Adrianne Lenker ist nicht nur eine der besten und einflussreichsten Singer/Songwriterinnen ihrer Generation, die Amerikanerin gehört auch zum erlauchten und ständig kleiner werdenden Kreis der Musikerinnen und Musiker, die immun gegen die Verlockungen des schnellen (kommerziellen) Erfolges sind und lieber unbeirrt ihren eigenen Weg verfolgen. Das tut sie seit Jahren eindrucksvoll mit ihrer Band Big Thief, aber noch mehr mit ihren Veröffentlichungen als Solistin. Der neueste Beweis für diese These ist "Bright Future".

Wie schon der Vorgänger "Songs & Instrumentals" entstand auch Lenkers neuer Alleingang in der Abgeschiedenheit. Doch während das damals nicht zuletzt den Umständen der Pandemie geschuldet war, gehörte die Flucht in die Natur dieses Mal zum Konzept. Mit Produzent Philip Weinrobe, Pianist Nick Hakim, Violinistin und Perkussionistin Josefin Runsteen und Multiinstrumentalist Mat Davidson scharte Lenker für die Aufnahme alte und neue Vertraute um sich mit dem Ziel, ihre neuen Lieder so rein und ehrlich wie möglich (und natürlich auf Tonband) festzuhalten.

Gleich der Opener "Real House" fasziniert mit ungezwungener Field-Recording-Atmosphäre, und dieser Vibe zieht sich auch durch die restlichen zwölf Songs. Es sind nicht selten unterschwellig melancholische Lieder, die unter die Haut gehen, und das, obwohl trotz viel Liebe zum Detail hier oft weniger mehr ist - das unterstreicht nicht zuletzt auch die herrlich ursprüngliche Lagerfeuerversion von "Vampire Empire", mit der Lenker die alte Tradition fortführt, Songs sowohl für Big Thief als auch für ihre Solowerke zu nutzen. Doch auch sonst ist "Bright Future" voll mit klassischen, zeitlos schönen Folk-Songs, mit denen Lenker einmal mehr beweist, wie leicht es ihr fällt, mit simplen Mitteln etwas Besonderes zu erschaffen.