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TALKING TO TURTLES
 
Eine unerwartete Erfolgsgeschichte
Talking To Turtles
"Split" heißt das hervorragende dritte Album von Talking To Turtles, aber keine Angst: Das inzwischen in Leipzig heimische Duo aus Rostock denkt nicht daran, sich zu trennen. Hinter sich gelassen haben Florian Sievers und Claudia Göhler lediglich den Sound ihrer ersten beiden Alben. Denn während anfangs DIY-Ethos, Glockenspiel und ein nicht zu verachtender Indiepop-Niedlichkeitsfaktor regierten, beweisen Talking To Turtles nun, dass Pop kein Schimpfwort sein muss. Glücklicherweise begehen sie dabei nicht den Fehler, sich dem Mainstream an den Hals zu werfen. Stattdessen entwickeln sie den Indie-Folk-Sound ihrer ersten beiden Alben, "Monologue" (2011) und "Oh, The Good Life" (2012), konsequent weiter und bleiben, trotz eines veränderten Instrumentariums und neuer Aufnahmestrategie, sich selbst treu. Nachdem in der Veröffentlichungswoche die neuen Songs bei Konzerten in Wohnzimmern und Plattenläden erstmals auf ihre Konzerttauglichkeit getestet wurden, gehen Talking To Turtles nun auf deutschlandweite Club-Tournee. Anders als beim Vorgängeralbum bleiben die zusätzlichen Musiker dabei allerdings zu Hause. Mit ein bisschen mehr Equipment wie Bass-Keyboards und mit den Füßen zu bedienenden Drums werden Florian und Claudia die neue Platte zu zweit auf die Bühne bringen. Vorab beantwortete Florian Gaesteliste.de einige Fragen.
GL.de: Florian, wie fühlst du dich als eine Hälfte von Talking To Turtles im Spätsommer 2014?

Florian: Es fühlt sich im Moment alles sehr rund an. Wir haben bei einigen Sachen, die das Album angehen, viel überlegt und viel verworfen, aber letztlich haben wir uns entschieden, uns keinen Kopf darum zu machen, und am Ende hat sich dann auch alles ganz von allein zusammengefügt.

GL.de: Darf man euch eine unerwartete Erfolgsgeschichte nennen? Immerhin habt ihr bereits viel erreicht, ohne dass man das Gefühl hat, dass ihr es je darauf angelegt habt, erfolgreich zu sein.

Florian: Wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtet - ja! Wir haben darüber gar nicht wirklich nachgedacht, aber gestern ging es in den Interviews viel um Vergleiche mit den ersten beiden Platten, und dabei ist uns dann auch aufgefallen, dass sich alles relativ gesund und ungeplant entwickelt hat. Die erste Platte haben wir, wie das jede Band so macht, einfach nur für uns aufgenommen. Dann hat sich das mit dem Label ergeben, und von da an ist es einfach immer ganz unverkrampft so weitergegangen.

GL.de: Was war denn in den rund sechs Jahren Bandgeschichte die größte Überraschung, der größte "Ich hätte nie gedacht, dass..."-Moment?

Florian (lachend): Diese Momente gab es eigentlich bei jeder Platte! Das Spannendste war aber sicherlich, dass wir das zweite Album in Amerika aufnehmen konnten. Das kann sich ja sicherlich jeder vorstellen, dass das - gerade auch Seattle - ein Riesending für uns war. Allerdings sind wir auch mit der neuen Platte an einem Punkt angekommen, wo ich dachte: "Wow, ich hätte nicht geglaubt, dass sich das alles mal so gut anfühlen kann, so rund, um auf die erste Frage zurückzukommen." Das ist natürlich nicht allein unser Verdienst. Da spielt auch eine Rolle, wie Simon im Studio mit uns umgegangen ist und wie er erkannt hat, was wir mögen und was nicht.

GL.de: Simon Frontzek von Sir Simon und Tomte, der "Split" in seinem Studio in Berlin aufgenommen hat, kanntet ihr bereits von zwei gemeinsamen Weihnachtstourneen, und sogar eine gemeinsame Nummer als Talking To Sir Simon hatte es bereits zuvor gegeben...

