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Tonträger-Review
 
Síd - Völuspa

Síd - Völuspa
Prolog Music/Broken Silence
Format: CD

Also einfach macht es sich Rea Durbach, die Frau die als Komponistin und Frontfrau dem Schweizer Avantgarde Trio-Projekt Síd vorsteht, in keiner Beziehung: Die "Völuspa" ("Weissagung der Seherin") ist eine Art skandinavischer Nostradamus-Alternative aus der Edda (also der isländischen Mythensammlung aus dem 13. Jahrhundert), die in "sechzig Stabreimen vom Auf- und Untergang der Erde erzählt". Um das Ganze besser verstehen - und vor allen Dingen musikalisch umsetzen zu können - arbeitete sich Rea zunächst in die isländische Sprache ein - und verwendete diese (zumindest skizzenhaft) auch als Klangfarbe in dem dann anhand des Gedichtes konstruierten Sound-Universums, das dann insgesamt dieses Album ausmacht. Obwohl die Sache noch ziemlich zugänglich und melodisch mit einer ausgeklügelten, harmonischen Gesangspartitur zur sparsamen Piano-Begleitung beginnt, artet das Unternehmen dann allerdings schnell in ein klangtechnisches Weltengemälde aus, in der die Musik als solche nurmehr ein Teil des Ganzen ist.

Es geht bei dieser Art von musikalischem Tontaubenschießen eher darum, mit Klängen zu malen als eine Struktur zu erzeugen. Geräusche, Fieldrecordings, Raumklang, verbale und nonverbale Vokalfetzen und elektronische Elemente sind dabei ebenso wichtig wie gebrochene Instrumentalsprengsel, die zuweilen fernab jedweder rhythmischen, harmonischen oder gar melodischer Konventionen durch die Gegend schwirren. Obwohl das Ganze als Trio mit Gesang/Gitarre, Piano/Keyboard und Drums konzipiert ist, steigern sich die zugrundeliegenden Jazz-Versatzstücke, klassisch strukturierte Passsagen, elektronische Elemente und dadaistischer Avantgarde-Nonsense zu einem zunehmend hektischer werdenden Strudel, in dem als Orientierung alleine Reas Stimme die ganze Sache am Auseinanderdriften hindert. Nun ja: Den Untergang der Welt stellt man sich ja auch nicht gerade als eine in Popsongs geordnete Spielfolge vor. Kurzum: "Völuspa" ist somit kein bloßes Musikalbum geworden, sondern mehr ein poetisch inspiriertes Hörspiel.



-Ullrich Maurer-



 
 
 

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