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LUTHER DICKINSON
 
Zweigleisig unterwegs
Luther Dickinson
Luther Dickinson geht es blendend. Mit 41 Jahren hat der sympathische Amerikaner seine Prioritäten klar definiert. "Mein Leben ist sehr simpel", gesteht der zweifache Vater im Gaesteliste.de-Interview. "Bei mir dreht sich alles um meine Familie und meine Musik. Viel mehr gibt es da nicht, da mir beides sehr am Herzen liegt. Gleichzeitig bin ich aber ein Macher und male mir ständig neue Projekte aus." Kein Wunder also, dass er dieser Tage nicht nur mit seiner langjährigen Band, den North Mississippi Allstars, in Europa unterwegs ist, um keinen Geringeren als Robert Plant zu supporten, nein, er veröffentlicht zeitgleich auch noch seine neue Soloplatte namens "Rock'n'Roll Blues", eine entspannte Akustikscheibe mit willkommen heimeligem Sound und persönlichem Touch.
"Ich weiß inzwischen, dass verschiedene Ideen nach verschiedenen Umsetzungen verlangen", erklärt der US-Südstaatler die Idee, zweigleisig zu fahren. "Zuvor habe ich versucht, alles mit nur einer Band, eben den North Mississippi Allstars, umzusetzen. Wir sind immer davor gewarnt worden, das zu tun, aber wir haben nur gesagt: 'Hey, fuck you, wir veröffentlichen genau die Platten, die wir machen wollen!' Heute weiß ich, dass du bessere Alben machen kannst, wenn du verschiedene Songs in verschiedenen Stilen präsentierst." Angst, die Unbekümmertheit früherer Platten zu verlieren, weil er zu stark vorsortiert, hat er dagegen nicht. "Nein, überhaupt nicht", sagt er bestimmt. "Ich habe festgestellt, dass Beschränkung eine andere Art von Freiheit ist. Wenn ich heute eine Platte machen, dann schwebt mir ein bestimmter Stil oder eine bestimmte Ära vor, auf den/die ich dann hinarbeite, ganz egal, ob das die 60er oder die frühen 70er sind oder ob es schlichtweg akustische Musik ist."

Akustische Musik ist auch das Stichwort für "Rock'n'Roll Blues", wird das gesamte Album doch von einem relaxten Unplugged-Vibe getragen. "Die Stücke waren ursprünglich allesamt Rock-Songs", verrät Luther. "Erst als ich mich entschied, daraus eine Solo-Platte zu machen, habe ich sie auseinandergenommen und für akustische Gitarren arrangiert." Mit Kontrabassistin Amy LaVette und Drummerin Sharde Thomas fand er zwei ideale Mitstreiterinnen, die großen Einfluss auf das Endergebnis hatten. "Sie haben einen unglaublich tollen Groove. Ich möchte ihn fast als Mutter-Erde-Natur-Groove bezeichnen", schwärmt Luther. Gleichzeitig half ihm die ungezwungene Atmosphäre bei der Entstehung der Platte doch aber sicherlich auch, textlich persönlicher als je zuvor zu werden, oder? "Da sprichst du etwas Interessantes an", erwidert er. "Das habe ich noch nie so betrachtet, aber sicherlich hat die behagliche Umgebung mir geholfen, mich auch textlich zu öffnen."

Mit den Songs des Albums erzählt Luther aus seinem bewegten Leben als Musiker, singt vom Unterwegssein, von seinen Freunden und von prägenden musikalischen Erlebnissen. Eine weitere Singer/Songwriter-Solo-Platte wird Luther deshalb in absehbarer Zeit nicht aufnehmen. "Mit dem Album zeichne ich praktisch meine gesamte Karriere bis in die Gegenwart nach, das Ganze ist also gewissermaßen ein einmaliges Projekt", unterstreicht er. In die Aufnahmen ließ er auch seine Erfahrungen als Sideman für John Hiatt oder Patty Griffin einfließen. "Bei den Sessions mit den beiden habe ich gelernt, mich auf Live-Gesang zu konzentrieren", erklärt er. "Wenn ich früher im Studio war, ging es immer in erster Linie darum, eine gute Bandaufnahme hinzubekommen, und der Gesang kam irgendwann später. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass sich bei all meinen Lieblingssongs anderer Künstler alles um den Gesang dreht und die Band erst an zweiter Stelle kommt."

