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ST. THOMAS
 
Revolution von oben
St. Thomas
Das neue Werk von Thomas Hansen alias St. Thomas hat einen wahrlich programmatischen Titel: "Children Of The New Brigade". Das klingt zumindest mal nach Säbelrasseln und Umsturz. Wenngleich die Musik das nicht unbedingt widerspiegelt. Wie bereits auf seiner letzten Scheibe, so zeigt sich auch hier ein eher gutgelaunter St. Thomas, der seine depressive Phase definitiv überwunden hat und sich jetzt auch so weit gesammelt hat, dass er es wagen kann, mit einer festen Band zu touren - und dann auch mit dieser Scheiben aufzunehmen. Aber dennoch: Wer sind denn die Kinder der neuen Brigade? Und wer ist der Geist, den St. Thomas in diesem Song bannen möchte? "Also das ist so", führt Thomas aus und klopft seinem Gitarristen, Espen, auf die Schultern, "wir alle in der Band sind Außenseiter. Immer schon gewesen. In der Schule war es zum Beispiel so, dass die anderen immer über uns gelacht haben, weil wir nicht dasselbe machten wie sie, in eine andere Richtung tendierten, andere Klamotten getragen haben. Heute kommen wir quasi zurück, betreten die Bühne und haben total unterschiedliche Erlebnisse und Jobs als diese Leute. Es ist irgendwie cool, als Rockband zurückzukommen, und sich auf diese Weise an den Leuten zu rächen, die uns damals verhöhnt haben. Es ist nämlich so, dass, heute, wo wir einigen Erfolg haben, diese Leute auf uns zukommen, uns auf die Schultern klopfen und wieder unsere Freunde sein möchten. Das mag ich nun gar nicht."
Also ist die neue Brigade das neue Selbstbewusstsein der St. Thomas-Band. Am deutlichsten wird das vielleicht in der düsteren Ballade "Instrumental Sound", in dem St. Thomas genau von der o.a. Situation singt. "Das ist mein Lieblings-Song", verrät er, "und hier singe ich über mich selber - und als Stellvertreter andere Leute meiner Art. Ich habe mich immer als Außenseiter gesehen, der sehr genau das beobachtet, was um ihn herum vorgeht. Und diese Beobachtungen setze ich heutzutage in Songs um. Ich zeige den anderen quasi meinen Stinkefinger." Wenn St. Thomas sagt, dass er die Leute, die heute seine Freunde sein wollen, nicht mag: Welche Freunde hat er dann? Alles Musiker? Espen nickt zustimmend und auch St. Thomas bestätigt das. "Ja, und das ist fast unheimlich", erzählt er, "wenn ich Leute treffe, die ich mag, dann sind das oft Musiker - wie meine Jungs hier - und es stellt sich dann auch immer wieder heraus, dass sie einen ähnlichen Background wie ich habe." Woran liegt es dann, dass St. Thomas - im Gegensatz zu früher - sehr viel optimistischer klingt? "Nun, ich denke, dass diese Scheibe doch ziemlich abwechslungsreich ist", zögert Thomas, "'Instrumental Sound' ist zum Beispiel ja nach wie vor ziemlich düster. Und dann hast du die lustigen Songs - aber selbst da gibt es noch einen düsteren Unterton - zum Beispiel in den Texten. Das ist ein ganz guter Mix, denke ich. Ganz so einfach ist das also nicht." Dennoch klingen die neuen Scheiben nicht mehr ganz so desolat wie früher - und lauter obendrein. "Nun, wir mögen es ja auch laut zu spielen. Ich glaube es ist eher Selbstbewusstsein als Optimismus, was man hört." - "Thomas ist heutzutage auch ein glücklicherer Mensch als damals", fügt Espen noch hinzu.
