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iLiKETRAiNS - Elegies To Lessons Learnt

Platte der Woche

KW 41/2007


iLiKETRAiNS - Elegies To Lessons Learnt
Beggars Banquet/Beggars Group/Indigo
Format: CD

"History Rock" als neuer Trend? So unterschiedliche Presseerzeugnisse wie die Financial Times oder der Guardian widmeten dieser angeblichen Bewegung schon Features und riefen sie zum nächsten großen Ding aus. In Zeiten, wo einer der größten (Indie)Hits des Jahres davon handelt, dass der Freund die gerade erst gekauften Turnschuhe vollgekotzt hat, kann man schon einmal ins Grübeln kommen, ob ichbezogene Alltagsbeobachtungen über das Großstadtleben alles sind, was man von Musik heutzutage erwarten kann. Schließlich muss es doch mehr im Leben geben als Shopping- und Partytouren?

Vorhang auf für iLiKETRAiNS. Das Quintett aus Leeds ist ein Paradebeispiel für die angebliche "History Rock"-Bewegung. Natürlich gibt es auch in ihren Liedern einen Ich-Erzähler. Sänger David Martin singt dabei aber nicht über sich selbst, sondern schlüpft in die Rollen verschiedenster historischer Charaktere. "You're Position Can't Save You Now" beschwört er mit einer Grabesstimme als Mörder des englischen Premierminister Spencer Perceval, "I Curse The Day I Ever Set Foot In This Godforsaken Town" als Samuel Parris, der als Vater einer Besessenen und Geistlicher in die Hexenprozesse von Salem verwickelt war. Wer sich für die geschichtlichen Hintergründe der zehn Stücke auf "Elegies To Lessons Learnt" interessiert, der hat die Möglichkeit, sich darüber auf der Homepage der Band ausführlich zu informieren. Wem diese Geschichtslektion allerdings zu mächtig ist, der kann die Lieder aber auch für sich sprechen und auf sich einwirken lassen. Denn die Texte sind fast nie so explizit, dass man den historischen Kontext ohne die Erklärungen der Band erschließen kann. Wohl hört man aber den Teufel mit jedem Ton um die verlorenen Seelen kämpfen, und spürt, wie die Menschen - egal in welchem Jahrhundert - in ihr unausweichliches Verderben rennen.

Die Musik von iLiKETRAiNS bedient sich vieler Postrock-Elemente. So sind die Lieder oft ausschweifend, die Vorabsingle "Spencer Perceval" des Albums war alleine schon neun Minuten lang. Oft ist die Musik so langsam, der Gesang so düster, dass man das Gefühl bekommt, der Plattenspieler dreht sich mit deutlich weniger als 33 1/3 Umdrehungen. Lediglich das eingesetzte Horn sorgt für etwas Wärme in der kalten Welt der Grabesgesänge von iLiKETRAiNS. "Death Is The End" heißt es, begleitet von Chören, zum Abschluss dieses Monumentalwerks. Fast macht sich Erleichterung breit angesichts dieses nahezu versöhnlichen Abschlusses. Der Tod als Ausweg, als Rettung von der irdischen Qual? Aber nach diesem großen Kopfkino lässt sich nicht sagen: Es war nur ein Film. Das hier ist die Realität. Das ist unsere Vergangenheit. Wir haben unsere Lektion gelernt.



-Christina Ocklenburg-


The Deception (Video)
Spencer Perceval (Video)

 
 
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