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Jim Kroft - Journeys #3

Platte der Woche

KW 28/2016


Jim Kroft - Journeys #3
Field Recordings/Believe Digital
Format: CD

Es ist ja heutzutage zuweilen kaum noch zu erkennen, aus welchen Gründen Musiker eigentlich ihrer Berufung nachgehen. Umso schöner, wenn es dann Projekte wie dieses - des in Berlin lebenden Engländers Jim Kroft - gibt, bei denen so etwas dann wieder deutlich wird. Jim Kroft ist ein Filmemacher, Fotograf und Songwriter, der seine Abenteuer auf entsprechend durchnummerierten Veröffentlichungen namens "Journeys" zusammenfasst. Die dritte Ausgabe dieser Serie basiert nun auf einem einschneidenden Erlebnis, das Kroft hatte, als er sich im Februar mit einem Van zur Insel Lesbos nach Griechenland aufgemacht hatte, um dort die Auswirkungen des Flüchtlingsdramas im Mittelmeer zu studieren.

Dort lernte er bei der Rettung gestrandeter Flüchtlinge das von seinen Eltern getrennte Mädchen Sara kennen, das fast in seinen Armen gestorben wäre. Inspiriert von dieser dramatischen Flüchtlingsgeschichte beschloss Kroft, die Crowdfunding-Kampagne "A Boat For Sara" für sein nächstes Album ins Leben zu rufen, die aber keineswegs zu dessen Finanzierung diente, sondern dazu, die Rettungshelfer auf Lesbos mit einem "Boot für Sara" zu unterstützen. Die Songs für dieses Album - darunter der Sara gewidmete Opener - entstanden dabei auf Krofts weiterer Reise nach Idomeni, wo er einige Zeit im Flüchtlingscamp lebte und sogar in Polizeigewahrsam geriet.

Das Material wurde dann in Berlin eingespielt, wobei alle Beteiligten auf eine Bezahlung verzichteten und somit die Funding-Kampagne ihrerseits befeuerten. Angesichts dieser Umstände wäre "Journeys #3" selbst dann über jede Kritik erhaben gewesen, wenn Kroft hier einfach das Telefonbuch vorgelesen hätte. Doch unter dem Eindruck der Geschehnisse gelangen im obendrein die intensivsten, dramatischsten, emotionalsten, politischsten - und tatsächlich auch brillantesten - Songs seiner bisherigen Laufbahn. Schon alleine deswegen, weil Kroft eindringlich des Glaubens ist, in unserer heutigen, eher auf Gleichgültigkeit (oder andererseits sogar Polarisierung) ausgerichteten sozialen Gemengelage mit Musik überhaupt noch etwas ausrichten zu können, ist dieses Album jedes Quäntchen Aufmerksamkeit wert.



-Ullrich Maurer-


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