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Interview-Archiv

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SOPHIE AUSTER
 
Rollenspiel
Sophie Auster
Als Sophie Auster 2006 ihr Debütalbum herausbrachte, war das noch Teil eines großen Abenteuers und Selbstfindungsprozesses: Die Tochter des Schriftsteller-Ehepaares Siri Hustvedt und Paul Auster hatte gerade erst herausgefunden, wie man Songs schreibt und hatte - auf Anregung und mit Unterstützung des Vaters, der sie an die Musiker der New Yorker Band One Ring Zero vermittelt hatte - begonnen, Gedichte diverser Poeten in stilistisch recht unterschiedlichen Songformate umzusetzen. Damals ging Sophie noch zum College und obwohl sie bereits wusste, dass sie in der Musik ihre Zukunft sah, nahm sie sich Zeit, sich anschließend in verschiedenen Disziplinen - wie etwa der Schauspielerei oder dem Model-Wesen - zu üben. Das ganze mündete dann schließlich in einer Entwicklung, an deren Ende sie heutzutage als selbstbewusste Musikerin, Songwriterin, Produzentin und Performerin da steht.
Bereits 2012 brachte sie eine EP namens "Red Weather" heraus, (deren Titel Bezug auf das Wirken des Poeten Wallace Stevens und damit Sophies literarische Wurzeln nahm), auf der sie alle Songs selbst geschrieben und zusammen mit befreundeten Musikern zusammen arrangiert und produziert hatte. Eigentlich wollte sie dann eine weitere EP herausbringen - stellte aber schnell fest, dass sie mehr Material zusammen bekommen würde. Schließlich entstand dann in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jared Samuel, ansonsten aber in eigener Regie das nun vorliegende Album "Dogs & Men", das Sophie momentan ohne Label-Unterstützung zunächst online independent veröffentlicht. Aber lassen wir die Gute doch mal selbst erzählen, wie das alles gedacht ist: "Als ich 2006 mein Debüt-Album rausbrachte, ging ich ja noch zur Schule", berichtet sie, "ich nahm mir dann ein Jahr Auszeit, in dem ich weiter an meiner Musik arbeitete und schauspielerte. 2010 war ich dann mit der Schule fertig. Nach der Schule begann ich mit Songwriter-Projekten und baute mir dann allmählich einen Song-Katalog für mich auf. Ich ging dann auch gleich ins Studio - war mir damals aber noch nicht sicher, wie ich eigentlich klingen wollte. Ich nahm auch einiges auf - kam dann aber zu der Erkenntnis, dass ich noch mal von vorne anfangen müsste, um zu einer eigenen Identität zu finden."
Viele Songwriter interessieren sich ja nicht besonders für die technischen Aspekte des Musizierens. Ist das etwas, für das sich Sophie begeistern kann? "Ich bin vor allem daran interessiert, so unabhängig wie möglich zu sein. Und dazu gehört meiner Meinung nach zu wissen, was man wie tun muss, um seine Ideen verwirklichen zu können. Ich käme nie auf die Idee, mich als technisches Genie zu sehen - weil ich das nämlich nicht bin. Ich denke aber, dass man durch Beobachten und Zuhören eine ganze Menge lernen kann - auch indem man sich Sachen selbst beibringt; wie zum Beispiel ein gutes Demo zu Hause anzufertigen und dann den Prozess des Mixens zu erlernen. Ich bin ziemlich fasziniert von allen kreativen Aspekten." Von wem lässt sich Sophie Auster heutzutage inspirieren? "Das sind die Künstler, mit denen ich aufgewachsen bin - von Tom Waits über Laura Nyro bis zu Leonard Cohen. Das sind vor allen Dingen Leute, die alle auf ihre Weise etwas Interessantes gemacht haben. Darum geht es mir selbst auch: Interessante Songs zu schreiben. Das ist nun nicht unbedingt das, was zeitgemäß oder populär ist. Ich strebe einfach an, mich dementsprechend weiterentwickeln zu können und zu sehen, was möglich ist. Hauptsache, es kommt mir richtig vor." Das Ergebnis, mit dem Sophie heutzutage aufwartet, könnte man ungefähr mit "modern klingende Old-School-Ästhetik" umschreiben. Was inspiriert sie denn heutzutage direkt? "Ich höre mir eine Menge unterschiedliches Zeug an - ausgehend von den Sachen aus meiner Jugend wie Carole King, Bill Withers oder den Ronettes. Es ist aber witzig, dass ich mich in Bezug auf dieses Album eine Menge mit dem Electric Light Orchestra beschäftigt habe - was vielleicht teilweise die Harmonien erklärt. Es ging mir aber vor allen Dingen darum, Spaß zu haben und Dinge, die ich mir vorgestellt hatte, zu realisieren."
Sophie Auster
Besonders auffällig ist, wie sehr sich Sophie als Sängerin weiterentwickelt hat. Auf "Dogs & Men" findet sich der enthusiastischste Gesang, der es in letzter Zeit auf einen Tonträger geschafft hat. "Durch den Gesang ergreift man ja auch irgendwie Besitz von dem, was man tut", überlegt Sophie, "und das ist das, was ich erreichen möchte. Darum geht es mir. Es ist ja eine Sache, mit einer Fähigkeit geboren zu werden und eine nette Stimme zu haben - aber man muss dann auch daran arbeiten. Heutzutage ist meine Stimme besser als noch während der Aufnahmen zu dem Album und ich bin mal gespannt darauf, welche für mich selbst überraschenden Dinge ich in der Zukunft noch erreichen kann." Ging es dabei um eine klassische Gesangsausbildung? "Als Kind hatte ich eine Gesangsausbildung in Sachen Klassik und Jazz. Das hat mir immer gefallen - bis ich 18 war. Dann ging ich in eine andere, zeitgemäßere Richtung. Aber ich denke, man hört niemals auf zu lernen. Man kann sich ja immer selbst fordern. Es hilft auch, eine andere Person mit einer alternativen Meinung im Raum zu haben." Gilt das auch für die Zusammenarbeit mit den Musikern - oder ist Sophie ein Control-Freak? "Ein wenig schon", räumt sie ein, "es geht aber darum, eine Balance zu finden. Man muss Ideen anderer gegenüber zumindest offen sein - auch wenn man eine eigene Meinung hat. Es geht dann auch darum, sich mit Leuten zu umgeben, denen man trauen kann. Dann kann man auch einen Teil seiner Kontrolle abgeben - einfach weil man sicher sein kann, dass interessante Ideen auf den Tisch kommen, auf die man selbst nicht gekommen wäre."

