Huch: Die Zeiten des Glamrock sind also noch nicht vorbei? Das könnte man jedenfalls schlussfolgern, wenn man sich das Cover des neuen Albums von The Armed betrachtet und die Feinsinnigkeiten, die sich hinter der Fassade der meisten der kunstvoll inszenierten Artpop-Songs von "Perfect Saviors" aufgrund des offensiven Retro-Sound-Designs nicht gleich erkennt und die Gastbeiträge von Julien Baker, Sarah Tudzin, Mark Guiliana, Patrick Shiroishi, Justin Meldal-Johnsen und vielen mehr demzufolge im getriebenen Full-Frontal-Power-Pop-Overkill auch etwas untergehen.

Dem Album liegt ein komplexes philosophisches Konzept zugrunde, in dem es unter anderem um Information-Overkill, verfehlte Spiritualität, überbewertete Oberflächlichkeiten und verschiedene Möglichkeiten, den Sport zu betrachten (übertragen entweder als Format oder als Wettbewerb) geht. Dabei wären die verschachtelt inszenierten, vielschichtigen Kompositionen mit ihren ständigen Stop, Gos, Breaks und Rhythmuswechseln alleine musikalisch ja schon komplex genug. Nun ja - laut Frontman Tony Wolski ging es The Armed ja auch darum, auf völlig unironische Art aufrichtig zu versuchen, das größte und großartigste Rockalbum des 21. Jahrhunderts zu erschaffen. Die Frage, ob ihm das gelungen ist, sollte sich am besten jeder selbst beantworten. Nur soviel: Unironisch ist es auf jeden Fall.