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Interview-Archiv

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HERRENMAGAZIN
 
Oh mein Gott, na endlich!
Herrenmagazin
Wir treffen uns mit der Gruppe Herrenmagazin. Der ganzen. Mit Sänger Deniz Jaspersen, Gitarrist Torben Leske alias König Wilhelmsburg, Bassist Paul Konopacka und Schlagzeuger Rasmus Engler sitzen wir eines Mittags im Februar in der Molotow Bar auf dem Hamburger Kiez. Der Grund ist das fantastische neue Album "Das Ergebnis wäre Stille", das Mitte März auf Delikatess Tonträger erschien, das ein bisschen anders als die Platten davor klingt und das es nun auch endlich live zu hören gibt. Die Band ist auf Tour.
GL.de: Ein Interview mit der ganzen Band. Das hat man auch nicht alle Tage.

Deniz: Das machen wir jetzt auch zum ersten Mal so. Aber das finde ich auch schön, das ist dann nicht so langweilig und die anderen können einem in brenzligen Situationen helfen, wenn man dabei ist, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Alle lachen. Und das machen sie noch oft. Wir haben das Glück, die ersten zu sein. Erstes Interview des Tages, die Band ist noch frisch, die Stimmung gut.

GL.de: Beim Blick ins Web fällt auf: Ihr seid viel präsenter als früher. Überall tauchen schon lange vor der Veröffentlichung News auf, wurde das Video gezeigt, wurde sich auf das Album gefreut.

Torben: Ja, das Gefühl habe ich auch.

Deniz: Das kann man gleich als Lob an die Plattenfirma weitergeben.

Auch ein paar Delikatess-Vertreter sitzen in der Runde. Scheinen ziemlich nett zu sein.

Torben: Und es ist ein tolles Zeichen. Man hat das Gefühl, dass da was passiert und das find ich super. Denn es stimmt, wenn man seinen Namen mal so eingibt, und das mach ich ganz gerne, merkt man schon, dass da mehr Präsenz ist und wir mehr Aufmerksamkeit kriegen.

GL.de: Denkt man da manchmal auch "Oh mein Gott, ich muss jetzt, da passiert was"?

Deniz: Ne, eher so "Oh mein Gott, na endlich!"

Es wird wieder gelacht. Und keine Sorge, das steht hier jetzt nicht immer wieder.

Deniz: Wenn man auf einem Level Musik macht, auf dem wir es tun, ist es ja immer schön, wenn da was zurückkommt. Man steckt da so viel rein und dann macht es sehr glücklich zu sehen, dass es Früchte zu ernten gibt. Musik machen ist ja immer irgendwie eitel.

GL.de: Ist man bei der dritten Platte noch so aufgeregt wie bei der ersten?

Deniz: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei dieser Platte viel aufgeregter als bei der letzten war. Ich kann mich an das Release der letzten Platte eigentlich gar nicht mehr richtig erinnern.

Rasmus: Weil die Veröffentlichung ja auch so oft verschoben wurde. Es war ja nicht mal so, dass man sie plötzlich in der Hand hatte. Weil sie einem ja nicht zugestellt wurde. Aber das sind andere Geschichten. Es gibt halt jetzt den gewaltigen Unterschied in Sachen Mühe, die sich von Dritten gemacht wird. Und jetzt hat man eben schon eher das Gefühl hat, dass sich was bewegt und man selbst nicht mehr so viel Einfluss darauf nehmen kann. Von daher finde ich es wesentlich spannender als bei der letzten Platte.

Deniz: Es ist einfach was ganz anderes. Wir sind als Band besser zusammen gewachsen und sind konzentrierter an das Album rangegangen. Nicht, weil wir unbedingt mehr Zeit investiert hätten, es war immer noch ein sehr impulsives Songgeschreibe und Geprobe. Aber ich glaube, wir haben uns soundtechnisch und auch menschlich sehr gut zu Recht gerückt. Torben ist ja erst bei der letzten Platte dazu gestoßen und wir verstehen uns einfach sehr gut. Außerdem arbeiten wir mit einem Management, Booking und einem Label zusammen, mit dem wir auf einmal sehr zufrieden sind. Das ist neu für uns und total schön und darum ist es so aufregend. Weil man das Gefühl hat, dass es endlich alles so ist, wie es sein soll.

GL.de: Wonach sucht man sich denn ein Label aus?

Deniz: Erstmal müssen sie einen wollen. Dann guckt man die Angebote. Und dann nimmt man das kleinste.

Alle lachen. Sogar ziemlich laut. Auch die Leute vom Label. Man mag sich.

Deniz: Wir hatten das Gefühl, dass wir in der selben Phase des Lebens stehen. Aber ihr seid jünger als wir oder?

Blick zu den Label-Leuten. Ihre Antwort: "Aber nicht alle."

Torben: Aber es ist auf jeden Fall schon so, dass man als ganz junge Band, die vielleicht die erste Platte macht, viel überschwänglicher ist, wenn man von einem großen Label ein Angebot kriegt, und schaut gar nicht, was die für einen Stil oder Außendarstellung haben. Aber wenn man dann die dritte Platte macht, schaut man schon. "Wie ist das musikalisch? Können die uns präsentieren als Band?" Und dementsprechend haben wir uns für Delikatess entschieden. Weil wir alle gedacht haben...

Deniz: ...das ist alles sehr schlüssig.

Torben: Genau, perfekt.