Der Titel des Albums bezieht sich auf zwei verschiedene inhaltliche Ansätze: Die "Hunde" im Titel beziehen sich auf die surrealen, traumähnlichen und die "Menschen" auf die realen, beziehungsrelevanten Aspekte in der lyrischen Welt der Sophie Auster. "Nun. Ich habe darüber nachgedacht, welche Stimmung die Scheibe hatte. Ich realisierte dann, dass es in der der Hälfte der Songs tatsächlich um Beziehungen geht, in denen ich mich befunden habe und die andere Hälfte sich um metaphorische Dinge drehte - zwei Songs von Tieren und einer von meinem Hund, den ich in meiner Kindheit hatte handelten. Da war ein gut klingender, tiefgründiger, lustiger Titel wie 'Dogs & Men', der diese Aspekte auch beinhaltete, dann schnell gefunden." Ein gutes Beispiel für Sophies speziellen Humor ist das Video zu dem Song "Bad Manners", in dem sie alle Rollen - männliche wie weibliche spielt. "Hahaha - der Song wurde aus einer männlichen Perspektive über eine unschöne Trennung geschrieben. Als wir das Video gedreht haben, wollte ich mit den Aspekten Sexualität und Humor spielen. Der Gedanke bei dem Song war nämlich, dass sowohl Frauen wie auch Männer lächerlich sein können. Der Song hätte einen komplett anderen Tenor, wenn hier eine Frau hinter einem gut aussehenden Typen her wäre. Deswegen habe ich alle Rollen in dem Video gespielt - inklusive Verkleidungen." Wonach sucht Sophie denn in ihren Songs. Es ist ja nicht so, dass Sophie in ihren Songs Geschichten erzählt. Es sind mehr Bilder und Stimmungen - oder? " Ja schon - einiges ist tatsächlich eher abstrakt als linear. Man muss dabei möglichst liberal mit sich selber umgehen. Ich editiere mich schon selbst - am Ende sind es aber doch meistens die kleinen Dinge, die spontan von selber entstehen, die sich am authentischsten anfühlen. Das können manchmal seltsame Dinge sein - sie funktionieren aber für mich." Ein gutes Beispiel dafür ist der Song "Find That Girl". "Ja - da kommen die Träume ins Spiel", verrät Sophie, "ich hatte nämlich diesen Traum von einem Mädchen, das in einem weißen Kleid im Wasser trieb. Sie wurde an Land gespült. Gleichzeitig hatte ich gerade viel Peggy Lee gehört - speziell die Sachen, die sie für Disney gesungen hatte 'Lady & The Tramp' z.B. Daher kommt dann dieses jazzige Feeling in dem Song." Das ist ja alles sehr interessant - allerdings könnte der Zuhörer sich das niemals selbst zusammenreimen. Darum geht es aber auch gar nicht, oder? "Nein - das ist alle offen zur Interpretation. Für mich macht das Ganze irgendwo Sinn - aber es muss nicht für jeden Sinn machen. Wenn jemand die Melodie mag, mit den Texten aber nichts anfangen kann - oder umgekehrt - dann ist das okay - so lange jemand nur etwas mitnimmt." Wie kommuniziert Sophie ihre Ideen denn zu ihren Musikern? "Nun, mit denen arbeite ich nun schon seit fünf Jahren eng zusammen", führt sie aus, "und diese haben einen guten Sinn für die Musik, die ich machen möchte. Ich muss denen eigentlich gar nicht viel erklären - die fassen die Stimmung, die ich vermittele, sehr schnell auf. Wir spielen dann erst mal und sehen, was passiert - und dann kann man an den Details arbeiten. Die Arrangements kommen dann zuletzt dazu."

