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Sam Evian - Plunge

Platte der Woche

KW 12/2024


Sam Evian - Plunge
Flying Cloud Recordings/Thirty Tigers/Membran
Format: LP

Wer die Beatles mag, wird Sam Evian lieben. Und das liegt nicht nur daran, dass sich Evian von Peter Jacksons brillanter Beatles-Doku "Get Back" direkt inspirieren ließ und dass er klassische Gitarrenpop-Songs schreiben kann wie kaum sonst jemand seiner Zeitgenossen, sondern auch daran, dass er sein eigenes Flying Clouds Studio in den Catskills in Upstate New York mit einem analogen Mischpult (vermutlich einem Nieve) und einer Bandmaschine von 1974 ausstattete, die ihm ein Sounddesign ermöglichte, das stark an die große Zeit der Studioproduktionen der frühen 70er erinnert. Dabei setzte er dann auf so klassische Zutaten wie Flanger-Effekte, E-Piano-Rolls, Space-Echo, gedämpfte Drumkits und psychedelische Spielereien. Witzig in diesem Zusammenhang: Evians Freundin Adrienne Lenker empfahl ihm, bei den Aufnahmen gleichzeitig Bass zu spielen und zu singen - und das Ergebnis sind dann die muntersten Bassläufe seit Paul McCartneys diesbezüglichen Bemühungen.

Musikalisch bleibt es dann allerdings nicht beim Emulieren von Retro-Sounds, denn in seiner Eigenschaft als Produzent patenter Indie-Acts wie Widowspeak, Anna Burch, Cass McCombs, Hannah Cohen und nicht zuletzt Courtney Marie Andrews und Big Thief hat der Mann als Sound-Whiz ja nun wirklich schon Einiges ausprobiert - und lässt das alles in die Produktion einfließen, die somit unglaublich facettenreich daherkommt. Das ist deswegen fast schon wieder erstaunlich, weil das Material mit einer Reihe von Freunden - darunter Adrienne Lenker, Sufjan Stevens und Sean Mullins - in einer zehntägigen, lockeren Get-Together-Session so live wie möglich im Studio eingespielt wurde. Evian fand sogar ein inhaltliches Thema und beschäftigt sich in den Songs mit dem Relativieren von Erwartungshaltungen, Toleranz im Miteinander und dem Thema Empathie. Es ist dann Evians Geschick als Songwriter zu verdanken, dass er diese Elemente in phantastischen Jahrhundert-Songs wie "Why Does It Take So Long", "Wind Blows", oder dem abschließenden "Stay" zusammenführen konnte und dabei trotz aller Referenzen eine sympathisch eigenständige und letztlich unverzichtbare Indie-Pop-Scheibe hinbekam. Und mal ehrlich: Drei Jahrhundert-Songs (mindestens) auf einem Album ist doch kein schlechter Schnitt. "Plunge" ist somit jedenfalls eine klassische Scheibe für die Insel geworden.


-Ullrich Maurer-


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