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Iggy Pop - Post Pop Depression

Iggy Pop - Post Pop Depression
Rekords Rekords/Caroline/Universal
Format: CD

Die letzten Jahre hat Iggy Pop vor allem damit verbracht, vor der eigenen Vergangenheit wegzulaufen. Auf seinem letzten Soloalbum, "Préliminaires", versuchte sich der inzwischen 68-jährige "Godfather of Punk" letztlich vergeblich als literarisch inspirierter Jazz-Crooner, und auch mit den beiden Reunion-Alben der Stooges sägte eher er am Stuhl der eigenen Legende, als den so ungemein einflussreichen drei Werken seiner alten Band aus den späten 60ern und frühen 70ern etwas wirklich Substanzielles hinzuzufügen.

Da überrascht es schon ein wenig, dass er auf seinem (vielleicht) letzten Album nun zurückschaut, bei seiner musikalisch spannendsten, ja, besten Phase Mitte der 70er andockt und dabei klingt, als seien die letzten 40 Jahre spurlos an ihm vorbeigezogen - auch wenn die Promofotos unwiderruflich belegen, dass dem nicht so ist. Mit "German Days" erinnert er sogar ganz unverblümt an die Ära, an die "Post Pop Depression" hörbar anknüpft, und wenn uns jemand sagen würde, dass bei "Sunday" David Bowie seine Finger im Spiel hatte - wir hätten es wohl bedenkenlos geglaubt. Nicht ganz unschuldig an diesem offensichtlichen Sinneswandel ist Queens Of The Stone Age-Vordenker Josh Homme, der die Songs auf "Post Pop Depression" nicht nur produzierte, sondern sie auch mit Iggy zusammen schrieb und neben Arctic-Monkeys-Drummer Matt Helders und der Dead Weather-Allzweckwaffe Dean Fertita auch die meisten Instrumente einspielte.

Der größte Unterschied zu den meisten von Iggys Werken der letzten 40 Jahre ist allerdings, dass er nun Mitstreiter auf Augenhöhe hat, die seine Eigenwilligkeit im Zaum halten und dafür sorgen, dass die Songs wichtiger sind als die Spleenigkeit des Protagonisten. Beschränkte sich Iggy zuletzt bisweilen darauf, Iggy zu sein, glänzt er hier endlich wieder als Texter und ganz besonders als Sänger - übrigens fast durchgängig im altersgerechten Midtempo, was ihm wesentlich besser zu Gesicht steht, als zum 1000. Mal "Raw Power" oder "I Wanna Be Your Dog" herauszubrüllen. Während er erfreulich tiefsinnig über das Älterwerden im Popzirkus philosophiert, sorgen Homme und Co. für einen manchmal etwas eigenwilligen, aber stets aufregenden Soundtrack, der zu gleichen Teilen nach Detroit, Berlin und Palm Desert klingt, oder anders gesagt, der Iggys punkige Wurzeln aus den 60ern, seine brillant-experimentelle Bowie-Phase Ende der 70ern und typisches QOTSA-Flair aus dem Hier und Jetzt mit oft fast schon erstaunlicher Leichtigkeit vereint. Nur eine Frage bleibt nach dem fantastischen letzten Aufbäumen bei "Paraguay" offen: Warum bloß ist niemand schon früher auf dieses simpel-geniale Erfolgsrezept gekommen?



-Carsten Wohlfeld-



 
 
 

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