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HEATHER GREENE
 
Keine Angst vor dem X-Faktor
Heather Greene
Vor zwei Jahren zeigte Heather Greene auf dem Album "Five Dollar Dress" einen gewissen Hang zur Sparsamkeit. In gewisser Weise setzt sich dieser - zumindest musikalisch - auf dem neuen Werk, "Sweet Otherwise" - fort. Während "Five Dollar Dress" nämlich noch in gewisser Weise verspielt und ein wenig richtungslos daher kam, gibt es auf dem in New York eingespielten "Sweet Otherwise" ein straightes Konzept, das sich in geradlinigen Songs mit klaren Strukturen und einem knackigen Sounddesign auszeichnet.
Was war denn der Plan bei der Erstellung der neuen Scheibe? "Mir kommt das neue Album gar nicht so verschieden von dem ersten vor", weicht Heather zunächst aus, "das neue Album hat aber sicherlich eine konkretere Soundstruktur, das stimmt schon. Die Songs sind in Schottland entstanden. Dort hatte ich mich - ohne äußere Einflüsse, nur mit meinem Piano - zurückgezogen, um die Stücke dort zu schreiben." Das erklärt wohl auch die britischen Referenzen in den neuen Songs, die sich in gewissen Textzeilen bemerkbar machen. "Nun, ich habe lange Zeit in Schottland gelebt", erklärt Heather, "meine Großeltern kommen aus Edinburgh. Ich liebe Europa - es ist ein schöner Ort für Musiker und um hier Musik zu schreiben. Während dieses Prozesses habe ich mich für die Frage interessiert, was eigentlich einen guten Song ausmacht. Es ging mir nicht um großartige Orchestrierungen oder jazzige Arrangements, sondern das Format eines Songs. Wenn man darüber nachdenkt, dann stößt man schnell auf die großen des Genres, wie die Beatles oder Jazz-Standards aus den 50ern. Ich hoffe, dass die neuen Songs in diesem Sinn irgendwie konkreter geworden sind, als jene auf dem letzten Album." Wie hat sich das im Detail ausgewirkt? "Ich wollte Elektronik und Technologie mit organischen Bestandteilen vermischen", erklärt Heather, "an dieser Kombination bin ich sehr interessiert. Ich mag Acts wie Cinematic Orchestra, Radiohead, Goldfrapp, Air - also solche Acts, die Elektronik und akustische Instrumente verbinden. Das wollte ich selber probieren und mich dabei von der Jazz-Community fern halten."

In New York arbeitete Heather in dem Jazz Club Tonic, und fühlte sich bislang immer auch diesem Genre verpflichtet. "Ja, Musik ist auch immer ein Spiegelbild der Umgebung, in der man sich aufhält", führt Heather hinzu, "und in England und Schottland gibt es ja eh nur wenig Jazz. Ich wollte mit dem neuen Album lieber so etwas wie eine musikalische Reise durch verschiedenen Stile machen, mir dabei aber in Sachen Harmoniefolgen selbst treu bleiben." Heathers Stil ist deutlich geprägt von dem Sound ihrer Keyboards - vornehmlich eines alten Wurlitzer-E-Pianos. "Ja, das ist ein klassisches Wurlitzer-Piano von dem Typ, den Ray Charles auch immer verwendet hat", beschreibt Heather, "das hat einen sehr warmen Klang und das verwende ich auch immer, wenn ich live spiele. Wenn man das mit Gitarre, Bass und atmosphärischer Elektronik kombiniert, dann gibt es einen sehr interessanten Sound." Dabei fielen dieses Mal auch einige Pop-Momente ab, wie z.B. bei dem Song "Get Up And Go", der eine klassische Up-Tempo-Pop-Nummer geworden ist. "Dieser Song ist inspiriert von den John Hughes Filmen der 80er Jahre", gesteht Heather, "ich liebe Filme per se und viele der Songs, die ich schreibe, sind irgendwie von Filmen beeinflusst. Zuerst wollte ich diesen Song gar nicht auf die Scheibe nehmen, weil er doch ziemlich poppig ist. Ich hatte Angst, dass er nicht passen würde - aber bei Live-Auftritten hat er immer eine gute Reaktion." Dieses ist aber der einzige Up-Tempo-Song auf der Scheibe... "Das liegt daran, dass sich Pianos und Keyboards eher für balladeske Stücke eignen", gesteht Heather, "ich möchte aber daraus ausbrechen und mehr mit Programmierern und Drummern zusammen arbeiten, um dieses zu überwinden."

