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Víkingur Ólafsson - Bach - Goldberg Variations

Víkingur Ólafsson - Bach - Goldberg Variations
Deutsche Grammophon
Format: LP

In letzter Zeit hatte der isländische Meister-Pianist Víkingur Ólafsson durch sein Engagement in Sachen neuer Musik, sein Interesse an Folklore-Motiven und Remixen, seine Kollaborationen - etwa mit Philip Glass, Björk, Hania Rani oder The National (für die Musical-Verfilmung "Cyrano") oder als Filmkomponist für den Film "Darkest Hour" von sich Reden gemacht. Anlässlich der gerade laufenden Deutschland-Tour widmet sich Ólafsson erneut seinem Lieblingskomponisten und legt dessen Goldberg Variationen neu auf, um - wie er sagt - "das Bild einer mächtigen Eiche (zu evozieren), nicht weniger imposant, aber organisch, lebendig und dynamisch, mit flexiblen, erneuerbaren Formen, mit Blättern, die sich ständig entfalten, um durch eine metaphysische, die Zeit manipulierende Fotosynthese musikalischen Sauerstoff für ihre Bewunderer zu produzieren". Nun gut.

Das passt ganz gut zu der Geschichte, die dem Werk, das als das beeindruckendste Exemplar barocker Variationskunst angesehen wird, zugrunde liegt: Der Cembalist Johann Gottlieb Goldberg - nach dem das Werk später benannt wurde - war ein Schüler von Johann Sebastian Bachs Bruder Friedemann und stand in Diensten des Grafen Hermann Carl von Keyserlingk. Und der wünschte sich von Johann Sebastian dann, "daß er gern einige Klavierstücke für seinen Goldberg haben möchte, die so sanften und etwas muntern Charakters wären, daß er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden könnte." Bach erschuf daraufhin dieses aus nunmehr 32 Einzelstücken bestehende Magnum Opus, über das es prächtig viele musiktheoretische Abhandlungen gibt, die aber zum Verständnis des Werkes vollkommen unerheblich sind - denn letztlich ging es ja "nur" um eine Fingerübung Bachs, um die schlaflosen Nächte des Grafen Keyserlingk aufzuheitern. In diesem Sinne ist dann wohl auch die betont lebhafte Qualität der Kompositionen und Variationen zu sehen, denn einschlafen lässt sich dabei nur schlecht. Víkingur Ólafsson nutzt diese Tatsache, um seine - wie gewohnt butterweiche Spieltechnik - in den Dienst der verspielten Lebhaftigkeit des Materials zu stellen. Glücklicherweise tut er das aber nicht auf einem Cembalo (wie viele Werke aus dieser Zeit, entstand die Komposition ursprünglich dezidiert für den Vortrag auf diesem Instrument), sondern wie gewohnt auf dem Klavier - was für unsere Ohren heutzutage einfach angenehmer klingt. Diese Veröffentlichung ist unter dem Strich dann nicht nur für Klassik-Fans von Interesse (auch wenn Ólafsson konsequent bei den Vorgaben Bachs bleibt), sondern funktioniert aufgrund der relativ kurzen Spielzeit der einzelnen Tracks denn auch gut als atmosphärischer Soundtrack für - nun ja - erheiterte, schlaflose Nächte.


-Ullrich Maurer-



 
 
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