Nun gut: Im weitesten Sinne macht Kaitlyn Aurelia Smith E-Pop. Aber eigentlich nur deswegen, weil sie ihre quirligen Klangwolken auf sympathisch verstolperten, verspielten elektronischen Beats und Sounds basiert und es schlicht keine Genre-Bezeichnung für das, was Kaitlyn macht, gibt. Dabei hat sie auch durchaus weit mehr im Sinn als eine Pop-Scheibe. "The Kid" kommt als Konzeptalbum daher, auf dem sich Kaitlyn in vier Teilen (die für vier LP-Seiten stehen, denn "The Kid" gibt es auch als Doppel-LP) Gedanken über einen kompletten Lebenszyklus macht - und zwar von den ersten postnatalen Momenten bis zum Afterlife; aber nicht in Form einer chronologischen Erzählung, sondern in Form philosophischer Betrachtungen über Seinszustände und relevante Fragen wie "Who I Am & Why I Am Where I Am". Der letztgenannte Track ist dabei übrigens ein Instrumental - und das ist dann schon hohe Kunst.
Musikalisch führt der Bogen vom erstaunten Chaos über streng durchkomponierte Etüden und Geräusch-Collagen bis hin zu minimalmusikalischen Orchesterpassagen (in Zusammenarbeit mit dem Stargaze-Orchester) im vierten Teil. Dabei wagt Kaitlyn so ziemlich alles, was man in Sachen experimenteller Klangkunst und freistiliger Spontankomposition wagen kann - und kommt auch oft damit durch. Klangmalerische Spielereien sind gegenüber sorgsam durchdachter Klanggebilde deutlich in der Minderzahl und der eine oder andere Track kommt sogar mit gewissen Pop-Affinitäten daher. Und ganz en passant zeigt Kaitlyn Arurelia Smith was man - mit ein bisschen Phantasie - mit durchaus konventionellen Mitteln alles erreichen kann, wenn man bloß um ein paar Ecken denkt.