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Waxahatchee - Tigers Blood

Waxahatchee - Tigers Blood
Anti/Indigo
Format: LP

Eines wird beim Hören des fantastischen neuen Albums von Waxahatchee praktisch vom ersten Ton an deutlich: Katie Crutchfield macht Musik aus Überzeugung. Seit mehr als einem Jahrzehnt hüpft die 35-jährige Amerikanerin auf den Platten ihres Projekts im Dunstkreis von Americana und Indie mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit von Genre zu Genre und folgt dabei jenseits von flüchtigen Trends und den Versuchungen des schnellen Erfolges unbeirrt und unerschrocken ihrer eigenen Muse. Gesegnet mit einer unverwechselbaren Stimme, die mit typischem Südstaaten-Charm betört, ist sie auch in ihrer Melodieführung so eigen, dass ihre Musik nach einem halben Dutzend Platten inzwischen praktisch referenzlos ist. "Ich schätze mich glücklich, dass ich mich im Kleinen stets neu erfinden kann, ohne dabei meine natürlichen Talente aufs Spiel zu setzen", hatte Crutchfield im Gespräch mit Gaesteliste.de über ihr letztes Album "Saint Cloud" aus dem Jahre 2020 gesagt, und tatsächlich spürt man auch bei "Tigers Blood", dass sie sich für ihr Tun nie verbiegen muss. Ehrlich, intim und direkt sind die neuen Songs und glänzen so trotz einer inzwischen veränderten Klangfarbe mit all den Tugenden, die Crutchfields Musik schon immer besonders gemacht haben.

Ihre Ursprünge in Punk und Indie rücken auf dem neuen Album in den Hintergrund, stattdessen geht Crutchfield an der Seite von Produzent Brad Cook und mit tatkräftiger Unterstützung von Wednesday-Gitarrist und Shootingstar MJ Lenderman, Drummer Spencer Tweedy, den Multiinstrumentalisten Phil Cook und Josh Kaufman sowie ihrer alten Touring-Buddys Bonny Doon den Weg weiter, den sie mit "Saint Cloud" vorgezeichnet hatte, kann dabei aber auch überraschen. Denn während sich auf dem Vorgänger durchaus einige Songs fanden, mit denen sie die Tür zum Mainstream weit aufstieß, stellt sie auf "Tigers Blood" einen wunderbar naturbelassenen, geradezu altmodischen, am Ende aber vor allem zeitlos schönen Alt-Country-Sound in den Mittelpunkt, der eher ihre Liebe zu Lucinda Williams oder Tom Petty offenbart, statt sich auf der Suche nach einem größeren Publikum klanglich an die Fersen von kommerziellen Überfliegerinnen wie Margo Price oder Kacey Musgraves zu heften.

Auch inhaltlich schließt Crutchfield mit "Tigers Blood" stringent an "St. Cloud" an, verschiebt aber auch hier dezent den Fokus. Hatte sie mit dem Vorgänger ihren Weg zurück ins Licht nachgezeichnet, nachdem sie sich von ihren Abhängigkeiten losgesagt hatte, ist der Blick nun nicht mehr nur nach innen gerichtet, wenn Crutchfield mit großer Klarheit die neue Normalität ihres Lebens nach den wilden Jahren beleuchtet und mit diesen mitten aus dem Leben gegriffenen und doch hart erkämpften Weisheiten den Bogen von persönlichen Gedanken zu universellen Wahrheiten schlägt. Anders gesagt: Selten hat Gelassenheit so aufregend geklungen.


-Carsten Wohlfeld-



 
 
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