St. Thomas
Wie war denn das Prozedere bei der neuen Scheibe? Das letzte Mal spielte Thomas ja fast alles alleine ein? "Nein, dieses Mal war es ja so, dass ich mit der Band schon eine ganze Weile getourt bin und ich wollte den Sound dieser Band auch einfangen. Deswegen haben wir die Sache auch zusammen eingespielt." Wie eine Rock Band, also? "Ja, obwohl wir live doch schon rockiger klingen, als auf dieser Scheibe", erklärt Thomas, "nachdem wir die Scheibe aufgenommen hatten, kam sie uns doch eher poppig vor." Auf der Scheibe gibt es auch ein paar Bonus-Tracks - die St. Thomas auch live spielt (was ja für Bonus-Tracks eher ungewöhnlich ist). Was hat es damit auf sich. "Also in Norwegen haben wir eine EP veröffentlicht, von der es drei Tracks nicht auf das Album schafften", erklärt Thomas, "unser deutsches Label meinte nun, dass wir diese noch als Bonus Tracks mitnehmen sollten, da die neue CD ziemlich kurz war. Es gibt darauf übrigens auch ein Video. Es wird zur CD auch eine DVD geben. Wir haben in Kalifornien ein Video vom 'Morning Dancer Song' aufgenommen. Weißt du, in der Wüste, im Death Valley und in Joshua Tree - dort, wo auch diese Western entstanden. Das war schon ein ziemlich cooles Setting." Heißt das, dass St. Thomas nun auch in den USA reüssiert? "Nun, ich bin mit einem Bassisten durch das Land gezogen und dort aufgetreten. Anders war das nicht möglich", berichtet Thomas, "leider ist meine Distribution in den USA nicht besonders gut und ich verkaufe dort nicht allzuviele Scheiben. Es war aber trotzdem eine wichtige Erfahrung für mich. Die Amerikaner betrachteten uns natürlich ein wenig als Exoten, aber sie nahmen uns durchaus interessiert und freundlich auf." Damit war Thomas ja quasi im Land seiner Träume - denn immer wieder tauchen in seinen Songs Referenzen auf - wie z.B. in seinen Cowboy-Songs. "Ja, das kommt von meiner Vorliebe für Comics und Cartoons - Lucky Luke und so", erklärt Thomas. "Und außerdem gibt es in Norwegen sowieso immer diese Faszination für die USA", ergänzt Espen, "und so kommt man dann auch fast zwangsläufig auf dieses Cowboy Thema, mit dem man ja aufgewachsen ist." - "Ja, ich erinnere mich, dass es jeden Mittwoch eine Serie mit verschiedenen Western im Fernseher gab", wirft Thomas ein, "die habe ich immer gerne gesehen."
St. Thomas
Woher kommen denn eigentlich grundsätzlich die Ideen, von denen Thomas zehrt. So überrascht gleich der erste Track der neuen CD, "L.A. Man", mit einem Doors-Riff (daher der Name) und im Folgenden durch jazzige Sounds. "Das war ich", meint Espen, "es ist aber so, dass wir nicht darüber nachdenken, sondern wir spielen einfach. Ich bin von Thomas' Akkorden ausgegangen und das ist eben dabei herausgekommen. Es ist schwer, das zu erklären, aber es ist eine Art von Chemie, die einfach stimmt. Und inspirieren lasse ich mich z.B. auch nicht von anderer Musik, sondern von Thomas' Ideen, seine Songs. Dabei spiele ich immer aus dem Herzen heraus." - "Die Chemie ist aber heutzutage auch besser als früher", überlegt Thomas, "wir haben jetzt eine Gruppe von Außenseitern gefunden, die sich gegenseitig vertrauen können, und es geht darum, dass jeder sein Scherflein beiträgt. Wir können heutzutage auch mehr machen als früher, vielseitiger sein. Jetzt sind wir zum Beispiel wieder in diese Hütte im Wald gegangen und haben dort die Stücke arrangiert. Dabei war es uns wichtig, dass wir wie eine Band klingen." Und deswegen klingen die Aufnahmen dann auch so rauh? "Ja, das ist uns wichtig", pflichtet Thomas bei, "Perfektion ist langweilig. Es kommt auf das Gefühl an. Die einzigen Overdubs, die du hörst, sind die Stimmen. Alles andere ist an einem Stück entstanden. Und wenn dann mal ein falscher Ton dabei ist, dann gehört das eben dazu. Es ist nämlich so, dass wir nicht allzuviel üben - dann aber richtigen Spaß haben, wenn wir zusammen spielen. Ich hoffe, das hört man auch." Was ist denn das Wichtigste für Thomas? "Das Wichtigste?", überlegt er, "nun, in der Lage zu sein, auch weiterhin gute, eingängige Songs zu schreiben. Und die Hoffnung, dass mich meine Inspiration nicht verlässt. Das ist nämlich die Sache, die ich tue und die ich auch gerne weiter machen möchte. Nachdem ich nun nämlich einigen Erfolgt mit meiner Arbeit hatte, möchte ich nicht mehr etwas anderes machen. Es ist schon Arbeit für mich, aber welche, die ich gerne mache. Es wäre sehr schwer für mich, in einen anderen Job zurückzukehren." Nachdem St. Thomas von der ersten CD an eine kontinuierliche Entwicklung gelaufen hat: Welche Visionen hat er denn noch für die Zukunft? "Nun, ich weiß nicht, ob ich es schon verraten soll", zögert Thomas, "aber wir haben schon eine Idee für die nächste Scheibe. Wir kennen eine Menge Leute in Oslo, die mit Hip Hop-Beats arbeiten. Wir stellen uns nun vor, mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten und unseren melodischen Rock in Kombination mit Hip Hop Beats zu bringen." Nun, das wäre dann ja eine weitere, kleine Revolution für die Kinder der neuen Brigade...
Weitere Infos:
www.stthomas.no
www.stthomas1976.net
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
St. Thomas
Aktueller Tonträger:
Children Of The New Brigade
(Make My Day/Alive)
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