Mit ihrem Debüt-Album sorgte Model turned Actress turned Singer "Quelqu'un m'a dit" Carla Bruni in ihrem Heimatland Frankreich für eine kleine Sensation - und auch für die Wiederbelebung des brachliegenden klassischen akustischen Chanson. Zusammen mit Julien Clerc schrieb sie des Weiteren sechs Stücke für dessen Album "Si j'étais elle", die ebenfalls der Tradition verpflichtet waren. Anstatt nun einfach ein weiteres Album in diesem Stil vorzulegen, wagte Carla mit "No Promises" einen ungewöhnlichen Schritt. Obwohl sie ja bewiesen hatte, dass sie als Texterin durchaus Talent hat, entschied sie sich stattdessen, Gedichte von romantischen englischsprachigen Autoren wie William Butler Yeats, Emily Dickinson oder Dorothy Parker zu vertonen. Musikalisch blieb sie auf der eingeschlagenen Linie und ließ sich von einem vornehmlich akustischem Ensemble begleiten, wobei Louis Bertignacs Gitarren durchaus auch mal elektrisch (nur eben nicht laut) sein dürfen und dem Projekt einen bislang verborgenen, bluesige Note verleihen. Dies stellt wohl eine Notwendigkeit dar, denn Carlas einzigartige, brüchige Stimme, die am ehesten noch an jene von Marianne Faithfull erinnert, ist nicht gerade geeignet, einer Rockband vorzusitzen.

Gerade das aber macht die Faszination der Sache aus: Carlas unter die Haut gehende Stimme ist unter tausenden wiederzuerkennen, und der akustische Ansatz ist das ideale Backdrop, auf dem sich diese entfalten kann. Wie "Quelqu'un m'a dit" so ist auch "No Promises" sehr persönlich, ja geradezu intim geraten. Und was die Songs selber betrifft: Behutsamer und treffender hat seltsam jemand so etwas hinbekommen: Das sind keine Gedichte, die zu Begleitmusik vorgetragen werden, sondern richtige, lebendige Songs - was sich auch darin äußert, dass musikalisch eine ganze Menge passiert und auch mal die eine oder andere Strophe ohne Text vorgetragen wird. Mal abgesehen davon, dass die Texte vorgegeben waren ist "No Promises" schlicht die Blaupause für ein akustisches Singer / Songwriter-Album geworden.