Schon lange hat vertonte Hoffnungslosigkeit und Desolation nicht mehr so tröstlich, einlullend - und schön - geklungen, wie auf dem inzwischen achten Studioalbum von Lana Del Rey, das sie sieben Monate nach ihrem letzten Charttopper "Chemtrails Over The Country Club" - mit einem neuen Konzept - aus dem Ärmel schüttelt. Dieses Mal arbeitete sie nämlich nicht mit Jack Antonoff zusammen, sondern tat sich mit dem Produzenten-Duo Mike Dean und Zach Dawes zusammen. Diese versuchten offensichtlich nicht, dem Soundkonzept des "Chemtrails"-Albums noch mal eins draufzusetzen, sondern entschieden sich, Lanas inzwischen ausnahmslos als Piano-Balladen angelegte musikalische Nachtmahre in einem akustischen, gerne auch mal orchestral angereicherten, atmosphärischen Dreampop-Setting mit einem dezenten Retro-Flair und jazzigem Songbook-Touch einzubetten.

Aus diesem ragen dann überraschende Arrangements-Ideen wie die gesampelten Bläser im Finish von "If You Lie Down With Me" oder ein mit der Stimme erzeugtes "E-Gitarren-Solo" in dem Song "Living Legend" als originelle Landmarken heraus. Kompositorisch sind die Songs dezidiert nicht mehr als Pop-Songs angelegt, sondern als mehrteilige, vertonte Kurzgeschichten über Dealer, Mordgeschichten, Psychopathen, göttlichen Nektar, blutrote Romanzen und sogar allegorische Waldbrände. So gibt es keinen einzigen Track mit durchgehendem Backbeat und auch an die sich ständig ändernden Zeitsignaturen muss man sich als Zuhörer erst mal gewöhnen. Das Erfolgsgeheimnis ist dabei die Reduktion auf das Wesentliche in einer klanglich expandierenden Umgebung, die automatisch den Blick auf die zuvor beschriebenen Psycho-Pulp-Dramen über die verkommenen Aspekte des desolaten Nachtlebens von L.A. lenken, sofern sich diese in den schwelgerischen Klangwolken noch ausmachen lassen. Aber wie gesagt: So tröstlich einlullend und schön hat das alles schon lange nicht mehr geklungen.