40 Jahre ist es inzwischen her, dass das ungleiche schottische Brüderpaar Jim und William Reid mit den kurzen Schock-Auftritten seiner Band The Jesus And Mary Chain die Indie-Welt aus den Angeln gehoben hat. Innerhalb von nur zehn Jahren gelang es ihnen damals, von ihrem Feedback-geladenen Meilenstein-Debüt "Psychocandy" zum MTV-freundlichen Semi-Unplugged-Sound von "Stoned & Dethroned" zu finden, bevor ihre volatile künstlerische Beziehung Ende der 90er nach dem Album "Munki" in die Brüche ging. Kaum zehn Jahre später fanden die beiden alten Haudegen zwar wieder zusammen, neue Musik gab es seitdem aber nur sporadisch. 2017 erschien "Damage And Joy", mit dem die beiden - gekonnt ist gekonnt! - geschickt und ohne großen Aufwand die eigene Legende verwalteten. Jetzt folgt "Glasgow Eyes", und dieses Album kommt zumindest in den besten Momenten ein wenig ambitionierter daher.

Auch auf "Glasgow Eyes" umgibt The Jesus And Mary Chain genau die Art von kontrolliertem Chaos, das seit jeher ein Markenzeichen der einst vor den Toren Glasgows in East Kilbride gegründeten Band ist. Passend zum LP-Titel eingespielt in der alten Heimat (im Castle Of Doom, dem Studio von Mogwai), darf man diese neuen Songs auch klanglich durchaus als Rückkehr zu den Wurzeln verstehen, wenngleich ein paar dezente elektronische Versatzstücke auch eine Liebe zu Kraftwerk und Suicide offenbaren, die zuvor oft im Gitarrengeheul untergegangen war. Weil die Band aber gut daran tut, sich trotz neuer Aspekte nie zu weit von dem zu entfernen, was vor all den Jahren ihren Weltruhm begründete, kommt einem als Fazit ein alter Slogan aus der Waschmittelwerbung in den Sinn: The Jesus And Mary Chain - da weiß man, was man hat.