Vor nicht ein Mal einem Jahr veröffentlichte die von den Faröer-Inseln stammende Songwriterin Eivør Pálsdóttir ihr letztes Album "Bridges". Auf diesem perfektionierte sie noch ihren eigentümlichen Mix aus skandinavisch geprägtem Folk und ihrer Variante des E-Pop - damals wieder auf Englisch - und absolvierte auch eine zugehörige Club-Tour. Wer indes Eivørs Historie kennt, der weiß, dass so etwas der Dame nicht genug sein kann, denn immer wieder veröffentlichte sie auch Material auf Faröisch, Dänisch oder Isländisch. Insofern gibt es nun sozusagen das Gegenstück zu "Bridges" das Album "Slør", das Eivør auf Faröisch einspielte. Interessanterweise wurden die Songs aber zunächst auf Englisch konzipiert. Die faröische Variante ist dann sozusagen ein Spiegelbild der englischen Ur-Version. So jedenfalls erklärt es Eivør.

Es erklärt aber vielleicht auch, warum die neuen Songs sich musikalisch deutlich von jenen auf "Bridges" unterscheiden. Hier scheint sich Eivør nämlich zu ihren musikalischen Wurzeln zurück zu bewegen - was dazu führt, dass das neue Material eine Spur rauer, ursprünglicher, vor allen Dingen aber atmosphärisch leichtfüßiger und melancholischer daher kommt, als das recht solide "Bridges"-Material. Auch die Thematik ist eine andere: Suchte Eivør auf "Bridges" nach zwischenmenschlichen Brücken, geht es in "Slør" (= Schleier) um die mystischen Aspekte des Fernweh. Kein Wunder also, dass auch die Tracks musikalisch die (nicht das) Weite suchen und somit den isländischen Musiktraditionen näher kommen, als den westlich/poppigen, die "Bridges" bestimmten. Das jongliert Eivør mit vergleichsweise leichter Hand, so dass das Material durchaus nicht schwermütig daher kommt. All das rechtfertigt natürlich durchaus auch eine zweite Tour innerhalb eines Jahres, die im November ansteht.