so ziemlich alles zu bieten hatten, was Lucy momentan im Angebot hat - wobei Liu Mottes für die psychedelische Bodenhaftung Sorge trägt - damit die Sache nicht etwa ins Vorhersehbare abdriftet.
Eine Spur konkreter in Sachen Struktur wurde dabei im Folgenden Eera mit ihren beiden Mitstreitern, dem Multiinstrumentalisten Allister Kellaway und Drummer Tobias Humble. Das hatte einen ganz einfachen Grund, denn wie Anna Lena selbst sagt, denke sie nicht in Farben, sondern in Strukturen, was ihre Kunst betrifft. Und das war es denn auch das, was diese Show auszeichnete. Wird Eera nämlich zuweilen abfällig als "norwegische Antwort auf PJ Harvey" abgetan (was an der zuweilen schrillen Energie ihres Gesangsvortrages liegen mag), so zeigte sie auf der Bühne dann doch, dass sie so ziemlich die gesamte Indie-Rock-Historie mit Gewinn studiert hat. Und auf der Bühne gibt es dann auch nicht mehr die zuweilen spröde Ausrichtung in Sachen Indie-Credibility, die auf den Studioproduktionen das Klangbild bestimmt. Hier darf dann auch mal konkret ausformuliert, gerockt und gejammt werden - und das oft ohne Brüche. So kann die Qualität des Songmaterials natürlich auch besser ausgelotet werden. Beredtes Beispiel dafür waren zum Beispiel die recht unterschiedlichen Tracks "Christine" vom Debüt-Album und "Ladder" vom zweiten Werk. "Christine" ist auf dem Album eine spröde Akustik-Ballade - geriet im Band-Kontext aber zu einem exakt austarierten, gefühlvollen Indie-Pop-Drama und das auf der LP noch im New-Wave-Setting angelegte "Ladder" mutierte zu einem Steamroller-Rocker, den die Pixies (oder Lush - eine der Inspirationsquellen Eeras) auch nicht konsequenter hinbekommen hätten - übrigens ohne Bass, dafür aber mit zwei parallel gespielten Rockgitarren. Auch die elektronischen Elemente, die auf den Scheiben eher als separate Kunstform zu sehen sind, wurden elegant ins Gesamtkonzept integriert. Überhaupt beeindruckte aber die große Bandbreite und Dynamik, mit der sich Anna Lena und ihre Musiker da im Noir-Kaputnik-Wave-Bereich verwirklichten. Auch bei Anna Lena Bruland ist es nicht ganz einfach, ihren Gemütszustand zu erraten, weil sie ihre Songs mit einer jeden Widerspruch ausschließenden Ernsthaftigkeit präsentiert - aber letztlich zeigte sie sich davon angetan, dass so viele Leute gekommen waren, um Indie-Live-Musik zu unterstützen.

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Surfempfehlung:
eeramusic.bandcamp.com
www.youtube.com/@EeraMusicVEVO/videos
www.eera.co.uk
www.facebook.com/eeramusic
www.instagram.com/eera_official
lucykruger.bandcamp.com
www.youtube.com/@LucyKruger/videos
www.facebook.com/LucyKrugerOfficial
www.instagram.com/lucy_kruger
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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