Das hört sich alles so an, als wüsste Sophie sehr genau, was wie zu tun ist, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Was ist dann die größte Herausforderung als Songwriterin für sie. "Hm - das ist eine gute Frage", zögert sie - ziemlich lange, "heutzutage übe ich mich darum, an der Struktur meines Materials zu arbeiten. Ich habe ja kein klassisches Songwriting studiert und muss irgendwie zu den Basics zurückfinden. Ich muss also herausfinden, was einen Song eigentlich gut macht und nicht bloß, was gut klingt. Ich muss also versuchen, zu einer Art klassischen Struktur für mich zu finden. Die besten Songs für mich haben eine ausgewogene Balance zwischen Simplizität und einer gewissen Frische. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist immer Tom Waits 'Take It With Me'. Dort spielt er einen simplen, sentimentalen Song auf einem verstimmten Klavier - wobei er jedoch genau den Kern der Sache auf eine emotionale Weise trifft. Er redet von Dingen, über die Millionen von Leuten vor ihm auch schon gesungen haben - tut das aber auf seine ganz eigene Weise. Das ist es, was ich erreichen möchte." Sophie arbeitet ja auch als Schauspielerin: Ist es denn wichtig, auch als Musikerin in verschiedene Rollen schlüpfen zu können? "Ich denke schon", überlegt sie, "speziell wenn man live auftritt, muss man ja nicht unbedingt höflich man selber sein, sondern kann - auch im übertragenen Sinne - Kostüme tragen. Musik hat schon eine gewisse theatralische Qualität. Das tolle als Songwriter ist ja, dass man sich verändern kann und mit Rollen spielen kann." Geht das denn weiter mit der Schauspielerei? "Das kann ich momentan noch nicht sagen. Ich mag die Schauspielerei - insbesondere den Gemeinschafts-Aspekt dieses Metiers, aber im Augenblick möchte ich so viel Musik wie möglich veröffentlichen. Wenn wieder ein Filmangebot kommt, muss ich mir dann überlegen, ob das machen kann oder will. Vielleicht werde ich das machen - vielleicht aber auch nicht." Nun, bis dahin kann man sich ja auch zunächst mal mit Sophies Musik beschäftigen. Das neue Album - das zunächst mal nur digital erhältlich sein wird - ist dazu sicherlich schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Hoffentlich findet Sophie denn auch mal den Weg auf unsere Bühnen.

Weitere Infos:
www.sophieaustermusic.com
twitter.com/SophieHAuster
instagram.com/sophieauster/
www.facebook.com/SophieAusterMusic
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Sophie Auster
Aktueller Tonträger:
Dogs And Men
(Eigenveröffentlichung)
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