Einen Song, des neuen Albums, "Moon Hangs Fire", hat Heather zusammen mit ihrem Drummer Mino Gori geschrieben. "Ja, er hatte die Idee für diese Harmoniefolge", erinnert sich Heather, "er hat nämlich einen ganz anderen Stil, Songs zu schreiben. Ich mochte das und habe ihn gefragt, ob wir nicht einen Song daraus basteln sollten. Das haben wir dann getan und inzwischen haben wir auch einen ganzen Stapel Songs zusammen geschrieben. Ich mag diese Art Songs zu schreiben, wenn sie mehr von der rhythmischen Seite ausgeht." Was waren denn die musikalischen Inspirationen für die neuen Songs? "Das ist verschieden", überlegt Heather, "ein Song, 'What I Mean' ist vom Gitarrensound der Beatles inspiriert. Ich hatte auf jeden Fall Spaß an der Arbeit, nachdem ich mich für die Struktur der Songs interessiert hatte. Es gibt Bossa Nova, jazziges und Pop. Es ist für mich einfach eine musikalische Reise. Ich denke aber nicht so sehr darüber nach, welchen Stil ich anwenden möchte, sondern schreibe einfach darauf los und lasse mich dann überraschen." Dabei spielen die Melodien zunehmend eine wichtigere Rolle, nicht? "Ja, ich wollte unbedingt mehr Melodien und Refrains haben", meint Heather, "so sehr ich 'Five Dollar Dress' mag, gab es darauf zu wenig davon. Ich wollte Songs, an die man sich nachher auch noch erinnern kann. Das ist die Musik, die ich selber auch mag. Wenn ich Songs schreibe, dann möchte ich zwei Dinge: Mich selbst unterhalten und nicht allzu anspruchsvoll sein." Nun gibt es zwar Melodien auf dem neuen Album, aber diese sind zuweilen ziemlich zurückhaltend inszeniert. Ist das Absicht? "Sagen wir mal so", zögert Heather, "ich habe das nicht besonders geplant. Ich wollte zwar ein Album, das ein wenig anders klingt als mein erstes. Wenn ich das aber übertrieben hätte, hätte ich mich zu sehr von meinem Stil entfernt. Ich denke, dass dieses Album einen Schritt weiter geht, aber ich denke auch, dass ich mit meinem nächsten Album noch weiter gehen werde."
Heathers letzte Scheibe wurde ja von der Indie-Produzenten-Ikone Tucker Martine produziert. Welchen Einfluss hat denn ein anderer Produzent - in diesem Fall Keyboarder Dennis Martin - auf den Sound eines Albums? "Bei meinem ersten Album war ich naiver", gesteht Heather, "jetzt habe ich mehr Identität und stärkere eigene Meinungen. Deswegen glaube ich, dass dieses Album mehr von meiner Persönlichkeit enthält. Und dieses Album wurde in New York eingespielt. Das hat den großen Vorteil, dass meine Freunde kurz vorbeikommen konnten, um ihre Parts einzuspielen, während mein letztes Album über das ganze Land verstreut aufgenommen wurde. Dieses Album war auch einfacher zu arrangieren als das letzte. Der Unterschied zwischen den Produzenten war eigentlich der persönliche Stil. Tucker hat mehr ein Americana-Feeling und Dennis ein urbaneres." Was macht dann unter dem Strich einen guten Song aus? "Das ist etwas nicht Greifbares", erklärt Heather, "nicht ein bestimmte Bestandteil, sondern etwas, das mir Gänsehaut verschafft - ein X-Faktor." Was gibt es musikalisch in Zukunft von Heather Greene? "Ich arbeite bereits daran", verrät Heather, "mit einem Freund aus Kalifornien - Adam Williams - da produziere ich auch und es gibt mehr Elektronik. Ich arbeite mit allen möglichen Techniken und Instrumenten. Das wird ein Duo-Projekt und ich bin sehr gespannt, was sich daraus ergibt. Und meine dritte Scheibe ist auch schon fast fertig. Ich schätze, dass sie nächstes Jahr herauskommen wird." Doch zunächst ist noch eine Tour für die aktuelle Scheibe geplant. Mit "Sweet Otherwise" ist Heather Greene ein spannendes zweites Album gelungen - einfach deswegen, weil es sich vom Debüt bereits abhebt und eine Musikerin zeigt, die willens und in der Lage ist, sich weiterzuentwickeln.
Weitere Infos:
www.heathergreene.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Heather Greene
Aktueller Tonträger:
Sweet Otherwise
(BHM/Zyx)
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