Mr. White muss man wohl nicht weiter vorstellen, dafür sorgt schon seine Vergangenheit bei ehemaligen oder amtierenden Celebs wie Thin Lizzy, Pink Floyd/Roger Waters etc. Auch die nur unter seinem Namen veröffentlichten Soloscheiben genießen einen guten Ruf und gewisse Aufmerksamkeit in Blueser-Kreisen. Hier nun kommt das erste Studioalbum seines "Nebenprojekts" ...And The White Flames seit 2005. Snowy spielt hier solide und gefühlvoll wie eh und je. Was aber "Realistic" zu einem so überraschend großen Vergnügen macht, ist das Wirken von David Maxwell "Max" Middleton an den Keyboards, der schon in der kommerziell bislang erfolgreichste Phase von Jeff Beck oft die Krone auf dem Pils meisterlicher Gitarrekunst gewesen war. So auch hier: Wenn sich der radioverdächtig geschmeidige Opener "On The Edge Of Something" aus einer Art modernisiertem Peter Green-Sound durch Maxens Fingerspitzen- und Drummer Juan van Emerloots Taktgefühl plötzlich in den schier davonfedernden Bossanova "Ongoing..." verwandelt oder "Got To Set Me Free" Cha Cha Cha-Feeling versprüht wie zu Joe Jacksons besten "Body And Soul"-Zeiten, dann mischt sich jeweils Whites erdige Bluesgitarre mit heißer Latin-Rhythmik zu etwas ganz Besonderem.

Zwischendurch ("Team Spirit") darf die '57er Les Paul Gold Top durchaus auch mal losrocken, doch beherrscht wird das Album von diesen delikaten Rhythmuswechseln, die dadurch noch faszinierender werden, dass die Stücke überwiegend ineinander übergehen. Anbetungswürdig auch Walter Latupeirissas pumpender Bass und die Percussions von Thomas White auf "Towards Higher Ground". Es ist vermutlich leicht möglich, die ungeheure Lässigkeit dieser 53 Lehrminuten mit Beliebigkeit zu verwechseln. Realistisch betrachtet haben sie aber mehr Aufmerksamkeit verdient. Spannender als die letzten beiden Clapton-Alben zusammen!