Florian: Ja, den Song haben wir in seinem Studio aufgenommen, und das ging so leicht und unverkrampft, dass für uns da eigentlich schon feststand, dass wir die neue Platte bei ihm aufnehmen würden. Auch das war also keine bewusste Entscheidung, sondern eine, die gewissermaßen zu uns gekommen ist - um mal ein bisschen esoterisch zu werden. Mit der letzten Platte haben wir gewissermaßen eine Woche in Seattle eingefangen, der neuen kann man dagegen anhören, dass wir relativ viel Zeit hatten, die Sounds und die Arrangements noch mal zu überdenken und vielleicht auch mal zu sagen: "Eigentlich mag ich den Gesang gar nicht mehr, lass uns das noch mal probieren." Deshalb passt dieses Mal vielleicht alles etwas harmonischer zusammen.

GL.de: Allerdings klingt "Split" nicht nur harmonisch, sondern auch anders als die beiden Vorgängerplatten. Der Sound ist merklich größer und breiter geworden, und statt Akustik- gibt es nun vermehrt Stromgitarren, statt Glockenspiel viel Synthesizer.

Florian: Es hat wirklich Spaß gemacht, sich zu trauen, auch mal ein bisschen größer zu klingen oder mal ein wenig Hall auf die Stimmen zu legen, damit sie mal ein bisschen Raum bekommen, damit sie - wie sagt man? - atmen können und nicht so trocken direkt am Hörer kleben. Am Ende wurde es fast zu einer Maxime, kein Glockenspiel zu benutzen (lacht). Hier und da ist vielleicht noch eins drin, aber tatsächlich haben wir einfach Spaß gefunden an einem etwas anderen Instrumentarium und ich denke, das hat den Songs auch gutgetan.

GL.de: Synthesizer sind ja derzeit allgemeines Zeitgeist-Gut. Gab es Vorbilder, die euch inspiriert haben, es auch mal damit zu versuchen?

Florian: Nein, eine echte Initialzündung gab es nicht. Allerdings fällt natürlich auch mir auf, dass derzeit von vielen Bands nicht nur Synthesizer massiv genutzt werden, sondern auch Hip-Hop-artige Percussions, die es ja auch auf unserer Platte gibt. Aber genau das ist ja Zeitgeist, dass man Sachen unbewusst aufsaugt und in die eigene Musik einbindet. Es gab allerdings doch einen bestimmten Song, der mich überhaupt erst darauf gebracht hat, einen Synthesizer zu benutzen. Das ist "Black River Killer" von Blitzen Trapper. Da geht mir immer das Herz auf, wenn ich den höre.

GL.de: Du hast gerade auch bereits den Gesang erwähnt, der nicht nur mehr Raumklang besitzt, sondern insgesamt stärker im Vordergrund steht. Seid ihr gesanglich inzwischen einfach selbstbewusster, oder wie kommt's?

Florian: Vielleicht sind wir etwas selbstbewusster geworden, vielleicht haben wir in den letzten Jahren durch das Live-Spielen unsere Stimmen auch einfach besser kennengelernt und viel durch das gemeinsame Singen gelernt. Wir haben in den letzten beiden Tagen Wohnzimmerkonzerte gespielt, bei denen wir die Songs runtergebrochen haben auf Gitarre, Klavier und unsere beiden Stimmen, und dabei ist uns erst richtig aufgefallen, wie viel Spaß das macht, zusammen zu singen. Gleichzeitig waren wir überrascht, wie gut das funktioniert. Wir freuen uns aber auch auf die Clubkonzerte. Der Plan dafür ist, das Set-up der Wohnzimmerkonzerte hier und da etwas zu erweitern, um näher an die Platte heranzukommen. Wir sind selbst gespannt!

Weitere Infos:
www.talkingtoturtles.com
www.facebook.com/talkingtoturtles
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Talking To Turtles
Aktueller Tonträger:
Split
(DevilDuck/Indigo)
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