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Interview-Archiv

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JASON FALKNER
 
Der anonyme Songwriter
Jason Falkner
Ziemlich überraschend und quasi aus dem nichts kam '95 Jason Falkner aus Los Angeles daher. Mit seinem Debut-Album überraschte er nicht nur den Fachmann. Auch der Laie wunderte sich darüber, daß die cleveren, hochkomplexen, intelligent gemachten Power-Pop-Songs auf dem Debutalbum von Jason quasi im Alleingang eingespielt wurden. Zwar erinnert er von der Machart her etwa an Elliot Smith, jedoch gibt es einen gewaltigen Unterschied: Jason ist nämlich laut und heftig. Was da abgeht, bringt so mache Rockband nicht zustande. Noch überraschter waren die Fachlaien schließlich, als jetzt Jason's zweites Album, "Can You Still Feel", auf genau dieselbe Weise entstand. Nun ist das ja gewissermaßen ungewöhnlich. Auf die Frage, warum er das denn tue, antwortet Jason: "Weil ich ein verrückter Typ (weird guy) bin." Das lassen wir mal unkommentiert im Raume stehen - schließlich stimmt's ja. Die Frage, die allerdings auch wesentlich interessanter ist, als die, warum er so arbeitet, ist die, wie er es denn überhaupt zustande bringt. Immerhin klingt das Ergebnis keineswegs konstruiert und klinisch, sondern organisch und powervoll.
"Das ist auch mein Hauptanliegen", erklärt Falkner, "nämlich zu klingen wie eine Band, und nicht wie ein einzelner Typ. Ich habe ein eigenes Studio, was es mir ermöglicht, ruhig an die Sache ranzugehen. Wenn ich Songs schreibe, beginne ich für gewöhnlich mit der Musik. Musik kommt bei mir irgendwie von selbst. An den Texten muß ich immer hart arbeiten. Ich fange meistens mit dem Schlagzeug an. Das heißt: Ich setze mich ans Schlagzeug und spiele den ganzen Song durch - den singe ich dabei im Kopf mit. Dann kommen die anderen Instrumente dazu, Baß, Gitarren, Keyboards usw. Ich baue die Sache Lage für Lage auf. Das ist ein langwieriger Prozeß. Ich höre mir die Sachen immer wieder an, nehme dann auch mal was weg oder fange wieder von vorne an. Neben der Musik bin ich, wie gesagt, auch am Sound interessiert. Da muß ich viel herumtüfteln, um zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen."

Ist Jason ein Control-Freak?

"Ja, in gewisser Weise schon. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich mir nicht vorstellen könnte, auch mal mit einer Band aufzunehmen - ganz im Gegenteil, das habe ich fest vor - aber im Augenblick ist das meine Arbeitsweise."

Wie kontrolliert er denn ohne fremde Hilfe die Struktur seiner Songs? Immerhin ist es recht schwierig, den Zeitpunkt herauszubekommen, an dem ein Song fertig ist.

"Stimmt. Aber ich denke, ich habe da ein Gefühl für. Da verlasse ich mich ganz auf meinen Instinkt. Manchmal helfen auch die Texte dabei."

Das ist überhaupt auch noch so ein Punkt. Bei einigen Songs hätte man schwören mögen, daß die Musik um die Texte herumgeschrieben wurde.

Jason Falkner
"Ganz selten ist das auch so. Aber meistens nicht. Ich betrachte mich nicht als großen Author. Aber ich hasse schlechte Texte. Also muß ich mich mächtig anstrengen, damit etwas dabei herauskommt, mit dem ich zufrieden sein kann. Meine Methode ist, daß ich praktisch assoziativ (Stream of Consciousness) schreibe. Manchmal weiß ich im Moment auch nicht so genau, was die Sache bedeutet. Aufgrund dessen sind die Texte aber ziemlich persönlich, weil ja alles aus meinem Unterbewußtsein stammt. Insofern denke ich, daß man sich damit auch identifizieren kann."

Stimmt. Viele Songs von Jason enthalten Elemente - Augenblicke, Situationen, Stimmungen - die man selbst schon mal erlebt hat. Es scheint desöfteren um Trennungs-Tragödien zu gehen.

"Ja stimmt, ich hatte jede Menge kaputte Beziehungen. Manchmal haben die Songs aber auch gar keine Story. Oder aber sie beschreiben Situationen - wie z.B. "Author Unknown", was widerspiegelt, daß ich mir auch nicht immer erklären kann, wo das herkommt, was ich schreibe."

Humor scheint auch eine gewisse Rolle in Jason's Arbeit zu spielen. Nehmen wir nur mal das Artwork seiner aktuellen CD.

Jason Falkner
"Ich kehre Amerika meinen Rücken zu - nein, das ist ein Witz - ich wollte mit den Images an jene Zeiten erinnern, in der der Rock'n'Roll noch größer als das Leben war. Als die Superstars in Privatjets rumflogen usw. Das war ein wichtiger Bestandteil dieser Art von Kultur. Und amüsant dazu. Das Bild, wo ich mit der Rettungsweste losziehe, kann jeder selber interpretieren, wie er möchte."

Die erste CD hieß "Author Unknown", was für ein Debut ein ziemlich treffender Titel ist. Die neue Scheibe heißt "Can You Still Feel?" Warum?

"Damit wollte ich das Bewußtsein wecken für den Umstand, daß wir heutzutage, in unserer schnelllebigen Informationsgesellschaft - Mobiltelefone, Internet, E-Mails etc. - das Menschliche ein wenig aus den Augen verlieren. Deswegen die Frage: "Can you still feel?" - Schnelligkeit ist nicht alles, man muß sich auch auf sich selbst besinnen können, darf den Kontakt zu den Gefühlen nicht verlieren."

Was möchte Jason Falkner denn so erreichen im Leben?

"Hm, gute Frage. Ich denke, daß ich mit dem, was ich mache, gerne noch ein bißchen erfolgreicher werden würde. Ich meine, es geht mir nicht um diese Michael Jackson-Scheiße, aber eine breite Basis von Leuten, die meine Musik gutfinden, fände ich echt Klasse."

Viel Glück dabei.

Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Jason Falkner
Aktueller Tonträger:
Can You Still Feel?
(Eastwest)

 
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