GL.de: Die neue Platte klingt schon anders, als die davor. War das auch ein bewusster Entschluss?

Deniz: Das einzige, was wir uns im Vorfeld gesagt haben war, dass wir ein bisschen weniger schrammeln wollen. Dann haben wir uns einfach ein bisschen mehr zugehört, den Instrumenten mehr Platz gelassen. Es gibt jetzt zum Beispiel Strophen, bei denen die Rhythmus-Gitarre überhaupt nicht spielt. Das sucht man bei den letzten Platten vergeblich. Das fällt sicher nicht jedem auf, aber ich glaube, man fühlt den Unterschied. Der eine wird sagen, er findet das poppig, der andere sagt, es sei überhaupt nicht mehr hart. Aber das sind dann eben die Symptome, die da entstehen.

Torben: Es gab jetzt aber nicht den einen Moment, an dem wir gesagt haben, wir machen das jetzt so. Das war ein Prozess und der ist einfach so passiert. Denn wir haben niemanden in der Band, der sagt "Ich habe einen Song und der ist fertig arrangiert und den spielt ihr jetzt so." Und das ist auch gut so.

GL.de: Natürlich ist das neueste Album immer das beste. Aber gibt es so eine Sache, auf die ihr ganz besonders stolz seid?

Deniz: Ich bin stolz darauf, dass wir es hinbekommen haben, etwas zu verändern. Ich hab das Gefühl, obwohl wir die selben Menschen mit den selben Instrumenten sind, dass wir es geschafft haben, ein Stück aus unserem Hamsterrad heraus zu treten. Wobei Hamsterrad jetzt ein doofes Wort ist. Aber uns gibt es jetzt halt auch schon etwas länger und da weiß man, was funktioniert. Man weiß, wie man schreiben kann, wie man spielen kann, was cool ist und was funktioniert, damit der Song Druck hat. Und sich jetzt dem ureigenen Instinkt zu widersetzen und zu sagen "Okay, wir probieren jetzt ein Lied zu machen, bei dem man aus der Ruhe die selbe Menge an Energie arrangiert und eben nicht versucht, alles platt zu walzen, aber trotzdem spannend bleibt." Und das haben wir hinbekommen. Und das ist gar nicht so einfach. Da haben wir auf jeden Fall einen Schritt gemacht. Und jeder, der das Gegenteil behauptet, kann sich verpissen.

Torben: Und vor allem wir das als Band geschafft, mit Gitarre, Bass und Schlagzeug und ohne Orchester oder so.

Paul: Hätten wir mehr Zeit und Geld gehabt, hätte es natürlich ein Orchester gegeben.

GL.de: Glaubt ihr, dass ihr diese Platte vor sieben, acht, neun Jahren gut gefunden hättet?

Warten. Die Band überlegt.

Rasmus: Das ist tatsächlich eine Frage, die ich mir schon gestellt habe.

Pause

Rasmus: Ich glaube...

Pause

Rasmus: Vielleicht. Wahrscheinlich. Eventuell.

Pause.

Rasmus: Doch, ich glaube schon. Es ist ja auch eine logische Konsequenz aus dem, was wir bisher gemacht haben. Man war sich seinen Grenzen ja schon sehr bewusst und ist das auch heute noch, aber vielleicht hätte man sie damals als zu langsam empfunden. Weil man ja noch jung und ungestüm und ziemlich blasiert war. Und weil man einen schlechteren Musikgeschmack hatte als heute.

Deniz: Die erste Kettcar-Platte ist jetzt zehn Jahre her, oder? Dann ja, dann hätte ich unsere Platte auf jeden Fall gemocht.

Rasmus (zu mir): Wenn du jetzt deine Schlüsse daraus ziehst...

Torben: Der Unterschied aber ist, dass wir sie vor acht Jahren nicht hätten schreiben können.

Deniz: Ne! Die letzte Platte hat mir als Songwriter gezeigt, wo meine Schwächen sind. Und mit den Schwächen habe ich mich auseinander gesetzt und darum wäre das so nicht möglich gewesen.

GL.de: Wann und wie sollte man sich eure Platte anhören?

Rasmus: Man sollte schon schlecht gelaunt sein. Jetzt wirklich ohne jeglichen Zynismus gesagt. Das ist schon besser. Das Absurde ist ja, dass es tatsächlich Leute gibt, die die Musik, wie wir sie machen, zum Beispiel gerne zum gemeinschaftlichen Frühstück mit der Freundin hören. Und das finde ich genau wie das verliebte Gestehe auf den Konzerten ziemlich absurd und frage mich dann: "Was müsst ihr für ein furchtbares Leben führen, dass ihr euch davon erfreut fühlt?" Musik dieser Art höre ich persönlich am liebsten alleine im Ohrensessel. Den ich tatsächlich habe. Auf jeden Fall Vorhänge zu und abends nicht mehr weggehen. Dann ist das die richtige Stimmung. Und jetzt bitte die anderen.

Torben: Ich hab's neulich beim Sport gehört. Und ich find Sport voll scheiße, vor allem auf so einem Laufrad, aber damit kriegt man die Zeit echt gut mit rum.

Deniz: Live. Also kommt zu unseren Konzerten!

Weitere Infos:
www.herrenmusik.de
www.lastfm.de/music/Herrenmagazin
www.facebook.com/Herrenmagazin
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Herrenmagazin
Aktueller Tonträger:
Das Ergebnis wäre Stille
(Delikatess/Broken Silence)
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