Alleine für die Idee dieses Projektes verdient der britische Komponist und Musikant Max Richter schon einen Hosenbandorden: "From Sleep" ist nämlich nicht mehr oder weniger als ein "achtstündiges Wiegenlied". Das Ganze wird im Oktober in Berlin uraufgeführt (von Mitternacht bis acht Uhr morgens) und die Zuhörer dort werden statt auf Stühlen auf Betten Platz nehmen. Das Ganze wird digital auch tatsächlich zu haben sein; aber als physische Veröffentlichung hat Richter einen einstündigen Auszug zu einem Tonträger verdichtet, der nun vorliegt. Die Gebrauchsanweisung liefert Richter auch gleich mit: Der Auszug soll intensiv als Musikstück wahrgenommen werden und das Gesamt-Stück soll während des Schlafens - also eher unterschwellig - erfahren werden.

So weit so gut - allerdings schreckt der Gedanke dann ja doch zunächst mal ab - einfach deswegen, weil alle anderen Versuche, überlange Musikstücke zu fabrizieren, in unhörbarem musikalischen Müll endeten. Zumindest der einstündige Auszug lässt aber aufhorchen: Richter hat nicht etwa einfach irgendwelche Tasten acht Stunden lang festgeklebt, sondern das Ganze in - relativ kurze - Kompositionen höchst unterschiedlicher Couleur aufgeteilt, die er für Elektronik, Klavier, Streicher und nonverbale Stimmen arrangiert hat. Dabei lässt aufhorchen, dass er seine Stücke vor allen Dingen grundsätzlich melodisch und strukturiert angelegt hat - auch wenn naturgemäß einige Sachen ambientmäßiger ausfallen und er sich natürlich den Mitteln der Minimalmusik bedient. Mit diesem Ansatz will Richter der klassischen Musik wieder einen Teil jener Unschuld zurückgeben, die sie durch die dogmatischen Vorgaben der letzten Jahrhunderte halt nun mal verloren hat. Kurzum: Das ist ihm dann durchaus gelungen. "From Sleep" - der Tonträger - ist absolut hörbar und hörenswert geraten.