Von den neuen Ideen profitiert aber nicht nur Luthers neues Soloalbum, sondern auch seine langjährige Band. "Seit wir unser letztes, hochgelobtes Blues-Rock-Album 'World Boogie Is Coming' aufgenommen haben, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht", freut sich Luther. "Unser Sound hat sich zu einem echten Monster entwickelt. Wir spielen jetzt ursprünglichen, dreckigen Blues, aber mit Dancebeats, denn wir wollen den Blues zurück in die Tanzhallen bringen. Selbst Leute wie Robert Johnson haben ja in den 20ern bei Hauspartys zum Tanz aufgespielt! Das hat uns auf die Idee gebracht, moderne Rhythmen mit alter Musik zu kombinieren - und es ist der helle Wahnsinn, zu sehen, wie gut das funktioniert. Wir haben kürzlich in Australien bei einem Festival über eine riesige PA gespielt, und es klang einfach großartig!"

Doch auch wenn sich die Musik der North Mississippi Allstars in den letzten rund 20 Jahren gewandelt hat, die Grundhaltung bei Frontmann Luther und seinem Schlagzeug-spielenden Bruder Cody hat sich nicht groß verändert. "In erster Linie musst du einfach deinem Herzen folgen", sagt der Gitarrist und Sänger. "Als wir unsere erste Platte gemacht haben, waren wir nicht mehr als ein paar Jungs vom Lande, die in einer Scheune ein schwer rockendes Psychedelic-Blues-Album aufgenommen haben. Doch die Platte hat unser Leben verändert, wir haben begonnen, die Welt zu bereisen und Grammys zu gewinnen. Natürlich haben wir uns damit von unseren Wurzeln entfernt, aber das ist vollkommen in Ordnung, denn Platten sind nicht mehr als Schnappschüsse bestimmter Abschnitte in deinem Leben."

Dennoch sieht Luther diese Schnappschüsse inzwischen in einem größeren Zusammenhang. "In der Roots-Musik geht es vor allem um das Repertoire", ist er überzeugt. "Stile und Interpretationen verändern sich, aber die Songs werden weitergetragen und entwickeln sich fort. Natürlich war es toll, in jungen Jahren mit RL Burnside unterwegs zu sein und von ihm unglaublich viel zu lernen oder von meinem Vater die Kunst des Plattenproduzierens beigebracht zu bekommen, aber letztlich musst du dir selbst eine elektrische Gitarre schnappen und versuchen, deine Musik für die nächste Generation Hörer interessant zu machen. Auf dem Gebiet habe ich eine Menge aufzuholen, weil ich in der Vergangenheit vor allem Platten gemacht habe, um mich selbst zufriedenzustellen."

Dennoch beeinflusst Luthers Vater, der 2009 verstorbene legendäre Memphis-Produzent Jim Dickinson, seinen Sohnemann auch über den Tod hinaus. Vor allem ein Satz ist Luther in Erinnerung geblieben, wie er abschließend verrät: "Dad hat immer gesagt: 'Spiel jeden Ton, als wäre es dein letzter, denn einer wird es sein!' Genau so ist es!"

Weitere Infos:
www.lutherdickinson.com
www.facebook.com/LutherDickinson
www.nmallstars.com
de.wikipedia.org/wiki/North_Mississippi_Allstars
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Mike Kerr-
Luther Dickinson
Aktueller Tonträger:
Rock'n'Roll Blues
(New West/ADA/Warner Music)
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