Es mag Zeiten gegeben haben (so um das erste Woodstock herum), wo zumindest Gitarrenschüler für Leslie Wests Ton und endlos-weiches Feedback getötet hätten. Das dürfte aber wirklich ebenso lange vorbei sein, wie die Zeiten von Wests Band Mountain oder des Projekts West, Bruce & Laing. Seither begegnete uns Mr. West nur noch gelegentlich auf Gitarrensamplern und einigen merkwürdig uninspirierten Soloalben. Inzwischen ist nicht nur Mountain exhumiert, sondern Gitarrenpapst Mike Varney konnte West auch überreden, auf dem Label Blues Bureau ein Album nur mit Blues-Gassenhauern aufzunehmen. Das liegt uns nun unter dem (fast schon) Adventskalender. Und lässt merkwürdig kalt.

Am hier vertretenen Songmaterial kann das nicht liegen, nur auch nach mehreren Vergleichen würde man halt "Crawlin' King Snake" viel lieber von (z.B.) Eric Burdon, "Boom Boom" von der Blues Band", "Mean Mistreater" von Muddy Waters oder "Why I Sing The Blues" von B.B. King oder noch besser von der Frankfurt City Bluesband hören. Angenehmer Ausreißer auf der Scheibe ist einzig "I've Got The Blues", auf dem West mit tiefer Sprechstimme seinen Weg in diesen Musik- wie Lebensstil erzählt - wirklich witzig, aber wie oft mag man sich das anhören? Unter dem Strich leider wieder mal eine Legende, die sich eifrig selbst demontiert.